Bricht Japan unter der Schuldenlast zusammen?
27. Mär 2015 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Japans Staatsverschuldung hat bereits die Marke von 240% in Relation zum Bruttoinlandsprodukt überschritten. Damit weist das Land eine ungefähr doppelt so hohe Verschuldung aus als die vom IWF in der Rubrik Developed Markets (= Fortgeschrittene Länder) definierten Staaten mit einem Wert von 115%. Im Vergleich dazu ist die Bruttoverschuldung in Schwellenländern mit durchschnittlich 40% deutlich geringer. Dadurch stellt sich die berechtigte Frage: „Droht Japan unter der enormen Schuldenlast zusammenzubrechen?“
Die japanische Regierung hat trotz eingeleiteter Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 5% auf 8% vor einem Jahr, immer noch mit einem hohen Budgetdefizit und strukturellen Problemen zu kämpfen. Seit 2009 überstieg das Budgetdefizit deutlich die 5%-Grenze. Für 2014 und 2015 gehen Volkswirte von einem Budgetdefizit von 7,3% bzw. 7,0% aus. Damit dürfte die Verschuldungsquote auch in den kommenden Jahren deutlich ansteigen.
Abbildung 1: Japanischer Haushalt (Brutto-Staatsverschuldung, Budgetdefizit)
Quelle: IWF, Bloomberg
Die dargestellte Verschuldung entspricht einer Bruttoverschuldungsquote. Es werden Vermögenswerte nicht miteinbezogen. Allein die staatlichen Devisenreserven betragen gegenwärtig rund USD 1,2 Billionen und entsprechen damit 24% des BIP‘s. Ein Verkauf der Positionen würde den YEN stärken und dürfte daher gegenwärtig nicht zur Debatte stehen. Es ist allerdings aus Regierungssicht ein beruhigender Polster, um im Bedarfsfall an den Währungsmärkten intervenieren zu können. Die japanische Netto-Staatsverschuldung wird vom Ministery of Finance mit 138% des BIP‘s ausgewiesen.
Abbildung 2: Netto-Staatsverschuldung ausgewählter Staaten (in % des BIP)
Quelle: Minstry of Finance, LBBW Research
Es handelt sich um beträchtliche Summen, die Japan auf den Kapitalmärkten aufgenommen hat. Wer aber hält bzw. kauft die Staatsanleihen.
Abbildung 3: Gläubigerstruktur 2014 in %
Quelle: Ministry of Finance, LBBW Research
Wie in der Tortengrafik ersichtlich, werden lediglich 8,9% der japanischen Staatsanleihen von Ausländern gehalten. Ein Großteil entfällt damit auf inländische Investoren. Interessant ist auch, dass knapp ein Drittel der Anleihen von staatlichen Stellen wie der Bank of Japan (22,9%), öffentlichen Pensionsfonds (6,1%) bzw. andere staatliche Stellen (1,9%) gehalten werden. Auf den Bereich Banken und Versicherung entfällt der größte Anteil. Es ist allerdings auch hier zu bedenken, dass bei den Banken die staatliche Postbank und bei den Versicherungen die staatliche Postversicherung zu den größten Gläubigern zählen. Insofern liegt der Schluss nahe, dass inländische Gläubiger – vor allem, wenn sie staatlich kontrolliert werden – in der Regel dem Heimatmarkt nicht den Rücken zukehren werden.
Abbildung 4: Anteil der Bank of Japan
Quelle: Bloomberg
Die Bank of Japan hat ihren Anteil an heimischen Staatsanleihen in den vergangenen Jahren nahezu verdreifacht und hält nach jüngsten Auswertungen bereits 25% aller Staatsanleihen mit steigender Tendenz. Für das Fiskaljahr 2015 rechnet das japanische Finanzministerium damit, dass Zinszahlungen das Budget trotz des niedrigen Zinsniveaus mit 10,5% belasten. Solange heimische Investoren – allen voran die Bank of Japan – bereit sind, den Staatshaushalt durch den Kauf von Neuemissionen zu unterstützen, ist nicht davon auszugehen, dass Japan unter der hohen Schuldenlast zusammenzubrechen droht. Die Frage ist nur: „Wie lange kann das Spiel fortgesetzt werden?“.
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