Industrielle Revolution 4.0
04. Feb 2016 | Blog
VON Alfred Kober
Während sich Asset Manager in den vergangenen Wochen wieder mal mit außergewöhnlichen Marktverhältnissen plagen, versammelte sich im Abseits gelegenen Davos die Wirtschaftselite zum jährlichen Weltwirtschaftsform (WEF). Im Portfolio der unterschiedlichsten Themen tat sich für mich vor allem eines hervor, das viele von uns betrifft und die künftige Art und Weise wie wir leben und arbeiten wesentlich mitgestalten wird. Die Rede ist von einer industriellen Revolution, die uns ins Haus zu stehen scheint. Die Beifügung „4.0“ soll uns daran erinnern, dass es bereits in der Historie eine Abfolge ähnlicher bedeutsamer Veränderungen gab.
Doch, was versteckt sich hinter dem Begriff „Industrielle Revolution“ und was sind die treibenden Faktoren, die das künftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld maßgeblich ändern werden? Des Weiteren sollte uns interessieren auf welche Veränderungen wir uns als Gesellschaft einstellen müssen und ob und wie gut unser Land auf diese Veränderungen vorbereitet ist. Eines nach dem Anderen und gleich vorweg – eine exakte Prognose wird niemandem gelingen.
Ein kurzer Blick ins Internet genügt, um sich ein grobes Verständnis zum Thema zu verschaffen. Unter Industrieller Revolution ist „eine tiefgreifende und dauerhafte Umgestaltung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse samt Arbeitsbedingungen und Lebensumstände“ zu verstehen. Ob die anstehenden Veränderungen einer Revolution gleichkommen, wird sich erst erweisen, allerdings haben diese meines Erachtens weniger mit Revolution als mit der stetigen Weiterentwicklung zu tun, die auf den technologischen Fortschritt aufbaut. Möglicherweise unterschätze ich das Thema aber auch.
Seit dem 18. Jahrhundert waren es die radikalen Weiterentwicklungen in Sachen Automatisierung und Konnektivität, die für die grundlegende Basis der konjunkturellen Revolutionsschübe sorgte. Insofern weisen die Veränderungen und Fortschritte der letzten Jahre/Jahrzehnte dieselben Merkmale auf, die auch historisch für dynamische Wachstumsperioden sorgten. Möglicherweise liegt auch in der Gleichheit der Merkmale der Grund dafür, weshalb das gegenwärtige Umfeld vielfach als Revolution bezeichnet wird . Fest steht, dass Automatisierung um uns greift und ständig präsenter wird, sei dies in wirtschaftlichen Belangen, oder auch im öffentlichen und privaten Umfeld. Zudem steigt die mediale Präsenz des Begriffes der künstlichen Intelligenz (KI) und auch unternehmensseitig fließen große Summen in dieses spannende Thema der KI – unmittelbar denke ich dabei an Verkehrsleit- oder auch Spracherkennungssysteme, sowie die intelligente Robotertechnik etc. In Sachen Konnektivität will ich gar nicht ausholen. Die tägliche Arbeit zeigt uns, wie international, wie vernetzt, wie schnell und vermeintlich „klein“ die Welt geworden ist.
Während dieser anhaltende Fortschritt unmittelbare Konsequenzen für unsere Gesellschaft noch hat, werden auch aus dieser Evolution Gewinner und Verlierer hervorgehen. So wird die zunehmende Automatisierung weiterhin Druck auf die Löhne und Gehälter von unzureichend ausgebildeten Arbeitskräften ausüben und schenkt man all den Fachleuten Glauben, wird sich diese Entwicklung auch in den gebildeteren Bereich ausbreiten. Angesichts dessen ist ein weiteres Auseinandertriften der Kluft zwischen gut und weniger gut bezahlter Jobs und damit das weitere Auseinanderklaffen der Einkommensstruktur absehbar. Dieser Wettbewerb wir uns auch eine neue Dimension der Flexibilität abverlangen - gewohnte starre Muster, ich denke da vor allem an uns Österreicher und nehme mich davon absolut nicht aus, werden im Lichte des globalen Wettbewerbes zunehmend zu hinterfragen sein.
Nach einer Einschätzung der Schweizer UBS werden die entwickelten Industrienationen als Gewinner dieser Revolution hervorgehen und damit die Outsourcingwelle der letzten Jahrzehnte, von Industrieländer in Richtung Emerging Markets, umkehren. Die Analysten begründen dies vor allem mit höheren Bildungs- und Rechtsstandards sowie der zumeist besseren Infrastruktur der Industrieländer. Zudem wird dem Thema Arbeitsmarktflexibilität ein schwergewichtiger Erfolgsfaktor beigemessen. Ausgehend von den Daten des „WEF Global Competitiveness Report 2015-2016“ identifizierten die Autoren der Studie die für sie fünf zukunftsrelevantesten Faktoren (i. Flexibilität des Arbeitsmarktes, ii. Bildungsniveau, iii. Anpassungsfähigkeit der Bildungsstruktur, iv. Anpassungsfähigkeit der Infrastruktur sowie v. Verlässlichkeit des Rechtssystems) und reihten dabei 140 Länder nach deren Stärke in jedem betreffenden Teilsegment. Der Durchschnitt aus diesen fünf Segmenten bildet den Gesamtscore „Overall Impact“, der die Fitness eines Landes im Zusammenhang mit der Industriellen Revolution 4.0 quantitativ ausdrückt.
Quelle: UBS 2016, Extreme automation and connectivity: The global, regional, and investment implications of the Fourth Industrial Revolution
Mit einem Gesamtscore von 22 nimmt in diesem Modell Österreich den 18. Platz, hinter Taiwan und Australien und vor Belgien und Frankreich ein. Auffallend ist auch die Häufung an „entwickelten Volkswirtschaften“ (DM), die die dargestellten besten Top 45 Plätze eindeutig dominieren.
Waren wir es vor einiger Zeit noch gewohnt, derartige Rankings mitanzuführen, sind wir anhand dieser Analyse eindeutig nicht mehr unter den TOP 10% der attraktivsten Nationen, was das künftige wirtschaftliche Potential einer Volkswirtschaft anbelangt. Für mich ist dies ein gelungener Versuch sich einen einigermaßen objektiven Blick auf die gegenwärtige Situation im Zusammenhang mit dem Begriff der Industriellen Revolution zu verschaffen. Dass sich dabei die relevante Faktorenlandschaft vielfältiger darstellen kann, stellen auch die Autoren nicht außer Zweifel.
Angesichts der Versäumnisse in diesem Land (bspw. Bildung etc.) hege ich allerdings meine Zweifel, ob diese Reihung dem Langzeittest standhält. Möglicherweise ist mein Optimismus in diesem Zusammenhang zu wenig ausgeprägt, aber die Tatsache, dass in Emerging-Markets neue Universitäten wie Pilze aus dem Boden schießen, verbunden mit dem Faktor einer oft vorteilhaften demographischen Bevölkerungsstruktur, stimmt mich aus wirtschaftlicher Sicht nicht sonderlich beruhigend.
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