Der Losentscheid

14. Dez 2018 | Blog

VON Stefan Winkler

Im Land der Hellenen war es ohnehin üblich und auch die prosperierenden Stadtstaaten im heutigen Italien pflegten die Tradition über Jahrhunderte – die Kunst des Losens. Nicht so wie im heutigen Sinne im Zusammenhang mit dem Glücksspiel, sondern als Alternative zu Wahlen, wie wir sie auch heute kennen. Absurd? Nein, wohl aber gewöhnungsbedürftig. Für mich liegt das daran, dass die eine Methode - die Wahl - in der oberflächlichen Betrachtung das perfekte Instrument der Legitimation darstellt, während das Los den Anschein des Zufalls und der fehlenden Kontrolle verkörpert. Doch unsere geistigen Vorväter hatten handfeste Gründe, zumindest einen Teil ihrer Ämter per Losentscheid zu vergeben. So sollten wir uns fragen, wie das Thema Losentscheid in unserer heutigen Allgemeinbildung ein derartiges Schattendasein führen kann. Liegt nicht die Wiege unserer Demokratie im alten Griechenland?

 

Auch wenn die eben genannten die Wahl pflegten und nutzten, gebrauchten sie diese weit weniger dogmatisch als wir heute. Eine freie Wahl steht heute als Sinnbild für den demokratischen Prozess. Sie ist sogar in vielen Gesetzen als (einziges) Mittel zum Zweck vorgesehen. Doch einiges kann sie nicht leisten. Betrachten wir etwa heute unsere Parlamente, so werden wir feststellen, dass die Abgeordneten keinen repräsentativen Querschnitt unserer Bevölkerung darstellen. Das „Zuviel“ an Akademikern und Beamten führt dazu, dass andere Bevölkerungsschichten kaum oder gar keinen Einfluss auf den regulären Entscheidungsprozess haben. Zudem sind in von Wahlen dominierten Demokratien, wie sie mittlerweile die absolute Regel darstellen, die Entscheidungsträger stets Diener von zumindest zwei Herren: Einerseits in ihrer Funktion als staatlicher Bediensteter und andererseits als Parteipolitiker, die ihre nächste Wahl nicht aus den Augen verlieren dürfen. Es gibt sogar Wirtschaftszyklen, deren Dauer sich nach den Wahlzyklen richten, weil die typischen „Wahlzuckerl“ vor den Wahlterminen und die wirtschaftspolitischen Korrekturen danach ihre Handschrift in der Konjunkturentwicklung hinterlassen. Wer in sein Amt gelost wird, braucht sich nicht um seine politische Zukunft sorgen. Er kann sie nicht beeinflussen. Zudem sorgen nicht allzu lange Loszyklen immer wieder für frischen Wind und neue Ideen. Freilich ist auch der Losentscheid kein Allheilmittel, aber er ist ein taugliches Werkzeug unter den richtigen Rahmenbedingungen.

 

Übrigens – ganz ist das Los noch nicht aus unserem Staatsapparat verschwunden. Denken Sie an die Schöffen/Laienrichter, die gelost werden, um die Akzeptanz richterlicher Entscheidungen in der Bevölkerung zu erhöhen. Das Losen wäre auch ein mögliches Mittel für privatwirtschaftliche Entscheidungen. Denken Sie zum Beispiel an eine Postenbesetzung mit annähernd gleich qualifizierten Bewerbern. Jeder Anschein der Parteilichkeit könnte hiermit vermieden werden.

 

Das Ziel ist aber nicht, Sie mit Details zu überfrachten. Es findet sich einiges an guter Literatur zum Thema, die dies ohnehin besser vermag. Durch das Wechseln der Perspektive erscheint aber oft Vertrautes in ganz neuem Licht und wir sind weit weniger wahllos als ursprünglich gedacht.

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