Die Vermüllung der Welt – Teil 2

29. Nov 2018 | Blog

VON Philipp Ebner

Im zweiten Teil meiner Blogserie befasse ich mich mit den Entsorgungsmethoden der EU-Mitglieder und versuche einen Einblick hinter die Kulissen der Plastikindustrie zu geben.

 

Um den ersten Teil nochmal in Erinnerung zu rufen, fasse ich die Ergebnisse kurz zusammen. Der Alleskönner Plastik ist ein Grundstoff unserer modernen Zivilisation. Mit einer globalen Produktion von 335 Mio. Tonnen im Jahr 2016 findet das Produkt in jedem Bereich des täglichen Lebens Anwendung und führt schlussendlich als der „Top Wegwerf-Artikel“ zur Entstehung des „Great Pacific Garbage Patch“. China, als der größte Plastik-Importeur, verließ die Weltbühne der Recycling-Länder und ließ viele Stadtgemeinden vor riesigen Müllbergen stehen. Wir Österreicher liegen mit einer Recyclingquote von 57,6% aller Abfälle innerhalb der EU zwar auf Platz 2 nach Deutschland, führen aber dennoch 71% aller Kunststoffabfälle der thermischen Verarbeitung zu.

 

Wenn wir über unsere Landesgrenze hinausblicken und die Entsorgungsmethoden der anderen EU-Mitglieder betrachten, ist ein Süd/Ost-Gefälle erkennbar. Lediglich in 9 europäischen Ländern sind Deponierverbote in Kraft getreten, unter denen die Schweiz als Musterschüler mit keiner einzigen Mülldeponie heraussticht.

 

Quelle: plasticeurope

 

Grundsätzlich sind im Jahr 2016 europaweit 27,1 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle angefallen, davon werden 31,1% stofflich und 41,6% energetisch verwertet. Ein nach wie vor großer Anteil von 27,3% landet auf den europaweiten Deponien. Insbesondere Kunststoffgemische können schwer recycelt werden, weshalb sie in vielen Ländern deponiert werden. In zahlreichen Ländern Europas ist die Deponierung von Kunststoffabfällen nach wie vor der Hauptentsorgungsweg für Kunststoffabfälle.

 

Quelle: plasticeurope

 

Jedoch haben sich einige europäische Länder von der Abfalldeponierung abgewendet und in Recycling- und energetische Verwertungsanalagen investiert. So ist europaweit ein Trend zum Bau von Sammel-, Sortier- und Verwertungsanlagen erkennbar, was zu einem Anstieg von 79% im Recycling und einer Abnahme von 43% in der Deponierung von Müll zur Folge hatte.

 

Quelle: plasticeurope

 

Im Jahr 2016 wurde zum ersten Mal mehr Plastikmüll in den Wiederaufbereitungsanlagen verarbeitet als in den Mülldeponien eingelagert. Diese Entwicklung ist einer Effizienzsteigerung der Recyclinganlagen und einer EU-Recyclingvorgabe von 22,5% geschuldet. So konnten 19 EU-Staaten mit einer Recyclingrate von 35% dieser Zielvorgabe absolut gerecht werden, wonach Deutschland und Tschechien Recyclingraten von sogar über 50% erreichten.

 

Quelle: plasticeurope

 

Die zwei Vorreiter können zum Anlass genommen werden, sich mehr mit dem Thema Recycling auseinanderzusetzen, denn durch eine Überarbeitung der EU-PPW-Directive (Packaging and Packaging Waste Directive) vom Mai 2018 wurde die Recyclingvorgabe von aktuell 22,5% auf 65% bis zum Jahr 2025 und weitere 5% auf 70% bis zum Jahr 2030 verschärft.

 

Angesichts der Tonnen von weggeworfenem Plastikmüll muss man sich die Frage stellen: „Wer produziert die Produkte und welchen Beitrag leistet die Industrie?“

 

Europa ist im weltweiten Wettbewerb der Plastikproduzenten auf Augenhöhe mit den NAFTA-Staaten, wenngleich um die Hälfte kleiner als die asiatischen Länder. So halten die fernöstlichen Staaten einen Marktanteil von 50% an der Gesamtproduktion.

 

Quelle: plasticeurope

 

Demnach stellte Europa im Jahr 2016 ca. 60 Mio. Tonnen an Plastik in unterschiedlichsten Formen für alle Wirtschaftsbereiche her. Die gesamte Industrie in der EU (einschließlich Rohmaterial Produzenten, Rohmaterial verarbeitendes Gewerbe, Recycler und Entwickler von Maschinen) umschließt ca. 60.000 Unternehmen, die hauptsächlich im klein- und mittelständischen Bereich Fuß gefasst haben. Die 1,5 Mio. Beschäftigten erzielten im Jahr 2016 einen Umsatz von 350 Mrd. EUR und trugen laut Eurostat zu einem Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr von 1,9% bei. Die Außenbeziehung der Branche mit dem Ausland ist durchaus von positiven Nettoexporten geprägt. So konnte in den Bereichen Herstellung und Verarbeitung im Jahr 2016 ein Handelsüberschuss von 15 Mrd. EUR erzielt werden.

 

Quelle: plasticeurope

 

Das Produkt Plastik ist aufgrund der gravierenden Umweltschäden und der langen Zersetzungsdauer massiv unter Druck geraten. Die EU versucht mit strengeren Recyclingquoten der Verschmutzung Herr zu werden und die Industrie drückt ihrerseits, mit einer Art „Gebrauchsanweisung für den Konsumenten“, dem Produkt ein „grünes Image“ auf. Es liegt auf der Hand, dass mit steigendem Wohlstand auch der Konsum von Plastik ebenfalls ansteigt, sodass eine positive Korrelation zwischen BIP/Kopf und Verpackungsmaterial in Kg/Kopf gemessen werden kann.

 

Quelle: expra

 

Die Daten beziehen sich zwar auf die Jahre 2006 bis 2012 und wurden Ende 2015 im Auftrag von Eurostat veröffentlicht, bestätigen aber nach wie vor den angestiegenen Plastikkonsum. Tendenziell verbrauchen wohlhabende Staaten mehr Verpackungsmaterial als Volkswirtschaften mit niedrigen Wachstumsraten. Interessant ist jedoch auch, dass Länder mit ähnlichen BIP-Zahlen unterschiedliche Plastik-Verbrauchszahlen pro Kopf aufweisen.

 

Grundsätzlich liegt der Umgang mit dem Wegwerfprodukt Plastik schlussendlich noch immer in der Hand der Konsumenten. Da Plastik ein Grundstoff unserer Gesellschaft geworden ist, können wir nicht auf diesen verzichten, wir können jedoch einen Beitrag leisten und mit dem Verpackungsmaterial achtsamer umgehen.

 

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