Das Leben eines Anleihenmanagers
30. Sep 2016 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Ach, wie schön war die Zeit! Durch den sukzessiven Rückgang der Renditen seit Beginn der 1990er Jahre können Anleiheninvestoren auf stattliche Performancezahlen zurückblicken. Die Zinslandschaft hat sich massiv verändert. Während man vor zweieinhalb Jahrzehnten noch Renditen für Staatsanleihen von Ländern mit guten Bonitäten von mehr als 7% erwirtschaften konnte, befinden wir uns rund um den Globus in einem Niedrig- bzw. Null-Zins-Umfeld.
Abbildung: Entwicklung 10-Jahreszinsen
Quelle: Bloomberg
Die Verschuldungsquoten der Staaten haben sich in den letzten Jahren massiv erhöht. Durch das niedrige Zinsumfeld ist es möglich, sich günstig zu refinanzieren. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Zinslast trotz der steigenden Schuldenlevels nur sehr eingeschränkt auf die Staatsbudgets drückt. Die Notenbanken tun ihresgleichen, um das Zinsniveau (künstlich) tief zu halten und die Staaten nutzen das aktuelle Umfeld, um langfristig Fremdkapital zu günstigen Konditionen aufzunehmen.
Abbildung: Ausweitung der Kapitalbindungsdauer Effas Euro > 1 Jahr
Quelle: Bloomberg
Aber was bedeutet das für einen Anleiheninvestor? Wir verfolgen einen sehr analytischen, auf Finanzmathemathik basierten Investmentansatz. Insofern ist aus unserer Sicht eine Erhöhung der Zinsbindungsdauer unserer Portfolios im gegenwärtigen Umfeld kritisch zu hinterfragen. Das ist aus Risiko-/Ertragsgesichtspunkten nicht zielführend.
Um Ihnen die Auswirkungen des Wandels zu zeigen, möchte ich Ihnen eine kurze Analyse unserer Sichtweise darlegen. Um einen Überblick über das Staatsanleihensegment zu generieren, haben wir sämtliche für uns „investierbare“ Staatsanleihen von rund 100 Ländern (ca. 1400 Anleihen, Laufzeit max. 30 Jahre, nur „harte“ Währungen wie z.B. EUR, USD, GBP, etc.) in ein Universum zusammengefasst und darauf entsprechende Analysen durchgeführt.
Abbildung: Überblick Staatsanleihenuniversum
Quelle: Bloomberg, Eigene Berechnungen (Kennzahlen entsprechen dem Mittelwert)
Wie in der Abbildung ersichtlich, beträgt die durchschnittliche Rendite aller berücksichtigten Staatsanleihenemissionen gegenwärtig 1,3% bei einer Bonität von A. Die durchschnittliche Duration (= Zinsbindung) beträgt 5,4 Jahre. Besonders interessant ist die Betrachtung einzelner Regionen und Währungen. Während gegenwärtig beispielsweise in Euro notierte Investment Grade Anleihen aus EWU-Ländern im Mittel eine negative Rendite aufweisen, kann man für Staatsanleihen in Nordamerika trotz besserer Bonität immerhin noch eine Rendite von 1,08% erzielen.
Abbildung: Staatsanleihen mit einer positiven Rendite
Quelle: Bloomberg, Eigene Berechnungen
Die Analyse umfasst 1.336 Staatsanleihen. Investoren erhalten für 67% aller Staatsanleihen eine positive Rendite, wohingegen 33% aller berücksichtigten Anleihen im negativen Terrain notieren. Besonders eingeschränkt ist die Sichtweise für Euro-Investoren. Rund zwei Drittel aller berücksichtigten Euro-Emissionen von EWU-Emittenten (Investment-Grade) weisen gegenwärtig eine negative Rendite auf. Das ist natürlich wenig erbaulich und verdeutlicht, inwieweit sich die massiven Schritte der EZB (Stichwort: Anleihenkaufprogramme) auf die Zinslandschaft auswirken! Im Vergleich dazu weisen nordamerikanische Anleihen, abgesehen von vereinzelten Inflations-Linker, eine positive Rendite auf und erscheinen damit auf den ersten Blick wesentlich attraktiver.
Im zweiten Teil der Blog-Serie werde ich auf die wesentlichen Ertragskomponenten eingehen, die für einen Anleiheninvestor von Relevanz sind.
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