Protection par Occupation: eine nachhaltige Lösung gegen die Wohnungskrise der Berufstätigen in Île-de-France oder ein Teufelskreis?

16. Dez 2021 | Blog

VON Sandrine Ngo Ngan

Die Region Île-de-France lockt mit ihren traumhaften Sehenswürdigkeiten (Tour Eiffel, Arc de Triomphe, Avenue des Champs-Elysées, Musée du Louvre, Château de Versailles, Disneyland, die berühmte Rennstrecke Hippodrome d´Enghiens-Soisy, Montmartre, usw.) und mit der Luxusmode viele Touristen und Modefaszinierte. Sie bietet zwar Berufstätigen ein breites Berufsspektrum, aber ist oft ein nicht leistbarer Wohnort. In Île-de-France zu arbeiten und sich keinen Wohnraum leisten zu können, ist leider die zunehmende Realität von Berufstätigen in Frankreich. Ein tägliches Pendeln zwischen einer Provinz und Île-de-France ist keine Seltenheit mehr. Einige, die keine Wahl haben, müssen sich mit unwürdigen Wohnbedingungen zufriedengeben. Fast 4 Mio. Menschen, davon 1,2 Mio. allein in Île-de-France, leben in solchen Verhältnissen in Frankreich.

 

Private Wohnflächen sind wie Expeditionsschätze in Île-de-France, obwohl es genug leere Büroräume gibt. Die Gegend hat fast 3 Mio. m² Leerflächen an unbewohnten Büroräumen. Einige Unternehmen haben die unerfreuliche Situation der Wohnungssuchenden beobachtet und peu à peu neue Lösungen in Form einer besonderen Umwidmung am Wohnungsmarkt kreiert: la „Protection par Occupation“. Der Gesetzgeber hat auch später einen juristischen Rahmen für solche Angebote begünstigt. Ein Bau- und Wohngesetz wurde 2018 verabschiedet: Loi n° 2018-1021 du 23 Novembre 2018 portant sur l´Évolution du Logement de L'Aménagement et du Numérique (ELAN). Das Gesetz ELAN soll eine Hauptantwort auf die Wohnungskrise in Frankreich sein und regelt unter anderem auch die sog. „Protection par Occupation“. 

 

Unter „Protection par Occupation“ versteht man eine Umwidmung von gewerblichen Flächen in vorübergehende Wohnräume. Diese Dienstleistung bezweckt die Sicherung und den Schutz von unbewohnten und unvermieteten Büroflächen, sowie die Förderung von praktischen Wohnlösungen für vorläufig Bedürftige allgemein, aber werden von Berufspendlern bevorzugt. Temporäre Wohnräume können für maximal 18 Monate (inkl. Mietverlängerungszeit) für Kosten zwischen 75€ und 200€ maximal pro Monat bezogen werden. Diese Kosten beinhalten auch alle notwendigen Betriebs-, Heiz- und Stromkosten und die Wohnungen sind auch zum Großteil voll möbliert. Für Eigentümer ist es ein Mehrwert, weil sie weiterhin Einnahmen kassieren. Des Weiteren ist das Gebäude vor Vandalismus, illegaler Hausbesetzung und Verfall geschützt. Personalausgaben, die durch eine Einstellung eines Sicherheitsdienstes entstehen, können signifikant gesenkt werden. Berufstätige, die auf solche Angebote zugreifen, haben die Möglichkeit mitten in Île-de-France für angemessene Preise kurzfristig und bequem zu wohnen. Die Unannehmlichkeit und Dauerfolgen der täglichen Pendelfahrt werden vermieden.

 

Der Nachteil an diesen Schnäppchen-Wohnungen ist die Kündigungsfrist, die sich oft auf einen Monat beschränkt. Dies kann eine unliebsame Überraschung für die temporären Mieter sein, weil der Hausbesitzer unerwartet die Räume zu anderen Zwecken gebrauchen kann. Vermittlungsfirmen haben auch das Recht, unangemeldet die Räume der Mieter zu betreten, um die Einhaltung der Hausordnung zu prüfen. Im Fall einer Pflichtverletzung können die Mietverhältnisse sofort beendet werden. Dazu kommt die Tatsache, dass solche umgewandelten Wohnräume in Gewerbegebieten oder auf teuren Geschäftsavenues (La Place Vendôme mitten in Paris z.B.) liegen, wo es nur eingeschränkte Möglichkeiten gibt, sich täglich für den Grundbedarf günstig zu versorgen. 

 

Trotz der Vorteile, die für Besitzer der Leerräume durch Umwidmung entstehen, gibt es immer noch unflexible und sture Besitzer, die sich nicht auf den neuen Trend einlassen wollen. Ein Widerstand, der langfristig kontraproduktiv ist, weil gewerbliche Mieter immer anspruchsvoller werden. Die Mehrheit der leeren Büroräume kann kaum mehr ihren Anforderungen genügen. Umwidmungsvermittler haben das Motto „Lieber kurzfristig vermietbare Lebensräume als langfristige Leerbüroräume“ ins Leben gerufen, um die nicht zu unterschätzende kleine positive Wirkung der temporären Umwidmung (für den Mieter) darzustellen. Dem stimme ich leider nicht zu 100% zu: keiner möchte gern ein Weihnachtsgeschenk haben, das er sofort wieder zurückgeben muss, weil der Geschenkgeber es sich anders überlegt hat. Diese Lösung bleibt weiterhin grenzwertig und lässt Wohnungssuchende in der Prekarität verharren. Nachhaltig wäre, Leerräume-Besitzer zu einer Mischverwendung der Räume zu zwingen und eine Gleichbehandlung (Stärkung des Mieterschutzes und Möglichkeit der unbefristeten Mietverträge) von gewerblichen und Privatpersonen zu fördern.

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