Brain Drain - Fluch und Segen
03. Jul 2015 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Einige europäische Länder, allen voran die Südländer, haben mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen. Im EU-28-Durchschnitt sind rund 22% der 15- bis 24-jährigen Bevölkerung arbeitslos. Im Vergleich dazu betrug die Jugendarbeitslosigkeit vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 15,6%.
Abbildung 1: Jugendarbeitslosigkeit 2014 (Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen)
Quelle: Eurostat
Wie in der Abbildung ersichtlich, sind vor allem Griechenland, Kroatien, Spanien und Italien mit einer extrem hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert. Österreich weist mit einem Wert von 10,3% einen äußerst niedrigen Wert auf. Die Statistik wird von Deutschland mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 7,7% angeführt.
Für junge Menschen gestaltet sich der Arbeitseintritt in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten als äußerst schwierig. Ein hohes Ausbildungsniveau ist Grundvoraussetzung. Am besten ein Studium mit Bestnoten, einigen Auslandssemestern und das Ganze noch in Mindeststudiendauer – und nicht einmal dann kann man von einer „Jobgarantie“ ausgehen.
Ein hoher Arbeitnehmerschutz ist zwar grundsätzlich für die Beschäftigten von Vorteil, allerdings erhöht das die Eintrittsbarriere der Neulinge. Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird man es sich dann mehrmals überlegen, neue Mitarbeiter einzustellen.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass gerade gut ausgebildete junge Menschen dem „unattraktiven“ Heimatland den Rücken kehren und ihr Glück in der Fremde suchen. Ob jene Personen, die sich im Ausland im Arbeitsmarkt integrieren konnten, in ferner Zukunft wieder den Weg zurück in ihre Heimat finden, bleibt äußerst ungewiss.
Abbildung 2: Internationale Zu- und Wegzüge Österreich
Bei einer demographischen Betrachtung der Zu- und Abwanderer wird am Beispiel Österreichs deutlich, dass gerade die Altersgruppe der 25- bis 40-Jährigen die größte Wanderlust verspürt.
Dieser Verlust von Humankapital hat für die betreffenden Volkswirtschaften große und vor allem langfristige Auswirkungen.
Gerade ärmere Länder sind von einer hohen Abwanderungsrate der sogenannten High-Potentials betroffen. In diesem Zusammenhang finde ich eine Analyse des Internationalen Währungsfonds bzw. der World Intellectual Property Organisation sehr interessant.
Abbildung 2: Patente – Anteil der Migranten vs. BIP pro Kopf
Quelle: World Intellectual Property Organisation, IMF, Economist
In der Abbildung wird zwischen klassischen Schwellenländern (rote Punkte) sowie reichen Ländern (blaue Punkte) unterschieden. Zwischen 2007 und 2012 haben 86% der Vietnamesen ihr Patent im Ausland eingereicht. Im Vergleich dazu haben nur 8% der Norweger ihr Patent nicht in Norwegen sondern in einem Drittstaat eingereicht. In der Abbildung wird deutlich ersichtlich, dass gerade Schwellenländer sowie Länder mit einem geringeren BIP pro Kopf schwer damit zu kämpfen haben, dass Personen, die in den betreffenden Ländern geboren wurden, ihre Patente irgendwo im Ausland einreichen. Der Mehrwert und mögliche unternehmerische Gewinne verlagern sich damit naturgemäß auch in einen Drittstaat.
In Zeiten der offenen Grenzen und der Globalisierung findet auch ein Wettkampf um talentierte junge Menschen statt. Langfristig wird ein Land seine Konkurrenzfähigkeit und damit seinen Wohlstand nur aufrechterhalten können, wenn es gelingt, Rahmenbedingen zu schaffen, gerade diese Zielgruppe im Land zu behalten. Eine prosperierende Wirtschaft, eine Aufbruchsstimmung sowie entsprechende Rahmenbedingungen können zudem dazu beitragen, gutausgebildete junge Arbeitskräfte ins Land zu bekommen und von deren Know-how profitieren zu können. Der Wettkampf der Staaten hat bereits begonnen und auch Österreich wäre gut darin beraten, entsprechende Maßnahmen einzuleiten, um nicht weiter an Konkurrenzfähigkeit und in weiterer Folge an Wohlstand zu verlieren.
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