Wirtschaftsprognosen - ein interessanter Zeitvertreib, aber ineffektiv?
24. Apr 2009 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Jeder, der Tageszeitungen zur täglichen Morgenlektüre aufschlägt oder Nachrichtensendungen im Fernsehen verfolgt hat, wurde in den vergangen Wochen und Monaten häufig mit Wirtschaftsprognosen konfrontiert. Diverse Wirtschaftsinstitute rund um den Globus überschlugen sich förmlich mit pessimistischen Prognosen und revidierten ihre Wachstumsaussichten laufend nach unten. Die aktuelle Krise hat für ambitionierte Volkswirte sehr viel „Charme“, da diese Berufsgruppe wahrscheinlich nur alle drei bis vier Generationen die Möglichkeit hat, sich in Extremszenarien zu beweisen. Bei einem stetigen Wachstum von 2% bis 3% kann man nicht wirklich weit daneben liegen und dahingehend ist es sehr schwer, hohe Reputation und Ansehen zu erreichen. „Stars“ werden vor allem in Extremszenarien geboren - da ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man im Falle einer richtigen Einschätzung allein auf weiter Flur ist und Aufmerksamkeit erregt. Dementsprechend groß ist auch die Anzahl jener, die schon immer gewusst haben, dass das Kartenhaus zusammenbrechen wird und die den einzigen Weg aus der Krise zu wissen glauben!
Interessierte Beobachter werden rasch erkannt haben, dass der Informationsgehalt vieler Studien endend wollend ist und dass man als Bürger keinen individuellen Mehrwert erkennen kann. Eines bewirken diese Studien und Kommentare allerdings mit Sicherheit - wir fühlen uns schlechter!! Und das ist sicher nicht der Weg aus der Krise. So trägt beispielsweise der amerikanische Konsument - also der Otto-Normal-Verbraucher - ca. zwei Drittel zur Wirtschaftsleistung bei und ist damit der bestimmende Faktor der US-Wirtschaft. Es ist korrekt, dass der US-Konsument überschuldet ist. Und es ist auch angebracht, diese Verschuldung sukzessive abzubauen, um nachhaltig der tragenden Rolle gerecht werden zu können. Es ist ein Rückgang nichts Schlechtes und aus volkswirtschaftlicher Sicht absolut zu begrüßen, aber dies muss mit Maß und Ziel erfolgen!
Die aktuelle Situation ist nicht rosig und wir wissen, dass wir den Gürtel etwas enger schnallen müssen. Es ist offensichtlich, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten eine Vielzahl von Problemen zu lösen haben werden. Aber müssen wir deswegen den Teufel gleich an die Wand malen und die Unsicherheit mit Schwarzmalerei schüren? Nehmen wir beispielsweise den Internationalen Währungsfonds, der vor kurzem eine düstere Vorhersage veröffentlicht hat und davon ausgeht, dass uns eine sehr tiefe Rezession bevorsteht, aus deren Fängen wir uns nur langsam befreien werden können. Das klingt entmutigend und hätte anders formuliert werden können. Diese Aussagen bewirken vor allem eines: Rückläufiges Investitionsverhalten von Privaten und Firmen! Dadurch wird die Krise noch verschärft.
Ein Konjunkturforschungsinstitut möchte ich in diesem Zusammenhang positiv hervorheben. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat in der jüngsten Aussendung bekannt gegeben, keine Prognosen und Vorhersagen für 2010 veröffentlichen zu wollen. DIW-Präsident Klaus Zimmermann äußerte sich folgendermaßen:
„Strukturmodelle, die in normalen Zeiten verlässliche Prognosen liefern, stoßen bei historischen Wachstumseinbrüchen an die Grenzen!“
Dieses Statement scheint für einige ein Zeichen für Schwäche zu sein, da er offen zugibt, dass seine Modelle gerade in der Krise nicht funktionieren. Nur sollte uns eines bewusst sein: Jede Krise ist anders und daher ist es sehr schwierig, vernünftige Prognosen zu erarbeiten. Durch diese offene und vor allem ehrliche Aussage hat er für mich vor allem eines bewiesen: Mut!
Den Mut, die Dinge anzusprechen, wie sie wirklich sind - ohne, wie leider sehr oft zu beobachten - allzu lange um den heißen Brei zu reden!
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