Die wahren Kosten eines ETFs
23. Okt 2015 | Blog
VON Alfred Kober
Diesen Blogbeitrag möchte ich den Handelskosten von Fondsprodukten widmen und dabei in erster Linie die Unterschiede zwischen traditionellen, heimischen Investmentfonds nach österreichischem Recht und börsennotierten Fonds, kurz ETF (Exchange Traded Fund) ins Visier nehmen. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, da sich momentan nicht nur an den Zinsmärkten eine Rückkehr zur Normalität anbahnt, sondern mit den Kursschocks der letzten 8 Wochen auch die gruselige Ruhe an den internationalen Aktienmärkten mit einem plötzlichen Ruck ihr Ende fand.
Die im August erheblich gestiegenen Handelsvolumina an den Börsen lassen darauf schließen, dass im Zuge dieser teils heftigen Kursschwankungen die Risikolimits zahlreicher Investoren überschritten wurden. Zumindest werden seither vielerorts Risikobudgets neu evaluiert und Asset-Allocation-Portfolios neu ausgerichtet. Die aktuelle Phase zeigt zum wiederholten Male auf, dass Fehler in der Zusammensetzung eines Portfolios bereits im Vorfeld und zumeist in „ruhigen Zeiten“ erfolgen, in dem Investoren die Gewichtung risiko-/schwankungsbehafteter Investmentbausteine einfach zu hoch bemessen. Diese Fehlbemessung wird in weiterer Folge in unausweichlich wiederkehrenden und nicht vorhersehbaren volatileren Zeiten zum Problem und wird, sei es aus bilanztechnischen oder auch aus rein psychologischen Gründen, nicht durchgehalten.
An dieser Stelle möchte ich auf das ursprüngliche Thema dieses Blogs zurückkommen. Die sprunghaft angeschwollenen Handelsvolumina an den Aktienbörsen lassen auf eine stark erhöhte Investorenaktivität schließen, die sich entweder über den direkten Aktienhandel oder indirekt über Investmentvehikel wie etwa Fonds etc. ableiten lässt. Darunter mischt sich die Gruppe der ETFs, die in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen haben. Dies gründet auf der meist attraktiv bemessenen Managementgebühr und der Möglichkeit, das Produkt nicht nur zu einem Kurs pro Tag, sondern zu den Börsenzeiten laufend handeln zu können.
Diese Handelbarkeit scheint für viele Investoren dermaßen von Bedeutung zu sein, dass oft Nachteile wie die Akzeptanz des Kreditrisikos des ETF-Anbieters oder die mögliche synthetische Abbildung des Portfolios anstelle eines Direktinvestments in physische Aktien etc. mit ruhigem Gewissen in Kauf genommen werden. Wenngleich ich persönlich dem Vorteil der fortlaufenden Handelbarkeit ein gewisses Maß an Attraktivität abgewinnen kann, ist diese für den Langfristinvestor von geringster Bedeutung.
Dem Investor, der den Einsatz seiner ETF-Position(en) mit der Handelbarkeit begründet, sei geraten, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen. Die Täuschung über die geringe Kostenbelastung kann enorm sein. Dabei trifft das Sprichwort „viel Hin und Her macht Taschen leer“ den Nagel recht gut auf den Kopf. In der nachstehenden Grafik habe ich die Tagesdurchschnittsspanne von Kauf- zum Verkaufskurs zweier volumensgroßer ETFs dargestellt. Dabei wurde bewusst auf die ETF-Bezeichnungen sowie auf die Namen der beiden Anbieter verzichtet. Die beiden ETFs sind in Deutschland und Frankreich (Xetra, Paris) notiert und versuchen einerseits den Weltaktienindex und andererseits den Index für die Euroregion abzubilden. Die Gesamtkostenquote der Einzelprodukte liegt zwischen 0,2% und 0,33% und somit in der Regel unter einem klassischen Aktienpublikumsfonds, der nach österreichischem Recht ausgestaltet ist.
Quelle: Security KAG
Aus den Grafiken wird ersichtlich, dass die durchschnittliche Handelsspanne der beiden global ausgerichteten Produkte mit rund 0,1% attraktiver ist als die der Europrodukte, deren Handel (Round-Turn) etwas teurer ist und rund 0,15% an Kosten abverlangt. Diese Handelskosten fallen bei klassischen Fonds nach österreichischem Recht nicht an, da sowohl Fondsanteilszeichnungen als auch -rücklösungen zu einem offiziellen Errechneten Wert (NAV) erfolgen.
Aus den Charts ist zusätzlich ersichtlich, dass der Verlauf der ETF-Handelsspannen eher einer EKG-Kurve als einer wünschenswert stabilen und gleichmäßigen Entwicklung gleicht. Die Kombination aus Handelsvolumina mit dem Verlauf der Handelsspanne macht die Sache dann richtig interessant. Wer glaubt, dass vor allem in ruhigen Zeiten die Handelsvolumina hoch sind, täuscht. Die beiden Spread-Grafiken können durchaus auch als Angstbarometer verstanden werden – je rauer der Seegang an den Börsen desto größer ist die Handelsspanne und desto höher ist auch das Handelsvolumen.
Für den ETF-Investor hat zur Folge, dass sich gerade in Zeiten, in denen der Angstpegel parallel zur Marktvolatilität steigt, die Handelsspannen massiv ausweiten können. An den „heißen Börsentagen“ im August waren dies im Schnitt schon deutlich mehr als 0,3%. Vielfach verlangen genau diese immer wiederkehrenden Stressphasen am Kapitalmarkt eine Anpassung des Portfolios ab. Sei es, dass Risikobudgets ausgereizt sind oder Kurslimits reißen. D.h. dass genau in Zeiten, in denen sich Portfolio Manager umpositionieren (müssen), sich die Attraktivität der Spreads eintrübt – mit dem Resultat, dass der Handel von ETFs so richtig teuer wird. So haben sich beispielsweise die Handelsvolumina in den liquidesten ETFs am 24. August 2015 zum Teil mehr als verfünffacht.
Dass dabei die Vorteile geringerer Managementgebühren vieler ETFs in kürzester Zeit verpuffen, muss an dieser Stelle nicht gesondert erwähnt werden. Freilich verschweigt die Branche diese unangenehme Begleiterscheinung und kehrt das Thema gerne unter den Tisch.
Angesichts dieser Tatsache greifen wir im Zuge der Gestionierung unserer Veranlagungslösungen vorwiegend auf klassische Fondsprodukte zurück. Dies stellt für den einen oder anderen Investor möglicherweise eine zu unspektakuläre Herangehensweise an das Thema dar. Unser Investmentansatz in sämtlichen Produkten ist sehr geradlinig und langfristig ausgerichtet – sozusagen unspektakulär.
Hier können Sie den Verfasser gerne kontaktieren: alfred.kober@securitykag.at
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