Neuer Höchststand der globalen Gesamtverschuldung von 226 Billionen USD!
23. Dez 2021 | Blog
VON Joachim Waltl
Die globale Gesamtverschuldung erreicht einen neuen Höchststand von 226 Billionen USD!
Der Internationale Währungsfonds (IWF) veröffentlicht jährlich die weltweite Gesamtbruttoverschuldung des privaten und öffentlichen Sektors mit dem Datensatz Global Debt Database (GDD), online unter: www.imf.org/external/datamapper/datasets/GDD (abgefragt am 20.12.2021).
Die kürzliche Aktualisierung der Datenbank mit den Zahlen für das Jahr 2020 zeigt den größten Schuldenanstieg innerhalb eines Jahres seit dem Zweiten Weltkrieg. Die weltweite Verschuldung stieg wegen der Covid-19 Pandemie und der einhergehenden tiefen Rezession um 28 Prozentpunkte auf 256 % des nominellen Brutto-Inland-Produktes (BIP) von 226 Billionen US-Dollar.
Etwas mehr als die Hälfte des Anstiegs entfiel auf Kreditaufnahmen der Regierungen. Die weltweite Staatsschuldenquote kletterte auf einen Rekordwert von 99 % des BIPs. Auch die private Verschuldung nichtfinanzieller Unternehmen und privater Haushalte erreichte neue Höchststände.
In den Industriestaaten entwickelte sich der Schuldenanstieg seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 beachtlich. Die Staatsverschuldung stieg von rund 70 % des BIPs im Jahr 2007 auf 124 % des BIPs im Jahr 2020. Damit betragen die Staatsschulden bereits fast 40 % der weltweiten Gesamtverschuldung von 226 Billionen USD. Dies entspricht dem höchsten Anteil seit Mitte der 1960er Jahre. Die Anhäufung der Staatsverschuldung seit 2007 ist größtenteils auf die beiden großen Wirtschaftskrisen zurückzuführen, mit denen die Regierungen konfrontiert waren – zuerst die globale Finanzkrise und jetzt die COVID-19-Pandemie. Die private Verschuldung der Industriestaaten stieg hingegen in einem moderateren Tempo von 164 auf 178 Prozent des BIPs im gleichen Zeitraum.
Quelle: IWF
Auch zwischen den Staaten und Regionen herrscht eine große Finanzierungskluft und eine unterschiedliche Schuldendynamik. Zwei Entwicklungen in der Schuldendynamik sind erkennbar:
Die Industrienationen und China zeigten sich für mehr als 90 % des Schuldenanstiegs in Höhe von 28 Billionen US-Dollar im Jahr 2020 verantwortlich. Entwickelte Staaten profitierten von den niedrigen Zinsen, den Maßnahmen der Zentralbanken (einschließlich großer Käufe von Staatsschulden) und gut entwickelten Finanzmärkten. Hingegen sahen sich auf der anderen Seite der Pandemiemaßnahmen die meisten Entwicklungsländer, da sie mit einem eingeschränkten Zugang zu Finanzmitteln und häufig höheren Kreditzinsen konfrontiert sind. In den Industrienationen stiegen die Haushaltsdefizite, da die Einnahmen der Länder aufgrund der Rezession einbrachen und im Zuge der Verbreitung von COVID-19 umfassende fiskalische Maßnahmen ergriffen wurden. Die öffentliche Verschuldung stieg in den Industrienationen im Jahr 2020 um 19 Prozentpunkte des BIPs, ein Anstieg wie während der globalen Finanzkrise in den beiden Jahren 2008 und 2009 zusammen. Auch die private Verschuldung stieg 2020 mit 14 Prozentpunkte des BIPs fast doppelt so stark wie während der globalen Finanzkrise. Während der Finanzkrise bestand die größte Herausforderung darin, den Schaden durch den übermäßig fremdfinanzierten privaten Sektor einzudämmen. Während der Pandemie unterstützten hingegen Regierungen und Zentralbanken die weitere Kreditaufnahme des Privatsektors, um Leben und Lebensgrundlagen zu schützen.
Schwellenländer und einkommensschwache Entwicklungsländer sahen sich dagegen mit viel strikteren Finanzierungsmöglichkeiten konfrontiert, sodass fast ausschließlich eine höhere öffentliche Verschuldung zum Anstieg ihrer Gesamtverschuldung führte. Der Datensatz dokumentiert allerdings große Unterschiede zwischen den Schwellenländern. Allein auf China entfielen 26 % des weltweiten Schuldenanstiegs. Auf die Schwellenländer (ohne China) und Länder mit niedrigem Einkommen entfielen hingegen nur kleine Anteile des Anstiegs der weltweiten Verschuldung.
Die künftige wirtschaftspolitisch entscheidende Herausforderung dürfte darin bestehen, in einem Umfeld hoher Verschuldung und steigender Inflation die richtige Mischung aus Fiskal- und Geldpolitik zu finden. Bisweilen haben sich in der Krise Fiskal- und Geldpolitik ergänzt. Die Maßnahmen der Zentralbanken, insbesondere in den Industriestaaten, erleichterten den Regierungen die Kreditaufnahme und Verschuldung. Mittlerweile verlagert die Geldpolitik allerdings den Fokus auf eine steigende Inflation. Bei steigenden Zinsen müsste auch nach herrschender Meinung die Fiskalpolitik angepasst werden. Damit werden wahrscheinlich auch die Bedenken hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit von Privaten und Staaten zunehmen.
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