Armutsgefährdung führt zu gesellschaftlichen Spannungen
21. Okt 2016 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Der Beginn des 4. Quartals ist traditionell ein Zeitpunkt, an dem viele Statistiken und Studien veröffentlicht werden. Diese Woche wurde eine neue Studie der Eurostat hinsichtlich der Armutsgefährdung veröffentlicht. Im Jahr 2015 waren rund 119 Millionen Europäer, das sind immerhin 23,7% der EU-Bevölkerung, von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht!
Beginnen möchte ich meinen Blog-Beitrag mit ein paar interessanten Aspekten – Wissen Sie, dass
… mehr als ein Drittel aller EU-Bürger nicht in der Lage ist, unerwartete finanzielle Ausgaben zu stemmen? Die Kluft zwischen den Ländern klafft weit auseinander. Während Ungarn mit 72,2% das Schlusslicht bildet, weist Schweden mit 15,8% den geringsten Wert auf!
… in der EU knapp zwei Drittel der Kinder, deren Eltern als höchsten Abschluss einen Pflichtschulabschluss aufweisen können, armutsgefährdet und sozial ausgeschlossen werden?
… rund ein Drittel aller Single-Eltern in der EU eine erhöhte Armutsgefährdung aufweisen? Angeführt wird diese Rubrik von Finnland mit 17,4%, wohingegen Litauen mit knapp 50% das Schlusslicht bildet!
… 15,4% der Angestellten in der EU, die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, ebenfalls armutsgefährdet sind? Im Vergleich dazu sind lediglich 7% bis 8% der Vollzeitbeschäftigten armutsgefährdet.
Zwischen den einzelnen EU-Ländern sind deutliche Divergenzen zu beobachten. Während in Bulgarien die Quote der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen über 40% liegt, weist Island mit 13% die geringste Quote auf. Österreich liegt mit 18,3% unter dem EU-Schnitt von 23,7%. Im Vergleich zu 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite, konnte Österreich den Anteil der Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind um 2,3% reduzieren, wohingegen auf EU-Ebene die Quote unverändert blieb.
Abbildung: Armutsgefährdung – Ländervergleich
Quelle: Eurostat
Die Statistikbehörde Eurostat bietet auch die Möglichkeit, dezidiert auf Länderebene einzelne Faktoren zu beleuchten und zu segmentieren.
Abbildung: Armutsgefährdung Österreich
Quelle: Eurostat
Wie in der Abbildung ersichtlich, weisen folgende Personen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Armut oder sozialer Ausgrenzung in Österreich auf:
… Frauen (19,1%) vs. Männer (17,5%)
… junge Menschen (22,3%) vs. ältere Menschen (14,0%)
… Haushalte mit Kindern (19,1%) vs. Haushalte ohne Kinder (17,6%)
… Arbeitslose (62,7%) vs. Erwerbstätige (9,3%)
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Armutsrisiko laut einer OECD-Analyse von den älteren Menschen auf junge Menschen verlagert. Mittlerweile sind die 18 bis 25jährigen, die ein Haushaltseinkommen von weniger als 50% des Äquivalenzeinkommens aufweisen, stärker betroffen als die ältere Generation. Interessanterweise weisen besonders junge Menschen der Länder Dänemark, Niederlande und Norwegen eine erhöhte Armutswahrscheinlichkeit auf, da viele Jugendliche bereits frühzeitig das Elternhaus verlassen und damit finanziell „unabhängig“ werden.
Abbildung: Armutsgefährdung – Ländervergleich (Altersarmut – blauer Punkt; Jugendarmut grauer Balken)
Quelle: OECD
Wie in der Grafik ersichtlich, sind zwischen einzelnen Ländern größere Divergenzen zu beobachten. In Norwegen beispielsweise ist es viel wahrscheinlicher, in jungen Jahren armutsgefährdet zu sein, wohingegen beispielsweise in Korea ein hoher Anteil der älteren Bevölkerung armutsgefährdet ist.
Die dargelegten Statistiken verdeutlichen, dass wir vor großen gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Herausforderungen stehen. Gerade Europa muss sich neu erfinden und Antworten auf die durch die Globalisierung entstehenden Veränderungen finden. Nur so können wir eine Nische finden und unsere Rolle in der „neuen“ Weltordnung einnehmen!
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