Mercer Studie – Baustelle Versorgungssysteme!

03. Nov 2016 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Ende Oktober wurde zum achten Mal eine Studie von Mercer und dem Australian Centre for Financials veröffentlicht und die Altersversorgungssysteme in 27 ausgesuchten Ländern miteinander verglichen. Anhand der Segmente „Angemessenheit“ (Adequacy), „Nachhaltigkeit“ (Sustainability) und Integrität (Integrity) werden die einzelnen Länder gerankt und das Gesamtergebnis (Skala von 0 bis 100) im Rahmen des Melbourne Mercer Global Pension Index zusammengefasst.

 

Abbildung: Aufbau und Struktur Index

Quelle: Mercer Melbourne Global Pension Index 2016

 

Wie in der Abbildung ersichtlich, bestehen die drei Subsegmente aus jeweils fünf Indikatoren. Die Studienautoren geben an, dass die einzelnen Segmente anhand der entsprechenden (natürlich subjektiven) Bedeutung gewichtet sind. Interessant finde ich das Segment „Sustainability“. Hierbei werden Indikatoren wie z.B. die Demographie oder die Staatsverschuldung einbezogen, auf deren Basis die Tragfähigkeit des Systems in der Zukunft prognostiziert werden kann.

 

Abbildung: Rating Länder

Quelle: Mercer Melbourne Global Pension Index 2016

 

Die Studienautoren haben die einzelnen Länder anhand der jeweiligen Ergebnisse aufgelistet und in einzelne Klassen (Grade) eingeteilt. Dänemark und die Niederlande können anhand ihrer Analysen das beste Ergebnis aufweisen. Österreich und Deutschland befinden sich im Mittelfeld, liegen allerdings bereits deutlich hinter den Spitzenreitern zurück. Um detailliertere Aussagen über die Stärken und Schwächen eines Landes herauszufinden, empfiehlt es sich, die einzelnen Segmente näher zu beleuchten.

 

Abbildung: Vergleich Länder nach Subsegmenten 2015/2016

Quelle: Mercer Melbourne Global Pension Index 2016

 

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Durchschnittsergebnis der Länder von 60,5 auf 59,0 Punkte verschlechtert. Abgesehen vom Bereich „Sustainability“ verzeichneten alle Subsegmente einen Rückgang. Österreich weist ein auffallendes, aber auch beängstigendes Ergebnis auf. In den Segementen „Adequacy“ und „Integrity“ konnte ein überdurchschnittlich positives Ergebnis erzielt werden. Im Bereich „Sustainability“ weist Österreich mit lediglich 17,2 Punkten ein außerordentlich schlechtes Ergebnis auf und belegt hinter Italien den vorletzten Platz der untersuchten Länder. Insofern werden die Sorgen der jungen Österreicher, dass das bestehende Pensionssystem langfristig nicht finanziert werden kann, untermauert.

 

Abbildung: Anstieg der Lebenserwartung zur Geburt innerhalb der letzten 40 Jahre

Quelle: Mercer Melbourne Global Pension Index 2016

 

Die Studienautoren sind davon überzeugt, dass vor allem die steigende Lebenserwartung den Druck auf die globalen Rentensysteme deutlich erhöht. Innerhalb der letzten vier Jahrzehnte ist die Lebenserwartung in den untersuchten Ländern zwischen 7 und 18 Jahren angestiegen. Im Durchschnitt steigt die Lebenserwartung alle 4 Jahre um 1 Jahr!

 

Abbildung: Zusammenfassung Österreich

Quelle: Mercer Melbourne Global Pension Index 2016

 

Österreich belegt im Vergleich mit den anderen 27 Referenzländern den 18. Platz. Besonders das Segment „Sustainability“ verdeutlicht die Problematik, da hier zukunftsorientierte Indikatoren wie z.B. die Finanzierung des Rentensystems abgebildet werden. Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in Österreich keine automatische Anpassung an die demographische Entwicklung. Damit kommt es zu einer groben Ungleichbehandlung einzelner Jahrgänge, die mit steigendem Geburtsjahr mit einer rückläufigen Rentenzahlung zu rechnen haben.

 

Um das System nachhaltiger zu machen, empfehlen die Experten, sich mit folgenden Themen intensiv auseinanderzusetzen und entsprechende Reformen einzuleiten:

  • Koppelung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung
  • Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer
  • Schnellere Anpassung des Frauenpensionsantrittsalters

 

Ich würde mir wünschen, dass die seit Jahrzehnten bekannten Probleme endlich in Angriff genommen werden. Politische Entscheidungsträger sind angehalten, unterschiedliche Systeme zu analysieren und Österreichs System an die Besten anzupassen. Mir ist durchaus bewusst, dass damit auch Einbußen und auch ein Aufschrei durchs Land einhergehen würden. Allerdings wird das Problem einfach vor sich hergeschoben, solange noch irgendwie möglich. Eines kann man sich jedoch sicher sein. Sollten am Anfang kleinere Adaptierungsmaßnahmen ausreichen, ist bei zu langer Untätigkeit mit sehr schmerzhaften Einschnitten zu rechnen! Und zugeschaut haben wir bereits lange genug!

 

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