Der Gini-Koeffizient hat Auswirkungen auf Bildung und Wachstumspotenzial

12. Dez 2014 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Die OECD ist in einer ihrer jüngsten Studie namens „Focus on Inequality and Growth - Does income inequality hurt economic growth?“ der Frage nachgegangen, ob eine ungleiche Einkommensverteilung Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hat. Im Rahmen der Analysen wird ausgewiesen, dass die Kluft zwischen den Armen und Reichen in den meisten OECD-Ländern den höchsten Wert der letzten 30 Jahre erreicht hat. Die Top-Verdiener (10% mit den höchsten Einkommen) verdienen heute das 9,5-fache jener 10%-Gruppe, die die niedrigsten Einkommen aufweisen. Im Vergleich dazu betrug das Verhältnis in den 1980er Jahren lediglich 7:1.

 

Der Gini-Koeffizient ist ein Indikator, der die Verteilung des Einkommens beschreibt und in einem Bereich zwischen 0 und 1 notiert. Ein Wert von 0 bedeutet, dass die Einkommen völlig gleichverteilt sind, wohingegen bei einem Wert von 1 das gesamte Einkommen von lediglich einer Person erwirtschaftet wird. In den 1980er Jahren wiesen die OECD-Länder einen Gini-Wert von 0,29 auf - innerhalb der letzten Jahrzehnte ist der Koeffizient auf 0,32 angestiegen. Auch hier zeigt sich, dass die Einkommensverteilung heute weniger ausgeglichen ist als in den 1980er Jahren.

 

Abbildung 1: Gini-Koeffizient ausgewählter Länder

Quelle OECD Income Distribution Database

 

Für Österreich wird der Gini-Koeffizient seit 2004 berechnet - der Wert ist seit damals von 0,27 auf 0,28 gestiegen und liegt damit deutlich unter dem OECD-Mittelwert. Auffallend ist, dass Länder, die in diversen Wohlstandsindikatoren Spitzenplätze einnehmen, auch hier über eine relativ ausgewogene Verteilung der Einkommen verfügen (z.B. Norwegen, Dänemark, etc.). In den USA ist die Verteilung deutlich unausgeglichener - der Gini-Wert beträgt dort vergleichsweise hohe 0,38 Punkte.

 

Aber welche Auswirkungen hat dieser Koeffizient auf das Wachstum einer Volkswirtschaft?
Gemäß den neuesten OECD-Analysen hat eine ungleichmäßige Verteilung der Einkommen einen statistisch signifikanten Einfluss auf das „mittelfristige“ Wirtschaftswachstum. Wenn der Gini-Wert um 3 Punkte steigt, wirkt sich dieser Effekt auf die kommenden 25 Jahre negativ mit 0,35% p.a. bzw. kumuliert 8,75% über die gesamte Laufzeit aus.

 

Bei nüchterner Betrachtung sind die Auswirkungen sehr massiv. Aber warum ist das so? Grundsätzlich gibt es mehrere Gründe, ein wesentlicher Grund liegt aber im Bereich der Bildung. Es ist zu beobachten, dass Haushalte mit „geringerem“ Einkommen weniger in Bildung bzw. in die Schärfung persönlicher Kompetenzen investieren. Das hat nicht nur langfristige Auswirkungen auf das BIP sondern auch auf die persönlichen Lebensumstände der Menschen. Ich gehe zudem davon aus, dass der zunehmende Bildungskeil die Einkommensschere weiter öffnen wird. Ein nicht zu vernachlässigender Faktor.

 

Damit untermauert die Analyse der OECD wieder einmal eindringlich - ein Investment in Bildung „kostet“ zwar Geld, erhöht aber die langfristigen Erfolgsaussichten beträchtlich!

 

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