Der globale Arbeitsmarkt –DIE Herausforderung unserer Zeit!
11. Feb 2016 | Blog
VON Josef Obergantschnig
In Österreich sind bereits knapp 500.000 Menschen arbeitslos. Europa kämpft mit einer anhaltenden Jugendarbeitslosigkeit und durch die Flüchtlingswelle drängen weitere (potenzielle) Arbeitskräfte auf den Markt. Einzelne Länder, wie beispielsweise China, entwickeln sich von der „Werkbank der Welt“ zu einem Innovationsland. Um diesen Anspruch gerecht zu werden, reicht es nicht mehr, nur auf billige Arbeitskräfte zurückzugreifen. Vielmehr ist eine hohe Qualifikation der im Arbeitsmarkt befindlichen Menschen erforderlich, um die damit verbundenen Aufgaben bewerkstelligen zu können.
Grund genug, sich mit diesem Thema eingehend zu beschäftigen. Die International Labour Organisation (ILO) hat in der kürzlich veröffentlichten Studie „World Employment and Social Outlook“ die globale Arbeitsmarktsituation detailliert analysiert und die zu beobachtenden Trends festgehalten. Im Rahmen dieses Blog-Beitrages möchte ich Ihnen einige interessante Erkenntnisse darlegen.
Abbildung: Schwellenländer - Einkommenssituation der arbeitenden Bevölkerung
Quelle: ILO, The Economist
Die ILO geht davon aus, dass in den kommenden Jahren die Wachstumsdynamik aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Erwartungen deutlich abnimmt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Einkommenssituation der „Emerging Markets“ sowie jene der „Developed Markets“ signifikant verbessert. Der Anteil der Menschen mit einem Tagesverdienst von weniger als USD 1,90 (Extremly poor) ist deutlich geschrumpft. Auch der Anteil der „Armen“, welche laut ILO weniger als USD 5,00 pro Tag verdienen und die Kategorien „Extremely poor“, „Moderately poor“ sowie „Near poor“ umfassen, ist von 78% im Jahr 1991 auf aktuell 46% zurückgegangen. In dieser Analyse sind Schwellenländer berücksichtigt – reiche Industriestaaten sind demnach nicht in den Zahlen inkludiert.
Die ILO geht davon aus, dass sich die Arbeitsmarktsituation in einigen Industriestaaten verbessert, während die Situation in Europa und in den Schwellenländern als äußerst schwierig eingeschätzt wird.
Abbildung: ILO – Globale Arbeitslosenentwicklung
Weltweit betrug die Arbeitslosenrate 5,9% - global betrachtet sind 201,3 Millionen Menschen arbeitslos. Im Vergleich dazu ist die Arbeitsmarktsituation in Europa sehr angespannt. Mit einer Arbeitslosenrate in der Höhe von 9,9% befindet sich die EU deutlich im Hintertreffen.
Tabelle: Arbeitslosenrate 2007–2017
Quelle: ILO
Laut Einschätzung der ILO bleibt auch die Jugendarbeitslosigkeit, in dieser Statistik werden die 15–24jährigen zusammengefasst, eine der größten Herausforderungen. Die globale Jugendarbeitslosigkeit betrug 2014 13% und liegt deutlich über jener der „Erwachsenen“. Dieses Problem begleitet viele europäische Staaten seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise. Viele Soziologen sprechen mittlerweile sogar von einer „verlorenen Generation“.
Abbildung: Veränderung Jugendarbeitslosigkeit 2019 vs. 2014
Quelle: ILO
Laut Analysen der ILO dürfte sich die Situation in Nordamerika deutlich entspannen, wohingegen in Asien, Afrika, Südamerika und Europa in einigen Ländern mit einer steigenden Jugendarbeitslosigkeit zu rechnen ist.
Die Qualifikation der Arbeitskräfte gewinnt, global betrachtet, immer mehr an Bedeutung. Für 45% der Jobs sind nur geringe Qualifikationen erforderlich („Low-skilled occupations“ und „Non-routine manual jobs“). Eine mittlere Qualifikation („Routine occupations“) ist für 37% der Jobs Voraussetzung. Um für die verbleibenden 18% der Jobs in Betracht gezogen zu werden, ist eine hohe Qualifikation („High-skilled non-routine cognitive jobs“) von Nöten. Der Anteil der Jobs mit einer hohen Qualifikation schwankt zwischen einzelnen Ländern und Regionen stark. Während im Sub-Sahara Afrika der Anteil unter 10% liegt, ist der Anteil in den Industrieländern mit 40% deutlich am höchsten.
Abbildung: Qualifikationserfordernisse – Arbeitsmarkt weltweit
Quelle: ILO
Seit Sommer des Vorjahres ist Europa mit einer bis dato nicht gekannten Flüchtlingswelle konfrontiert. Alleine im Oktober 2015 haben 183.650 Menschen in Europa um Asyl angesucht. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, in welcher Form diese Menschen in den Arbeitsprozess integriert werden können?
Abbildung: Monatliche Asylanträge - Europa
Quelle: Eurostat, Frontex, The Economist
In einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft kommt der Qualifikation eine immer höhere Bedeutung zu. Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat im Jänner 2016 erste Erkenntnisse hinsichtlich des Qualifikationsniveaus von Asylberechtigten veröffentlicht. Es ist festzuhalten, dass es sich nicht um eine repräsentative Studie handelt, da sie lediglich 898 Personen umfasst.
Abbildung: Ausbildung von Asylberechtigten
Quelle: APA, AMS
Laut des Kompetenzchecks der AMS können Teilnehmer aus dem Iran eine gute Ausbildung vorweisen. Rund 90% der Iraner besitzt eine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung. Bei Teilnehmern aus Syrien liegt dieser Schnitt immerhin bei 70%. Teilnehmer aus Afghanistan weisen niedrigere Qualifikationsniveaus auf. Rund 30% der Afghanen haben keine Schulbildung. Mehr als drei Viertel aller Teilnehmer hat eine über die Pflichtschule hinausgehende Ausbildung. Es muss das Ziel sein, diese Menschen möglichst rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Denn auch eine ungenützte Qualifikation hat eine relativ kurze „Halbwertszeit“!
Wir leben in einer herausfordernden aber auch spannenden Zeit mit gravierenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen. Es erfordert Fingerspitzengefühl, Weitblick, aber auch Mut der Entscheidungsträger. Nur dann sind wir den Herausforderungen auch gewachsen und können die Zukunft auch aktiv mitgestalten!
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