Renaissance der Nuklearenergie

29. Mär 2016 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Im März hat sich die durch den Tsunami ausgelöste Fukushima-Katastrophe zum fünften Mal gejährt. Das Ereignis war sehr einschneidend und hat viel Unbehagen ausgelöst. In den Reaktorblöcken 1, 2 und 3 kam es zur Kernschmelze und große Mengen an radioaktivem Material, laut Schätzungen mehr als das Doppelte von Tschernobyl, wurde freigesetzt. Ich fühlte mich an meine Kindheit zurückerinnert, als sich am 26. April 1986 der Reaktor in Tschernobyl in Block 4 des Kernkraftwerkes eine nukleare Katastrophe ereignete. Die Energiegewinnung mag auf den ersten Blick im Vergleich zu anderen Methoden billig und sauber erscheinen, berücksichtigt man aber auch die Kosten für die „sichere“ Lagerung des atomaren Mülls oder gar die möglichen Folgeschäden einer nuklearen Katastrophe, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob sich die Rechnung „ökonomisch“ ausgeht. Von den Umweltschäden und gesellschaftlichen Folgen gar nicht zu reden. Viele Staaten sind sich der Gefahren bewusst und haben den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Deutschland hat sich beispielsweise dazu entschlossen, bis 2022 alle 17 Atomkraftwerke herunterzufahren. Der Trend geht in diesen Ländern klar in Richtung erneuerbarer Energie. Andere Länder hingegen setzen weiterhin auf Nuklearenergie und wollen in Anbetracht des stetig steigenden Energiebedarfs diese sogar noch ausbauen. Anlass genug, sich zum 5- bzw. 30jährigen Jubiläum eingehend mit dem Thema zu beschäftigen.

 

Abbildung: Nuklearenergie – Globaler Überblick

Quelle: Economist, IEA, World Nuclear Industry Status Report 2015

 

Nach der nuklearen Katastrophe 2011 und in den Folgejahren nach Tschernobyl wurden einige Reaktoren geschlossen. Viele Atomkraftwerke wurden in den 1970er und 1980er Jahren errichtet. Kritiker sprechen davon, dass jene veralteten Werke, die noch in Betrieb sind, ein erhöhtes Sicherheitsrisiko aufweisen. Der Atomstrom-Anteil am Gesamtenergiebedarf ist in den OECD-Staaten seit Beginn des Jahrtausends etwas gesunken. In den „Non-OECD“-Staaten hingegen ist der Anteil am Energiebedarf stagnierend, aber auf deutlich niedrigerem Niveau.

 

Abbildung: Nuklearenergieproduktion 2014

Quelle: Economist, IEA, World Nuclear Industry Status Report 2015

 

In absoluten Zahlen sind die USA mit Abstand der größte Atomstromproduzent der Welt und ist damit für rund ein Drittel der weltweiten Produktion verantwortlich. Interessant ist, dass Frankreich hinter den USA den 2. Platz einnimmt und annähernd soviel zur Weltproduktion beiträgt wie Russland, Südkorea und China. Deutschland produziert 3,8% der Atomenergie und belegt damit den 7. Platz.

 

Abbildung: Nuklearenergieproduktion in %

Quelle: Economist, IEA, World Nuclear Industry Status Report 2015

 

Weltweit wird 11,5% des Strombedarfs in Kernkraftwerken erzeugt. In Frankreich wird 76,9% der Stromproduktion durch Atomenergie hergestellt. Neben Frankreich beträgt der Anteil noch in der Slowakei und in Ungarn über 50%. In den USA, den in absoluten Zahlen größten Atomstromproduzenten, wird 19,5% der Stromproduktion in Kernkraftwerken erzeugt. In China ist dahingehend der Anteil an der Gesamtproduktion mit 3,5% noch relativ gering.

 

Abbildung: Reaktoren in Betrieb

Quelle: Economist, IEA, World Nuclear Industry Status Report 2015

 

Im Jahr 2015 waren weltweit 436 Atomkraftwerke in Betrieb. Knapp die Hälfte der Kernkraftwerke entfallen auf die Länder USA, Frankreich und Japan. In Summe stehen in 30 Ländern Atomkraftwerke.

 

Abbildung: Reaktoren in Bau

Quelle: Economist, IEA, World Nuclear Industry Status Report 2015

 

Weltweit befinden sich gegenwärtig 67 Atomkraftwerke in 14 Ländern in Bau. Gerade China (25), Russland (9) und Indien (6) wollen in den nächsten Jahren den Anteil an atomarer Energie deutlich erhöhen.

 

Abbildung: Reaktoren geplant

Quelle: Economist, IEA, World Nuclear Industry Status Report 2015

 

Der Trend zur Atomenergie ist in vielen Ländern nach wie vor intakt. In 28 Ländern besteht der Plan, künftig Atomkraftwerke zu errichten. In Summe werden weitere 166 Atomkraftwerke in den kommenden Jahren gebaut. Am meisten werden China (43), Russland (31) und Indien (22) investieren. Auf diese drei Länder entfallen mehr als die Hälfte aller geplanten Kraftwerke.

 

Abbildung: Uranbedarf in Tonnen

Quelle: Economist, IEA, World Nuclear Industry Status Report 2015

 

Um Atomkraftwerke zu betreiben, wird Uran benötigt. Den größten Bedarf haben die USA, der 28% des Gesamtbedarfs ausmacht. Auf den zweiten und dritten Platz folgen Frankreich (14%) und China (12%). Der weltweite Bedarf beträgt gegenwärtig 66.883 Tonnen Uran pro Jahr.

 

Der Trend zur Atomenergie ist weltweit nach wie vor ungebrochen. Selbst nukleare Katastrophen, wie jene von Fukushima im Jahr 2011 oder jene von Tschernobyl im Jahr 1986, können Staaten von einer Nutzung nicht abbringen. Das Risiko, im Falle eines Unfalls ganz egal ob eigen- oder fremdverschuldet, einen enormen Schaden an der Umwelt in Kauf nehmen und Unsummen in die „Bereinigung“ stecken zu müssen, wird aus meiner Sicht nicht berücksichtigt. In diesem Sinne bleibt nur zu hoffen, dass uns weitere Katastrophen erspart bleiben mögen!

Hier können Sie den Verfasser gerne kontaktieren: josef.obergantschnig@securitykag.at

Risikohinweis

HINWEIS: Die Security BLOGS stellen lediglich die persönliche Meinung des Verfassers im Erstellungszeitpunkt und daher nicht die Meinung des Medieninhabers dar. Eine Haftung für diese Aussagen kann vom Medieninhaber ausdrücklich nicht übernommen werden. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds zu. Ausgabe- und Rücknahmespesen der Fonds sowie sonstige externe Spesen und Steuern sind in den Performanceberechnungen nicht berücksichtigt und mindern die Performance. Ertragserwartungen stellen bloße Schätzungen zum Zeitpunkt der Erstellung der Informationen dar und sind kein verlässlicher Indikator für eine tatsächliche künftige Entwicklung. Die aktuellen Prospekte und Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache auf der Homepage www.securitykag.at (Fonds) sowie am Sitz der Emittentin Security Kapitalanlage AG, Burgring 16, 8010 Graz und der Depotbank Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG, Heßgasse 1, 1010 Wien, kostenlos erhältlich. Beachten Sie bitte auch die weitergehenden Risikohinweise in den Verkaufsprospekten und unter www.securitykag.at/fonds/risikohinweis/ sowie die Offenlegung im Sinne des § 25 Mediengesetz und www.securitykag.at/fusszeile/impressum-offenlegung/