Des Affen Leid…

20. Jan 2016 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Jede Medaille hat zwei Seiten – es stellt sich nur die Frage, von welcher Seite aus man diese betrachtet. Im Portfoliomanagement gehören Risiken zum Alltagsgeschäft. Aufgabe eines Fondsmanagers ist es, bewusst Risiken einzugehen. Inwieweit ist der Mensch dazu geschaffen, Risiken einzugehen? Sieht der Mensch tendenziell eher die positive oder die negative Seite?

 

Das sind spannende und zum Teil hochkomplexe Fragen, mit denen sich die Wissenschaft intensiv auseinandergesetzt hat und (mit hoher Wahrscheinlichkeit) noch auseinandersetzen wird. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie fragen, wie es um Ihr persönliches Wohlbefinden bestellt ist (Schulnotensystem)? Die wenigsten werden die Frage beim Lesen dieser Zeilen mit EINS (Alles in Butter!) oder mit FÜNF (Die Welt geht heute unter!) beantworten. Gemäß Normalverteilung werden wir im Schnitt wahrscheinlich um ein klassisches „Befriedigend“ pendeln – natürlich mit dem einen oder anderen negativen Ausreißer. Meinungsumfragen nehmen daher häufig die Skala 1 bis 4, um den Umfrageteilnehmer entweder in die positive oder negative Richtung zu „zwingen“.

 

Im nächsten Schritt würde mich interessieren, was passieren müsste, damit Sie Ihre Lage mit römisch EINS bewerten? Die Ernennung zum Generaldirektor eines großen Unternehmens oder zum Bundeskanzler? Ein Lottogewinn? Ein Sabbatical bei vollen Bezügen mit unbestimmter Laufzeit?

 

Als nächstes betrachten wir die Kehrseite – was müsste passieren, damit Sie Ihre Lage mit FÜNF bewerten? Ein Todesfall eines geliebten Menschen? Jobverlust ohne Aussicht auf eine Alternative? Ein horrender finanzieller Verlust ohne Versicherung? Ein Atomkrieg oder ein Unfall mit schwerwiegenden Folgen? Die Entführung eines Kindes? Eine Weltwirtschaftskrise mit Massenarbeitslosigkeit?  Naturkatastrophen? Die Liste könnte ich noch endlos weiterführen.

 

Viele von unserer Spezies neigen dazu, die „Downside“ stärker im Fokus zu haben. Das ist wahrscheinlich auf die evolutionäre Vergangenheit zurückzuführen. Ein „kleiner“ Fehler eines Steinzeitmenschen hat mit hoher Wahrscheinlichkeit den Tod zur Folge. Wissenschaftler haben erforscht, dass ein Verlust etwa doppelt so schwer wiegt wie ein Gewinn in gleicher  Höhe. Man spricht hierbei von einer Verlustaversion. Die Angst, etwas zu verlieren, zieht sich durch viele Lebensbereiche. An der Börse fällt es vielen schwer, sich von verlustreichen Positionen zu trennen. Ganz egal, ob die Investitionen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch als attraktiv eingeschätzt werden. Frei nach dem Motto: Ein Verlust ist erst ein Verlust, wenn man ihn realisiert hat!

 

Abschließend möchte ich Ihnen ein interessantes Experiment näherbringen. Wissenschaftler haben fünf Affen in einen Raum gesperrt. In der Mitte des Raumes steht ein Holzpflock. Auf der Decke hängt eine Banane. Um sie zu holen, müssen die Affen auf den Holzpflock klettern. Es dauert nicht lange und der erste Affe versucht sein Glück. Als er auf der Spitze des Holzpflockes ist und sich gerade die Banane greifen will, wird er mit einem Schwall kaltem Wasser wieder heruntergespült. Na bumm! Es dauert eine Weile und dann wiederholt sich das Experiment noch einige Male, bis die Affen schließlich aufgeben. Dann wird ein Affe durch einen Artgenossen ersetzt. Der „Neue“ weiß noch nichts von der kalten Dusche und sieht nur die Banane über sich taumeln. Als er sein Glück versuchen will, halten ihn seine Kollegen durch lautes Gekreische und körperlicher Gewalt davon ab. Danach ersetzen die Affen nach jedem weiteren Versuch einen der „Ursprungsaffen“. Selbst als kein Affe mehr im Raum war, der selbst den Wasserstrahl gesehen hat, blieb die Banane unangetastet. Kein Affe wagte sich auf den Holzpfahl!

 

„Traditionen“ beginnen häufig so – irgendwann weiß niemand mehr, warum man Dinge so macht, wie man sie macht. Aber jeder ist davon überzeugt, dass es genau so richtig ist! Gerade als Portfoliomanager ist es wichtig, sich ständig mit Risiken und potenziellen Gefahrenherden auseinanderzusetzen. Aber zu Tode gefürchtet, ist auch gestorben! Unsere Aufgabe ist es, gezielt Risiken einzugehen und damit auch Chancen zu nutzen. Und dafür benötigt man Mut. Den Mut, das eigene Tun rational und laufend zu hinterfragen, um nicht irrtümlich in eine „Affenspirale“ zu geraten!

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