Die Charakteristik eines Aktien-/Anleiheindex - Teil 2

18. Mai 2015 | Blog

VON Alfred Kober

Im ersten Teil dieser Blogserie habe ich die Gewichtungsmethodik klassischer Indizes im Anleihen- und Aktienbereich vorgestellt. Für die Investmentgemeinde sind Indizes insofern von Bedeutung, da sie einerseits als grobe Leitvorgabe für die Zusammensetzung eines Portfolios dienen und andererseits als Vergleichsgröße hinsichtlich Portfoliorendite und -risiko herangezogen werden. Im Blog verwies ich zudem auf das Hauptdefizit der klassischen kapitalgewichteten Indizes - nämlich das der Gewichtungskonzentrationen. Bei Staatsanleiheindizes führt die klassische Methodik der Kapitalisierungsgewichtung zu einem vergleichbar erhöhten Anteil an stark verschuldeten Staaten. Bei klassischen Aktienindizes manifestiert sich die herkömmliche Gewichtungsmethodik in wenigen sehr hoch gewichteten Unternehmen und einer Vielzahl an Titel, die nur gering gewichtet sind.

 

Während diese Orientierung am Börsenwert eines Unternehmens eine recht einfache und transparente Gewichtungsmethode darstellt, sind deren Tücken, die gelegentlich in erheblichen Gewichtungskonzentrationen zum Vorschein treten, nicht zu unterschätzen. In diesen Konzentrationsphasen lässt eine breite Streuung im Portfolio nicht unbedingt auf eine gute Diversifikation schließen. Dazu lohnt es sich auch, einen Blick in die Historie zu werfen.

 

Abbildung 1: Gewichtungsverlauf im Welt-Indexportfolio (MSCI World Developed Markts Index)

Quelle: Security KAG, MSCI

 

Die Abbildung 1 zeigt die unterschiedlichen international standardisierten Sektoren und deren Gewichtungen im MSCI World-Aktienindex über die letzten 20 Jahre hinweg. In dieser Zeit hat sich die fortlaufende Gewichtung des überwiegenden Anteils der Sektoren nur unwesentlich verändert. Bei 2 Sektoren trifft diese Charakteristik definitiv nicht zu. Telekommunikations- und Technologieaktien durchlebten von 1995-2005 eine äußerst belebte Zeit.

 

Die zunehmende weltweite Digitalisierung in den 1980er und 1990er Jahren hat sicherlich dazu geführt, dass Arbeitsprozesse und Kommunikationswege schneller und effizienter geworden sind. Die Resultate dieser industriellen Entwicklung sind allgegenwärtig, wobei die Dynamik dieser technologischen Revolution mit der breiten Marktdurchdringung des Internets wohl am massivsten ausgeprägt war. Diese Technologie-Manie kam unter anderem in einer 5-jährigen Aktienhausse zum Ausdruck und endete in typischer Manier, nämlich in einer extremen Übertreibung, in der die technologielastige Aktienbörse NASDAQ in den 5 Jahren vor dem Höhepunkt jährliche Kurssteigerung von >40% pro Jahr verzeichnete. Im Zuge dessen uferte die Gewichtung der beiden dargestellten Marktsektoren im Weltaktienindex völlig aus und erreichte in diesem international breit gestreutem Aktienkorb einen zwischenzeitlichen Anteil von deutlich über einem Drittel – mit Gewissheit lag der realwirtschaftliche Beitrag dieser beiden Sektoren weit unter diesem Wert.

 

Dies ist eines dieser klassischen Beispiele für eine völlig losgelöste und verhaltensgetriebenen Blase an den Aktienmärkten, die im Nachhinein so einleuchtend und einfach zu erkennen ist, allerdings für einen Portfolioverwalter zu dieser Zeit mit Sicherheit schwierig zu vertreten und handzuhaben war.

 

Wie so oft endete auch diese Blase in massiven Überbewertungen und in einer über einige Jahre andauernden und sehr ausgeprägten Baisse an den Aktienmärkten, speziell aber an den Technologiebörsen. Abbildung 2 zeigt in recht anschaulicher Weise die Phasen der Übertreibungen, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn – einer über Jahre hinweg andauernden Party folgte ein fürchterlicher und für viele Jahre anhaltender Kater. Während sich der aktuelle Anteil im internationalen Aktienindex bei rund 16% eingependelt hat, zeigen auch die Bewertungskennzahlen dieser beiden Sektoren seit dem Platzen der Blase keine Übertreibungen mehr an.

 

Abbildung 2: IT-Sektor versus breit diversifizierte internationale Aktien

Quelle: Security KAG, MSCI

 

Lange Rede kurzer Sinn. Aufgrund der Berechnungsmethodik werden wir auch künftig Gewichtungskonzentrationen bei klassischen kapitalgewichteten Indizes durchleben. Ein gut und breit diversifiziertes Portfolio wird auch künftig nicht unwesentlich für den nachhaltigen Anlageerfolg sein. Die Konzentration auf wenige Titel, ein Land oder einen Sektor kann das Portfoliorisiko (und natürlich die Rendite) erheblich negativ beeinflussen.

 

Das dargestellte IT & Telekom-Beispiel veranschaulicht nur eine von vielen Blasenbildungen, die wir historisch auf sektoraler bzw. geografischer Ebene beobachten konnten. Derzeit können wir einen stark angestiegenen Anteil an nordamerikanischen Aktien im Weltaktienkorb beobachten (>60% Gewichtung). Dieser weicht zur realwirtschaftlichen Wirtschaftsleistung der USA und Kanadas mittlerweile erheblich ab. Dient die Historie als Maßstab, so liegt es nahe, dass auch dieses Ungleichgewicht über die Jahre hinweg wieder ausgeglichen wird. Über den Zeitpunkt dieser Angleichung und über deren Art und Weise (Aktienkurs oder Währung) kann wohl nur gemutmaßt werden und exakte Prognosen treffen in der Welt der Finanzmärkte in der Regel sowieso nicht ein.

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