Fairness JA - Pauschalverurteilungen NEIN!

29. Jul 2016 |

VON Josef Obergantschnig

Die olympischen Spiele in Rio de Janeiro stehen unmittelbar vor der Tür. Vor anstehenden Großereignissen kommt mit mittlerweile gewohnter Regelmäßigkeit das Thema Doping auf den Tisch. Der kollektive Ausschluss russischer Athleten von den Spielen beherrschte in den vergangenen Tagen die Schlagzeilen der Medienlandschaft. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wies in einem Report darauf hin, dass in Russland ein staatlich angeordnetes systematisches Doping die Leistungsfähigkeit russischer Athleten steigern sollte. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sah angesichts mangelnder Sachlage von einer Pauschalverurteilung russischer Athleten und einem damit verbundenen Ausschluss bei den Spielen ab. In der Argumentation wurde darauf hingewiesen, dass man aufgrund der Fairness nicht alle Sportler – also auch jene, die noch nie positiv getestet wurden oder in sonst irgendeiner Form auffällig wurden – ausschließen kann. Doping ist eng mit Spitzensport verwoben. Zu stark ist das individuelle Verlangen, am Tag X erfolgreich zu sein – koste es, was es wolle.

 

Abbildung: Positiv getestete Olympioniken

Quelle: IOC, WADA, Economist

 

Im Jahr 1968 wurde erstmals ein Athlet nach der Einführung von Kontrollen ein Jahr davor positiv getestet. Hans-Gunnar Liljenwall trank angeblich nur zwei Bier, um seine Nerven vor dem Pistolenschießen im Modernen Fünfkampf zu beruhigen. Er verlor seine Bronze-Medaille, da er positiv auf Ethanol (0,81 Promille Alkohol) getestet wurde. Bis zur Olympiade in Moskau im Jahre 1980, wo kein einziges Doping-Vergehen entdeckt werden konnte, stieg die Anzahl der positiv getesteten Athleten stetig an. Nachträgliche Analysen haben ergeben, dass zumindest 19 Medaillen-Gewinner in Moskau verbotene Substanzen verwendet haben. Die Spiele gehen daher als „Chemists‘-Games“ in die Geschichte ein. Im Laufe der Jahre wurden die Tests immer genauer und umfangreicher. Bei den letzten Olympischen Sommerspielen in London wurden 36 Sportler, davon vier Medaillengewinner, des Dopings überführt. In den Jahren 2000 (Sidney) und 2004 (Athen) verloren 14 Athleten aufgrund einer Doping-Überführung ihre Medaillen. 

 

Bei näherer Betrachtung ist damit durchaus eine Ähnlichkeit mit der Finanzbranche zu beobachten. Ähnlich wie im Sport gab es auch hier klare Verfehlungen und unethisches Verhalten. Dem kurzfristigen Erfolg wurde vieles untergeordnet. Jetzt aber pauschal herzugehen und alle, die in der Finanzbranche arbeiten, zu verteufeln, halte ich für stark überzogen. Österreichs Politik hat ein „dankbares“ Opfer gefunden und die Finanzbranche an die Kandare genommen. Verstärkte Kontrollen sind durchaus zu befürworten, wenn man aber den Bogen überspannt, kann man eine ganze Branche ruinieren. Politische Entscheidungen oder Äußerungen– man denke beispielsweise an den Bank Austria Verkauf oder an die heiß diskutierte Bankomatgebühr – können dazu führen, einen Finanzplatz nachhaltig zu schädigen.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die Finanzbranche eine wesentliche Funktion in einer Volkswirtschaft einnimmt. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört es, den Wirtschaftskreislauf am Laufen zu halten, in dem das Geld vom „Sparer“ zum „Investor“ (Häuslbauer, Unternehmer) gebracht wird. In ihrer Funktion – man nennt es auch Risikowandlung – ermöglichen Banken einerseits dem Sparer, sein Geld „risikofrei“ anzulegen (Stichwort: Einlagensicherung) und vergeben auf der anderen Seite „riskante“ Kredite. Zudem ermöglichen Banken eine „Fristenwandlung“. Während der Sparer jederzeit auf sein Erspartes zugreifen kann, gewährt die Bank dem Kreditnehmer einen langfristigen Kredit. Als dritte wesentliche Funktion möchte ich die „Losgrößenwandlung“ anführen. Das bedeutet, dass viele „kleine“ Spareinlagen gebündelt und zu wenigen großen Krediten transferiert werden.

 

Der Bankensektor ist nach wie vor ein wichtiger Arbeitgeber. Im Bankensektor sind gegenwärtig 75.034 Mitarbeiter beschäftigt (Stand 31.12.2015, Quelle: OeNB). Durch die veränderten Rahmenbedingungen (z.B. Negativ-Zins, etc.) und den erforderlichen Strukturwandel ist es laut Ansicht des Notenbankchefs Ewald Nowotny nicht unwahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren ein Drittel der Banker – das sind immerhin 25.000 Menschen - ihren Job verlieren. Im Vergleich dazu sind laut dem jüngsten Arbeitsmarktbericht des AMS 386.772 Personen auf Arbeitssuche bzw. Schulungsteilnehmer.

 

Durch die Niedrig-/Negativ-Zinsphase ist dieses Geschäftsmodell allerdings gehörig ins Strudeln geraten. Alternative, oftmals sehr spekulative Geschäftsmodelle, haben Hochkonjunktur und dienen nicht zwingend dazu, das ohnehin angekratzte Image der Branche aufzupolieren. Kurzfristige Erfolgschancen wurden häufig einer langfristig orientierten Strategie übergeordnet. Das ist durchaus kritisch zu sehen. Bei aller Kritik sollte man sich allerdings vor Augen halten, dass nicht hinter jedem der 75.034 Bankmitarbeiter ein Gordon Gekko steckt :-)


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