Portfoliogestionierung – aber wie?
09. Okt 2015 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Jeder Asset-Manager steht vor der Problematik, ein Portfolio zu gestionieren. Wunschtraum vieler Auftraggeber – im Fachjargon nennt man es auch die „Eierlegende Wollmilchsau“: nach oben hin voll mit dabei zu sein und nach unten hin, in der Lage zu sein, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen. Und natürlich ist es klar, dass Leute, die an der Quelle sitzen, immer die jeweils aktuellen High-Flyer im Portfolio haben! Vorab möchte ich dem Leser jegliche Illusion nehmen – Wunder gibt es nicht!
Es gibt aus meiner Sicht zwei Richtungen, von denen man sich dem „perfekten“ Portfolio annähern kann. Auf der einen Seite agieren jene, die das Portfolio auf Basis des potenziellen Ertrags zusammenstellen. Dabei ist es nicht ganz unwesentlich, die Apple der 90er Jahre oder die Microsoft der 80er Jahre frühzeitig zu entdecken und mit einem Investment in diese „Glamour-Stocks“ exorbitant hohe Gewinne zu erwirtschaften. Die Extremform dieser Spezies setzt alles Geld auf DIE Aktie! Und standesgemäß nicht nur Eigenmittel, sondern auch mit entsprechendem Leverage, damit es sich richtig auszahlt. Jene, die die Tech-Bubble miterlebt haben, können dies sicher bestätigen. Ein Verfechter dieser Theorie hat mir einmal gesagt: „Wenn du mit wenig Eigenkapital reich werden willst, musst du alles auf eine Karte setzen. Was bringt es dir, wenn du 5% oder 10% pro Jahr verdienst – reich und unabhängig wird man davon sicher nicht!“ Vom Grundgedanken her kann ich das durchaus nachvollziehen. Dieser Ansatz hat für mich allerdings nichts mit einem klassischen Portfoliomanagement zu tun, sondern ist eher in die Kategorie „Zockerei“ oder „Glücksspiel“ einzuordnen. Es gibt bestimmt Personen, die mit dieser Strategie reich geworden sind – allerdings ist das die Ausnahme. Die Liste jener, die mit dieser Strategie gescheitert sind, ist mit Sicherheit ungleich länger.
Auf der anderen Seite agieren jene, die sich zu Tode fürchten. Eine Krise jagt die nächste und schwarze Schwäne sind allgegenwärtig! Warum sollte man überhaupt Risiken eingehen? Die Extremform dieser Spezies häuft große Bargeldbestände an und ist nicht bereit, Wertpapiere beizumischen, die auch nur im Entferntesten Risiken in sich bergen könnten. Die Tatsache, dass es in der Regel von den Investoren oder Eigentümern Renditeanforderungen gibt, die es zu erfüllen gilt, erschwert die Angelegenheit. Mit einer hohen Cash-Quote werden diese Anforderungen gegenwärtig nicht zu erfüllen sein. Und bekannterweise ist zu Tode gefürchtet auch gestorben! Insofern erfordert dieses Umfeld die Bereitschaft, bestimmte Risiken einzugehen – selbst dann, wenn man langfristig „zumindest“ den Geldwerterhalt sicherstellen möchte!
Wir versuchen beide Zugänge in unsere Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Vorsichtig und krisenerprobt, wie man es von einer Versicherungs-KAG erwartet, zäumen wir das Pferd von der Risikoseite aus auf. Im Vorfeld des Prozesses wird die Risikoneigung definiert. Im Zuge der Portfoliogestionierung streben wir einen hohen Diversifikationsgrad an und versuchen, verstärkt jene Asset-Klassen beizumischen, die eine möglichst hohe Ertragserwartung aufweisen. Voraussetzung ist, die fix definierten Risikoparameter zwingend einzuhalten.
Krisen und Kursverluste sind nicht vorhersehbar! Wichtig ist es, im Falle einer Korrektur nicht bereits frühzeitig sein ganzes Pulver zu verschießen. Die größten Fehler werden in guten und nicht in schlechten Zeiten gemacht! Dies passiert meistens, wenn man von Ertragschancen, geblendet mit einer zu hohen Risikoneigung, von einer Krise erwischt wird und dann nach erlittenen Kursverlusten das Risiko reduzieren muss. In der eventuell folgenden Erholungsphase ist man dann nicht mehr dabei.
Wir versuchen demnach unsere Portfolios langfristig aufzusetzen. Im Idealfall können wir antizyklisch reagieren. Wenn Aktien beispielsweise überproportional steigen, erhöht sich die Gewichtung im Portfolio. Dadurch steigen die Risikoparameter, die ein systematisches Anpassen und ein „Mitnehmen“ der Kursgewinne notwendig machen. Auf der anderen Seite können Kursverluste „genutzt“ werden, um das Aktienexposure systematisch wieder aufzubauen. Versicherer denken im Gegensatz zu vielen Bankern in Zeiträumen von Jahren oder Jahrzehnten und nicht in kurzfristigen Perioden. Aufgrund der Berücksichtigung des Faktors „Zeit“ werden viele temporäre Irritationen geglättet und ausgebügelt. Insofern betrachten wir die Zeit als wichtigen Verbündeten!
Die letzten Jahre haben mich darin bestärkt, diesen Ansatz auch in Zukunft konsequent weiter zu verfolgen!
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