Der Mensch als Chamäleon?
25. Nov 2015 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Wir leben in sehr volatilen Zeiten. Die Gewinner von heute können die Verlierer von Morgen sein, sofern sie sich nicht auf die veränderten Trends einstellen. Detroit – einst der Inbegriff des „American Dream“ und Vorzeigestadt – ist ein warnendes Beispiel und verdeutlicht eindrucksvoll die Wichtigkeit, sich ähnlich einem Chamäleon den wechselnden Rahmenbedingungen anzupassen, Trends frühzeitig zu erkennen und ständig an Verbesserungen zu arbeiten, um in der harten und unbarmherzigen Wirtschaftswelt überleben zu können. Es steht viel auf dem Spiel! Ein Aufstieg kostet viel Kraft, aber es erfordert auch große Anstrengungen, das Erreichte gegen aufstrebende Konkurrenten zu verteidigen!
Detroit war bis Mitte des 20. Jahrhunderts in seiner Blütezeit und eine sehr dynamische, junge und aufstrebende Stadt. Es war DIE Automobilstadt und beheimatete die Giganten Ford Motor Company, General Motors und Chrysler. Die US-Autohersteller waren damals sehr innovativ. Ford Motors erfand beispielsweise eine Methode zur Massenproduktion von Autos am Fließband, General Motors entwickelte ein vielfach kopiertes Management- und Organisationssystem und Henry Ford hatte die Vision, ein Auto für jeden Geldbeutel und Zweck bauen zu wollen. Die Unternehmen hatten eine kühne Vision – Autos werden im Land der unbegrenzten Möglichkeiten allgegenwärtig sein – und waren damit ihrer Zeit voraus.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. General Motors war im Jahr 1955 das erste Unternehmen in der Geschichte, das eine Milliarde Dollar Umsatz machte. Mit dem Erfolg wuchs aber auch die Zufriedenheit und der Innovationsgeist ließ langsam aber stetig nach. Ein Job bei den Autobauern repräsentierte den klassischen Karriereweg. Man fing bei einem der großen Autobauer an, arbeitete sich kontinuierlich die Karriereleiter hoch und verabschiedete sich mit einer „garantierten“ Firmenpension in den wohlverdienten Ruhestand. Detroit war der Inbegriff des amerikanischen Traums und des Wohlstands, Trendsetter und Visionär der Automobilindustrie. Durch die ständig wachsenden Unternehmen und den sich dadurch bietenden Chancen erlebte Detroit einen enormen Zustrom und wuchs zur viertgrößten Stadt der USA. Die Unternehmen ließen sich nicht lumpen und zahlten überdurchschnittliche Löhne. Der Innovationsgeist und die positive Grundhaltung prägten die Stadt.
Und dann begann der Abstieg…
Was geschah? Die Automobilindustrie wurde „bequem“. Anstatt auf die Kunden zu hören, die kleinere und Benzin sparende Autos wollten, bauten die Unternehmen immer größere Autos. Die Konkurrenz aus Japan wurde belächelt – die US-Autobauer glaubten unerschütterlich daran, dass MADE IN USA automatisch das „Beste der Welt“ bedeutete. Was in den letzten Jahrzehnten gut und richtig war, wird auch in Zukunft so sein! In den Unternehmen wurden Beförderungen häufig auf Basis von Empfehlungen und nicht auf Grundlage der Qualifikation ausgesprochen. Der Erfolg machte die Autobauer träge und mündete in aufgeblasene bürokratische Einheiten. Der Niedergang war ein schleichender Prozess. Die Unternehmen erwirtschafteten immer noch Umsätze in Milliardenhöhe – insofern hat sich das Management auch nicht damit beschäftigt, Schwachstellen auszumerzen und neue Visionen zu entwickeln. Das Problem wurde einfach ignoriert und über Jahre verschleppt!
Schlussendlich verlor General Motors innerhalb von drei Jahren 82 Milliarden Dollar – das führte zu einer staatlichen Rettungsaktion und den Zusammenbruch der Autoindustrie! Barack Obama verkündete mit folgenden Worten im Rahmen der Pressekonferenz im Jahr 2009, Kredite an General Motors und Chrysler in der Höhe von 77 Milliarden USD zu gewähren: „Jahr für Jahr und ein Jahrzehnt ums andere haben wir erlebt, wie Probleme vertuscht und schwere Entscheidungen hinausgeschoben wurden, während ausländische Konkurrenten uns überholten. Nun haben wir das Ende des Weges erreicht.“
Seitdem ist Detroit die VERLASSENE Stadt. Ganze Häuserblocks stehen leer – auf vielen Schildern steht „ABBRUCHREIF“. In den letzten Jahren hat rund ein Drittel der Bevölkerung die Stadt verlassen. Für die Zurückgebliebenen hat sich das Bild auch radikal verändert. Detroit ist eine der gefährlichsten Städte der USA. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch und viele leben in Armut. Das Schulsystem ist gelinde gesagt „verbesserungswürdig“. Und der einstigen Euphorie ist Verzweiflung gewichen.
Unternehmen, aber auch jeder Einzelne ist gefordert! Das Beispiel Detroit ist kein Einzelfall. Man denke beispielsweise auch an Unternehmen wie Nokia oder Kodak, die an Altbewährtem festhielten und damit ihre Vormachtstellung in ihren Branchen verloren. Die Gefahr besteht, dass mit dem Erfolg eine Zufriedenheit eintritt und der Erfolg an sich als selbstverständlich angesehen wird. Damit geht eine gewisse Trägheit einher! Und die gefährliche Abwärtsspirale beginnt!
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