Das R-Wort macht wieder die Runde!

18. Nov 2022 | Blog

VON Alfred Kober

Es ist schon erstaunlich, in welch kurzer Zeit sich entscheidende Rahmenbedingungen für Investierende verändern können. Vor genau einem Jahr markierten internationale Aktienmärkte den Höchststand, von Krieg in Europa und ausufernden Energiepreisen sowie von konjunktureller Schwäche war noch kaum die Rede und Kapitalmarktrenditen guter europäischer Schuldner notierten bei 0 % bzw. gar im negativen Bereich.

 

12 Monate später ist die Welt eine ganz andere. Das stark inflationäre Umfeld treibt die Notenbanken vor sich her, schürt verständliche Zurückhaltung unter den Konsumenten und verängstigt Investoren auf globaler Ebene. Der konjunkturelle Dampfer gerät ins Wanken, soviel steht fest, und für die kommenden Quartale sind niedrige, möglicherweise gar negative Wachstumsraten zu erwarten. Auch die flachen bzw. zum Teil gar deutlich inversen Zinskurven, die wir momentan beobachten können, sind die typischen Vorboten für wirtschaftlich herausfordernde Zeiten.

 

Angesichts dieser Vorzeichen ist die Beunruhigung unter den Aktieninvestoren derzeit groß, zumal Aktien Unternehmensanteile verbriefen und Unternehmen unmittelbar von einem Schwund der Nachfrage betroffen sind. In diesem Beitrag möchte ich kurz aufzeigen, wie sich Unternehmensergebnisse auf der einen Seite und Aktienkurse auf der anderen Seite in einem rezessiven Umfeld verhalten bzw. entwickelt haben - eine gewisse Roadmap sozusagen - mit dem Blick nach vorne. Aufgrund der Datenverfügbarkeit habe ich mich bei der Untersuchung am US-Markt orientiert.

 

 

Die Darstellung veranschaulicht den mittleren Verlauf von Unternehmensergebnissen basierend auf dem Standard & Poors 500 Index sowie dem durchschnittlichen Verlauf der Aktienkurse 24 Monate vor und nach dem Höhepunkt des BIPs. Die Analyse streckt sich über die letzten 100 Jahre und deckt in Summe 17 Wirtschaftszyklen ab.

 

Dass Konjunktur und Gewinnsituation der Unternehmen Hand in Hand gehen, ist klar und auch gut zu erkennen. Im Mittel korrigieren Unternehmensgewinne um etwas mehr als 20 % und mit knapp 24 Monaten braucht die Erholung auch so seine Zeit. 

 

Einen anderen, ja schnelleren Charakter zeigt die Entwicklung der Aktienkurse. Die Graphik bestätigt, dass Aktien künftige Entwicklungen der Gewinnsituation einpreisen. So korrigieren Aktienkurse bereits vor dem offiziellen Verkünden des Rezessionseintritts und verzeichnen im Mittel rd. 26 % an Kursrückgang. Allerdings wird auch die Erholung zu Beginn des neuen Wirtschaftszyklus bereits recht früh vorweggenommen. Die vertikale Linie (strichliert) markiert den jeweiligen Höhepunkt der Wirtschaftsleistung. Der Beginn einer Rezession wird in der Regel erst Monate nach dem Konjunkturhöchststand verlautbart. Die dunkle vertikale Linie markiert ca. das 3. Monat nach dem Gewinnhoch.

 

Aus dem Muster kann abgeleitet werden, dass Investoren Phasen des wirtschaftlich schwierigen Kursumfeldes für den Ein-/Aufbau des Aktienexposures nutzen sollten. Das klingt immer recht einfach, ist erfahrungsgemäß aufgrund der Nachrichtenlage in diesen volatilen und zumeist wenig erbaulichen Marktphasen psychologisch äußerst herausfordernd. Über den Schatten zu springen – das ist das angebrachte Motto in diesen Marktphasen.

 

Aktienmärkte haben zuletzt bereits 15-30 % an Kurswert eingebüßt, stecken immer noch im Korrekturmodus fest und eskomptieren einen Rückgang der Geschäftsdynamik. Unternehmen beginnen ihre Geschäftserwartungen sukzessive zurückzunehmen. An sich ähnelt die aktuelle Entwicklung sehr dem historischen Muster. In Anlehnung an die Darstellung scheinen Aktien also ein gutes Stück des Weges bereits gegangen zu sein.

 

Die Kurshistorie lehrt uns, dass ein Zuwarten auf die konjunkturelle Erholung in der Regel mit dem Versäumnis wesentlicher Kursanstiege bzw. der Akzeptanz geringerer Renditen einher geht. Für Investierende verlangt die aktuelle Phase zumindest ein Mehr an Aufmerksamkeit und eine Re-adjustierung der Allokationen auf das gewünschte Risikoprofil.

 

Dieser kurze Blogbeitrag soll dem Aktieninvestor als bessere Orientierung im Rahmen des Konjunkturzyklus dienen und nicht als unmittelbare Kaufempfehlung gewertet werden.

Alles Gute,

Alfred Kober

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