Der afrikanische Kuchen: Zum Wohl des afrikanischen Volkes - oder des Westens? Am Beispiel Kameruns
07. Okt 2022 | Blog
VON Sandrine Ngo Ngan
Seit einigen Jahren wachsen die multilateralen Beziehungen zwischen dem afrikanischen Kontinent und Ländern wie China, Indien, Türkei oder Russland. Diese zunehmenden Beziehungen mit internationalen Partnern beeinträchtigen den Einfluss bestehender Akteure, deren Wurzeln sich noch auf die Zeit der Kolonialisierung zurückführen lassen. Kamerun, eines der wichtigsten Länder in der Subregion Zentralafrika bleibt von diesem Trend nicht ausgenommen. Zentral gelegen, mit dem wichtigsten Umschlagshafen des Bündnisses CEMAC (Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Republik Kongo, Gabun, Äquatorialguinea und Tschad), reich an Rohstoffen und Bodenschätzen, weckt Kamerun immer mehr das Interesse von ausländischen Investoren. Jeder potenzielle ausländische Partner stellt in Aussicht, das Beste für Kamerun zu wollen. Ob dies der Realität entspricht, ist ein anderer Punkt.
Viele Konflikte beunruhigen die Welt, nicht alle werden in der Auslage geführt, wie der Ukraine Krieg. Hierbei ist zu beobachten, dass sich Länderblöcke abzeichnen. Manche erwarten von afrikanischen Ländern, darunter auch von Kamerun, dass sie sich in diesen Elefantenkämpfen positionieren, obwohl die Gefahr besteht, dass sie selbst darunter leiden. Der Druck kommt von allen Richtungen, wie z.B. Diktat von Handelspartnern und militärischen Bündnissen. Keiner fragt sich, was die afrikanische Bevölkerung wirklich braucht. Selbstbestimmungsrecht scheint keine Rolle zu spielen, wenn es sich um afrikanische Länder handelt.
Kamerun wird aufgrund seines politischen Führungssystems (ein Regierungschef, der seit 40 Jahren an der Macht ist) und der Korruption (144. Platz auf der CPI 2021) international kritisiert. Reicht das, um das Land in eine Schublade zu stecken? Ein anderes Beispiel: Kamerun ist in den Augen einiger Nationen und internationaler Organisationen ein Dschungel in Bezug auf Menschenrechte. Trotz andauernder Unruhen seit 2017 im Zuge der Unabhängigkeitsbewegungen im Westen des Landes und dem durch Boko Haram angestifteten Terrorismus im Norden, ist Kamerun aber auch eine stabile Anlaufstelle für Flüchtige mehrerer afrikanischen Länder. Laut Info des UNHCR hat Kamerun heuer im September mehr als 470.000 Flüchtige aufgenommen. Zudem wurde das Land durch die Weltbank und den IWF seit 1990 aufgefordert, an Reformprogrammen zur Erhöhung der Transparenz, zur Bekämpfung der Armut, sowie zur Förderung der Landwirtschaft z.B., teilzunehmen. Im Zuge dessen wurden viele Sektoren privatisiert und die Tür für ausländische Investoren geöffnet. Kamerun ist somit das Eden mancher Investoren des Hexagons geworden und wird seitdem intensiv wirtschaftlich beschlagnahmt: Energie, Logistik, Gesundheit, Landwirtschaft, Straßenbau, usw. Die für seine Tätigkeiten in Afrika umstrittene Bolloré Gruppe z.B. hält vermutlich bis zur kompletten Übernahme ihrer Beteiligung Bolloré Africa Logistics SAS durch die MSC Group am Stichtag 31.03.2023 noch das Monopol der Verwaltung des autonomen Hafens Kribi (der zweitgrößte des Landes), des Schienenverkehrs (Personen- und Güterverkehr) sowie z.B. im Bereich Holzindustrie und -export. Trotz dieser Aufteilung in fremden Händen wird immer mehr verlangt, dass Kamerun aus internationaler Solidarität, Fürsorge für das eigene Volk und "Wille zur Demokratisierung", bereits niedergelassenen Investoren noch freieren Raum gewährt und interessierte Investoren, die als Weltfeinde definiert werden, verjagt.
Mag sein, dass diese Konstellation Kamerun in eine hilflose Stellung setzt oder einige Fragen erweckt, wie z.B. ob Kamerun ein Schatz ist, den privilegierte und paternalistische Länder allein für sich behalten wollen? Oder doch eher eine freie Nation, die unabhängig ihrer wirtschaftlichen und geopolitischen Schwächen, das Beste für sich suchen kann? Wie dem auch sei, soll der Durst nach mehr Selbstbestimmung von Kamerun wachsen. Das Land braucht dringend mutige und innovative Politiker, die protektionistische Maßnahmen trotz Globalisierung ergreifen, sowie mehr Zivilcourage und einen vernünftigen Patriotismus zum Ablehnen des routinierten und korrupten Systems. Nur dieser Weg kann langfristig die Souveränität Kameruns in allen Bereichen sicherstellen.
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