Die Angst vor Deflation…

29. Mai 2015 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Viele Volkswirte fürchten sich davor, dass Europa auf Japans Spuren wandelt. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnten kämpft die japanische Wirtschaft mit deflationären Tendenzen - damit gehen ein niedriges Wirtschaftswachstum und steigende Staatsschulden einher.

 

Inflationsraten werden in volkswirtschaftlichen Lehrbüchern mit steigenden Preisen eines „repräsentativen“ Warenkorbs definiert. Bei der weniger bekannten Disinflation handelt es sich um abnehmende, aber immer noch positive Inflationsraten, wohingegen eine Deflation rückläufige Konsumentenpreise bedeutet.

 

Als Bemessungsgrundlage wird immer ein repräsentativer Warenkorb herangezogen. Und spätestens hier beginnt es schwieriger(um nicht zu sagen inflationär) zu werden. Neben den klassischen Konsumentenpreisindizes werden auch Produzentenpreisindizes berechnet - einmal in Form eines großen Warenkorbs, einmal als Kernrate (ohne Berücksichtigung der volatilen Sektoren Energie und Nahrungsmittel). Als Österreicher kennt man auch weitere unterschiedlichste Ausprägungen wie z.B.: den „Pensionistenpreisindex“ oder den „Wöchentlichen Einkaufsindex“.

 

Allein die Vielfalt der Warenkörbe verdeutlicht für mich, dass die „wahre“ Inflation nur schwer messbar und verallgemeinerbar ist. Die individuelle Inflation wird somit stark von Faktoren wie z.B.: der jeweiligen Lebensphase, der Einkommenshöhe oder den individuellen Bedürfnissen des Einzelnen beeinflusst. Es ist somit unumgänglich, einzelne Komponenten der jeweiligen Warenkörbe als Gradmesser heranzuziehen.

 

Deflation - jenes Wort, das vielen Marktteilnehmern die Schweißperlen auf die Stirn treibt - kann nicht nur eine schlechte, sondern auch eine gute Seite haben. Als Beispiel für eine „schlechte“ Deflation möchte ich Griechenland nennen. Durch die hohe Verschuldung des Landes ist der Staatshaushalt zu Einsparungen gezwungen. Diese Einsparungen führen zu einer geringeren Nachfrage. Durch den Nachfragerückgang sinken die Preise. Durch das Sinken der Preise und den geringeren Staatsausgaben verlieren immer mehr Konsumenten das Vertrauen. Unternehmensumsätze gehen zurück und die ersten Restrukturierungsmaßnahmen werden verabschiedet. Dadurch steigen die Arbeitslosenraten, Investitionen werden in die ferne Zukunft verschoben. Durch die geringeren Umsätze sinken auf der einen Seite die Steuereinnahmen des Staates (Einkommenssteuer, Umsatzsteuer) bzw. steigen auf der anderen Seite die Staatsausgaben (Arbeitslosengeld). Dadurch erhöht sich die Verschuldung - sowohl nominell als auch durch die rückläufige Wirtschaft in Relation zum Bruttoinlandsprodukt. Und damit befindet sich der Wirtschaftsraum in einer Abwärtsspirale.

 

Die andere Seite - in diesem Fall meine ich eine „gute“ Deflation - möchte ich anhand des rückläufigen Ölpreises darstellen. Durch den Ölpreisrückgang werden Konsumenten im täglichen Leben spürbar entlastet. Sei es an der Tankstelle oder durch den Rückgang der Heizkosten im Winter. Auch von der Unternehmensseite kommt es zu einer Entlastung. Die sinkenden Preise führen zu geringeren Produktionskosten. Diese wiederrum haben sinkende Konsumentenpreise zur Folge. Durch die beschriebenen Effekte erhöht sich die Kaufkraft des Konsumenten. Dadurch fühlen sich die Konsumenten besser und neigen dazu, noch mehr zu konsumieren. Durch die erhöhte Nachfrage werden auch Unternehmen in Erwartung eines positiven Wirtschaftsumfeldes Investitionen tätigen und Arbeitskräfte einstellen. Aus Staatssicht bedeutet das höhere Steuereinnahmen (Umsatzsteuer, Einkommenssteuer) und niedrigere Sozialkosten (Arbeitslosengeld). In diesem Fall würde man in eine Aufwärtsspirale eintreten.

 

Deflation ist aus meiner Sicht per se nicht das Problem. Vielmehr kommt es auf die Ursache und in weiterer Folge auf die Auswirkung auf die Wirtschaft an…

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