Von BRICs zu FANGs
27. Nov 2015 | Blog
VON Alfred Kober
In diesem Blogbeitrag möchte ich auf einige erstaunliche Entwicklungen der letzten Zeit eingehen, die mich zunehmend unwohl stimmen und in mir die Frage aufwerfen, wann sich diese Unausgewogenheiten wohl wieder ausgleichen.
Im ersten Beispiel möchte ich dabei die Entwicklung der kumulierten Kapitalflüsse aufzeigen, die in den vergangenen 15 Jahren in und aus Schwellenländeraktienfonds geflossen sind (siehe Grafik 1). Die Unterscheidung erfolgt dabei nach Domizilierung der Produkte, die unmissverständlich und unübersehbar die beiden Hauptakteure in dieser Investmentkategorie sichtbar macht.
Grafik 1:
Während US- (gelbe Linie) und Europa domizilierte Fondsprodukte (rote Linie) diese Assetklasse dominieren, fristen Fonds, die abseits dieser beiden Regionen beheimatet sind, eher ein karges Dasein. Die weltweite Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 sorgte für eine kurze Unterbrechung der harmonisch und exponentiell steigenden Zuflüsse. Probleme in Europa und vor allem im europäischen Finanzsektor sorgten schlussendlich für ein Ende des Gleichlaufs, der in der abrupten Divergenz der Kapitalflüsse zwischen US- und Europa-Fonds gut sichtbar wird.
Europäische Fonds verkauften die in den Vorkrisenjahren aufgebauten Positionen in recht kurzer Zeit zur Gänze wieder ab. Dies gilt im Übrigen auch für die hier als „Others“ dargestellte Region. Parallel zu den Abflüssen aus Europa stockten augenscheinlich US-Investoren bestehende Bestände weiter auf und machten sich die ausgeschöpften Risikobudgets europäischer Finanzinstitute und die daraus resultierenden tiefen Aktiennotizen in einer sehr konsequenten Art und Weise zu Nutze.
Sowohl nach absoluten Bewertungsmaßstäben als auch relativ zu entwickelten Börsen notieren Aktien aus Schwellenländern seit einiger Zeit auf außergewöhnlich niedrigen Niveaus. Während kein Investor künftige Entwicklungen absehen kann, ist das langfristige Pendeln um den Bewertungsmittelwert eine gewöhnliche Charakteristik von Aktienmärkten, die uns ständig begleitet. Eine langfristige Angleichung der Bewertungsniveaus ist demnach auch nur eine Frage der Zeit und es ist nicht allzu schwierig abzuschätzen, wer von der hierzulande vorherrschenden negativen Einstellung gegenüber Emerging Markets wohl am ehesten und stärksten profitieren wird.
Um den Weg nun ein Stück weiter zu gehen, möchte ich auch die Kehrseite der beschriebenen Situation kurz beleuchten. Während vorrangig europäische Investoren den Emerging Markets den Rücken kehrten, erleben Aktiensegmente abseits der Schwellenländer eine wahrliche Kursrenaissance.
Quelle: XING
Grafik 2 vergleicht den Börsenwert einiger US-Unternehmen mit dem Börsenwert gesamter Länderindizes (Emerging Markets), deren Aktienkörbe sich aus einer Vielzahl an Unternehmen zusammensetzen. Einige Namen dieser Unternehmen werden sie kennen. So überstieg die Marktkapitalisierung des Online-Streamingdienstes Netflix erst kürzlich den Börsenwert sämtlicher Unternehmen, die im polnischen Aktienindex enthalten sind. Bei einem aktuellen Kurs-/Gewinnverhältnis von ca. 16 und der aktuellen Kapitalisierung des polnischen Aktienindex errechnet sich ein Nettogewinn von ca. 3 Mrd. USD, die polnische Indexunternehmen in den letzten 12 Monaten erwirtschaften konnten. Zum Vergleich generierte Netflix bei mittlerweile deutlich höherem Börsenwert ein Nachsteuerergebnis von 163 Mio. USD. Sicherlich sind Wachstumsraten, Geschäftsmodell etc. nicht vergleichbar. Ich möchte mit diesem Beispiel lediglich die Zuspitzung aufzeigen, die aktuell in manchen Aktiensegmenten zu beobachten ist und die mich sehr an Zeiten der Euphorie und Übertreibung erinnert.
Wie es für die Marketingmaschinerie „Wall Street“ bezeichnend ist, wurde für diese Gruppe an Aktien auch bereits ein sehr treffender Begriff gefunden. „FANGs“-Aktien (Facebook, Amazon, Netflix und Google) haben den Begriff der „BRICs“-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) abgelöst. Erst kürzlich verkündete der Schöpfer des BRIC-Begriffs, seinen BRIC-Fonds aufgrund mangelnder Nachfrage schließen zu müssen.
Leider ist es schwierig nachzuvollziehen, wie sich die momentane regionale Verteilung der FANGs-Aktionäre darstellt und vor allem wie sich diese in den letzten Monaten und Jahren verändert hat. Es würde mich nicht verwundern, wenn europäische Investoren in diesem FANG-Spiel bereits kräftig mitmischen, sich von Modebegriffen und schier unaufhörlich steigenden Aktienkursen blenden lassen und im Gegenzug dazu niedrig bewertete Bausteine aus den Portfolios abstoßen (Grafik 1).
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