Truth or Fiction – 2020 im Rückblick
18. Dez 2020 | Blog
VON Stefan Donnerer
Das Jahr 2020 hatte einige „Höhepunkte“ zu bieten und wird vor allem durch Ereignisse, die einzigartig in der jüngeren Geschichte sind, uns alle in Erinnerung bleiben.
Geprägt von der allgegenwärtigen Corona-Pandemie, fanden zahlreiche Geschehnisse statt, welche in der Pre-Corona Zeitrechnung Inhalt einer abwegigen Fiktion sein hätten können, mittlerweile allerdings tatsächlich unser aller Leben spürbar beeinflusst haben und die Nachwirkungen uns auch im nächsten Jahr begleiten werden.
Grund genug um am Ende dieses Jahres gewisse erinnerungswürdige Ereignisse Revue passieren zu lassen, die im Tumult vielleicht etwas untergegangen sind bzw. Themen, denen ich eine besondere Aufmerksamkeit widmen möchte, da diese auch im nächsten Jahr von größerer Bedeutung sein werden. Darum hier an dieser Stelle ein kleiner Rückblick auf einzelne ausgewählte „Highlights“ welche die Superlative dieses Jahres am besten widerspiegeln.
Keine Insolvenzen – Keine Probleme
Obwohl aufgrund der zahlreichen Corona-Maßnahmen zahlreiche wirtschaftliche Unternehmungen stark existenzgefährdet waren bzw. noch immer sind, so ist die Zahl der Insolvenzen im 1. Halbjahr 2020 um ca. 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr in Österreich zurückgegangen. Grund für diese schizophrene Darstellung der heimischen Wirtschaftslage ist leider nicht primär der österreichische Unternehmergeist, sondern vielmehr die Maßnahmen der Bundesregierung, welche es ermöglicht haben, eigentlich notwendige (und in „normalen“ Zeiten gesetzlich verpflichtende) Insolvenzanträge nach hinten zu verschieben.
Bedingt durch die Corona-Maßnahmen werden aktuell vom größten Antragssteller– der österreichischen Finanz- und Gesundheitskassen – keine Insolvenzen mehr gestellt, was nicht nur dazu führt, dass derzeit ein verzerrtes Bild vom tatsächlichen Gesundheitsstand der heimischen Wirtschaft dargestellt wird, sondern auch die Unternehmer, Angestellten und Gläubiger unter diesen Konkursverschleppungen (welche in „normalen“ Zeiten strafrechtlich verfolgt werden) leiden.
Auch der österreichische Kreditschutzverband KSV weist in aller Deutlichkeit auf diesen derzeitigen Missstand hin, dass der Ansatz der österreichischen Regierung, die derzeitige Lage der heimischen Wirtschaft zu negieren, langfristig nicht von Erfolg sein kann. Auch wenn derzeit ein Hilfspaket auf das Andere folgt, wird die volle wirtschaftliche Härte der Lockdowns erst im nächsten Jahr zuschlagen.
Inflation an den Kapitalmärkten
Die europäische Zentralbank war auch in diesem Jahr sehr bemüht, ihr selbst gestecktes Inflationsziel von ca. 2 % p.a. zu erreichen. Mit der Hilfe von gefühlt nie endend wollenden Anleihekaufprogrammen seitens der europäischen Zentralbank und der FED soll eben dieses Inflationsziel erreicht werden. Diese Maßnahmen weisen zusätzlich den angenehmen Nebeneffekt auf, dass dadurch die Zinsen und somit die Refinanzierungskosten für europäische Staaten auf ein historisches Minimum gesenkt werden. Mit der hinzukommenden Aussetzung der Maastricht-Kriterien, welche EU-Staaten verpflichtet einen einigermaßen ausgeglichenen Staats-Haushalt einzuhalten, werden ideale Bedingungen geschaffen, um die Staatsverschuldungen auf neue Höhen zu treiben.
Neuerlich kommen sogar Unternehmen in den Genuss dieser günstigen Nebeneffekte, da die EZB und FED erstmalig auch im großen Stil Anleihen von privaten Schuldnern aufkaufen und somit eine noch dominantere Rolle am Kapitalmarkt einnehmen.
Dies hat zur Folge, dass sowohl die Verschuldung in der EU als auch weltweit, in Relation derzeit sogar höher ist als in der Zeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg. Zusätzlich prognostiziert der IMF einen BIP Rückgang in der EU von ca. 7 % - was ebenfalls einen traurigen Rekordwert seit den 40er Jahren darstellt.
Bei diesen Zahlen könnte man vermuten, dass die Lage am Anleihenmarkt besonders angespannt ist und die Unsicherheit über die Zukunft sowie die drohenden Zahlungsausfälle vieler privater Schuldner mit hohen Risikoprämien abgegolten wird. Blickt man allerdings auf die Entwicklung der Credit Spreads (Risikoaufschläge) für Unternehmensanleihen, so befinden sich diese mittlerweile wieder fast auf Vorkrisenniveau.
Die Zeit wird zeigen ob diese Risikoaufschläge die tatsächliche wirtschaftliche Stabilität oder vielmehr die Geldflut am Kapitalmarkt widerspiegeln. Fakt ist allerdings, dass diese künstlich generierte Nachfrage seitens der Notenbanken nach Staats- und Unternehmensanleihen zu einer beachtlichen Wertsteigerung in der zweiten Jahreshälfte geführt haben. Die somit beabsichtige Steigerung der Inflationsrate (welches eines der Hauptziele der EZB ist) hat somit vorrangig am Kapitalmarkt stattgefunden, während die Kerninflationsrate im Euro-Raum im Herbst 2020 nur 0,8% betragen hat.
