China – Wirtschaftswachstum auf Pump, was nun?

17. Mär 2016 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Die chinesische Wirtschaft war in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten der Wachstumskaiser dieser Welt. Die Wachstumsraten gingen durch die Decke. Seit einigen Monaten war China immer wieder Ausgangspunkt diverser Irritationen an den internationalen Kapitalmärkten – in diesem Zusammenhang denke man beispielsweise an den Kursrutsch der Aktienmärkte zu Beginn dieses Jahres. Einer der Hauptgründe liegt an der steigenden Verschuldung – allen voran jener der Privaten. Durch die starke Investitionstätigkeit konnten auch in Zeiten der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise die Wachstumsraten hoch gehalten werden.

 

Abbildung: Verschuldung des privaten Sektors in % des Bruttoinlandsproduktes


Quelle: BIS, Economist

 

Wie in der Abbildung ersichtlich, ist die private Verschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt in den vergangenen Jahren auf rund 200% angestiegen. Seit Beginn des Jahrtausends hat sich die Verschuldung damit verdoppelt – und das trotz der durch die hohen Wachstumsraten stark gestiegenen Basis (BIP). Die aktuellen Raten sind damit nur geringfügig niedriger als in Japan zu Beginn der 90er Jahre – dem aus japanischer Sicht „verlorenem“ Jahrzehnt. Auch ein Vergleich mit den USA vor dem Platzen der Immobilienblase oder Spanien vor der Finanzkrise drängt sich bei näherer Betrachtung auf. Wachstum auf Pump, zumindest für den privaten Bereich sollte das zutreffen, kann nicht mehr in dieser Form weitergeführt werden, da der Plafonds aus meiner Sicht bereits erreicht wurde.

 

Vieles deutet darauf hin, dass sich die Kreditnehmer etwas übernommen haben. Der Anteil der sogenannten „Non-Performing-Loans“ – frei übersetzt: der uneinbringlichen Kredite – stieg zwischen Dezember 2014 und Dezember 2015 von 1,2% auf 1,9% des Bruttoinlandsproduktes an. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ist der Anstieg der Verschuldung der „beste Einzelindikator, um eine finanzielle Instabilität“ zu prognostizieren. Positiv ist sicher die Tatsache, dass China in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten enorme Währungsreserven angehäuft und sich hauptsächlich lokal verschuldet hat.

 

Der Nationale Volkskongress, das höchste Staatsorgan der Volksrepublik China, beschloss im Rahmen seines zehntägigen Jahrestages einen neuen 5-Jahresplan. Das Wachstumsziel beträgt 6,5% und die bisherigen Wachstumstreiber Investition und Exportsektor sollen in den kommenden Jahren durch Binnenkonsum, Dienstleistungssektor und Innovation ersetzt werden. Dies wird vor allem mit dem starken Anstieg der Verschuldungsraten begründet.

 

China befindet sich im strukturellen Umbruch! Der Plan ist, sich von der Werkbank der Welt zum Innovationspool und Dienstleistungssektor zu entwickeln. Man ist durchaus gewillt, durch höhere Fiskalausgaben die Konjunktur in dieser Transformationsphase zu stützen. Also wieder auf Pump – nur diesmal auf staatlicher Seite!

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