Es ist jedoch nicht absehbar, dass die EZB von ihrer derzeitigen expansiven Geldpolitik abweichen wird, auch wenn diese einige Kollateralschäden mit sich ziehen bzw. diese auf immer mehr Kritik stoßen (siehe Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichtshofes zum Anleihenkaufprogramm der EZB aus diesem Jahr). Ganz nach dem Motto „Whatever it takes“ wird die Rolle von Notenbanken im Finanzmarkt immer präsenter, einhergehend mit der Gefahr, dass zukünftig erwartet wird, dass jede wirtschaftliche Krise von den Notenbanken „weggekauft“ wird.
Tech-Boom
Der wohl größte Profiteur von den zahlreichen Corona-bedingten Maßnahmen ist wohl die Technologie-Branche. Home-Office, Videokonferenzen und vieles mehr haben dazu beigetragen, dass die Aktienkurse von Technologie-Unternehmen in neue Höhen getrieben worden sind. So notiert der NASDAQ, der wohl bedeutendste Aktienindex von Technologie-Unternehmen, 30% höher als zu Jahresbeginn was somit ein neues All-Time-High darstellt. Dass dabei die börsliche Bewertung dieser Aktiengesellschaften fernab von den „tatsächlichen“ und „inneren“ Werten der Unternehmen ist, ist jedoch nicht neu und so findet sich zu jedem Artikel welcher über die Rekordwerte der Tech-Branche berichtet, im Gegenzug eine Analyse welche sich mit dem Platzen dieser Blase beschäftigt.
Dass zu viel Erfolg und Marktmacht auch größere Probleme mit sich bringt, zeigen uns neuerdings Facebook, Google & Co. Aufgrund der Dominanz und ihrer besonderen Monopolstellung am Markt bzw. in unser aller Leben, planen Regierungen diesen Einfluss maßgeblich zu reduzieren bzw. regulieren.
Die Verbraucherschutzbehörde FTC und 48 Generalstaatsanwälten (und somit 48 Bundesstaaten) klagen Facebook aufgrund ihrer Vorgangsweise bei den feindlichen Akquisitionen der sozialen Plattformen Instagram und Whatsapp. Die Kläger vertreten dabei den Standpunkt, dass diese nach einer systematischen Strategie erfolgt sind um kritische Mitbewerber gezielt zu neutralisieren und die Dominanz Facebooks zu stärken. Im Falle einer gewonnenen Klage, müsste Facebook die Vermögenswerte Instagram und Whatsapp veräußern und Übernahmen, welche in der Tech-Branche Gang und Gäbe sind, würden plötzlich in einem neuen Licht dastehen, was folgeschwere Nachwirkungen für den M&A Markt mit sich bringen könnte.
Experten sehen den Ausgang dieser Klage derzeit als ungewiss und rechnen auch erst in einigen Jahren mit dem Ergebnis. Auch die EU-Kommission ist gerade dabei einen neuen Gesetzesentwurf zu erarbeiten, der vorsieht, dass zukünftig vor allem größere Anbieter wie die großen Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley, bisher leider übliche unfaire und verbraucherschädliche Methodiken einzustellen, die in der Vergangenheit den digitalen Wettbewerb stark verzerrt haben. Darunter fällt beispielsweise, dass Google sicherstellen muss, dass Drittanbieter-Software genau so gut funktionieren kann wie eigen entwickelte Software am Android-Smartphone. Bei Nichtbeachtung drohen hohe Strafen (bis zu 10 Prozent des Jahresumsatzes) oder gar Zerschlagungen.
Auch der Bitcoin-Kurs legt derzeit eine beachtliche Rally hin und hat im Dezember ein neues Rekordhoch erreicht und die „magische“ USD 20.000 erstmalig durchbrochen. Angefeuert von den Überlegungen der europäischen Zentralbank selbst eine digitale Währung etablieren und von Facebooks Plänen bereits Anfang 2021 ihre eigene Digital-Währung Diem (früher Libra) ihren knapp 2.7 Mrd. Usern anbieten zu wollen, sind Crypto-Währungen wieder en vogue und ein gern genutztes Spekulationsobjekt. Idealer Zeitpunkt um für die größte Online-Handelsplattform für Kryptowährungen „coinbase“ einen Börsengang zu planen und vom allgemeinen Hype Kapital zu schlagen.
Natürlich gab es noch viel mehr Ereignisse und Meldungen in diesem Jahr, die vor Jahren nicht denkbar gewesen wären und deutlich mehr Aufmerksamkeit bzw. eine nochmalige Betrachtung am Jahresende verdient hätten. Lassen Sie mich ihre „Highlight“-Meldung aus dem Jahre 2020 wissen!
Doch auch wenn das Jahr 2020 in allen seinen Facetten einzigartig war, hoffe ich, dass Sie bestmöglich allen Umständen entgegenwirken konnten und wünsche einen besinnlichen Jahresausklang und ein erfolgreiches neues Jahr.
Hier können Sie den Verfasser gerne kontaktieren: stefan.donnerer@securitykag.at
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