Consumer-Confidence Index – Vertauen ist gut, Kontrolle ist besser!

16. Dez 2016 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Den ersten Indikator, den ich im Rahmen meiner Blog-Reihe analysieren möchte, ist das US-Konsumentenvertrauen. Jeden letzten Dienstag im Monat wird der Indikator „Consumer Confidence Index“ veröffentlicht. Der private Konsum liefert in den USA einen erheblichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Marktbeobachter versuchen nun, auf Basis des Konsumentenvertrauens Rückschlüsse auf das Verhalten der Konsumenten (sparen oder konsumieren) und damit auf die gesamtwirtschaftliche Situation zu ziehen. Das Conference Board hat bereits im Jahr 1967 damit begonnen, auf zweimonatiger Basis das Konsumentenvertrauen zu ermitteln und zu veröffentlichen. Seit 1977 wird das Konsumentenvertrauen auf monatlicher Basis veröffentlicht.

 

Was aber steht nun hinter diesem Indikator?
Das monatliche Konsumentenvertrauen wird seit 2011 von „The Nielsen Company“ ermittelt, welche auf Basis einer Emailumfrage die zugrundeliegenden Daten erheben. Ziel ist es, im Gegensatz zur ursprünglichen Methodik, auch Klassifizierungen hinsichtlich Geschlecht, Einkommenshöhe, Standort und Alter zu machen.

 

Aber wer wird nun befragt?
Das Consumer Confidence Survey (CCS) ermittelt auf monatlicher Basis ein Sample an Haushalten. Das Sample wählt auf Zufallsbasis Haushalte aufgrund ihrer Postleitzahl aus und strebt eine hohe Abdeckung an. In Summe erhalten 5.000 Haushalte am jeweiligen Monatsersten entsprechende Fragebögen. Gemäß CCS werden rund 3.000 Fragebögen, die bis Monatsende retourniert werden, in die Indexkalkulation einbezogen. In den USA leben 320 Millionen Einwohner. Das zugrundeliegende Sample deckt damit 0,001% der Grundgesamtheit ab und kann zudem in folgende Bereiche untergliedert werden:

  • Geografisch (9 Divisionen)
  • Alter (5 Gruppen)
  • Geschlecht
  • Einkommen (8 Klassen)

 

Die Konsumenten werden im Rahmen des Fragebogens sowohl zur aktuellen Situation als auch zu ihrer subjektiven Erwartungshaltung befragt:

1. Aktuelle Situation (Present Situation Index)

  a. Aktuelle Geschäftsbedingungen
  b. Aktuelle Arbeitsmarktbedingungen


2. Erwartungen in 6 Monaten(Expectation Index)
  a. Erwartungen der Geschäftsbedingungen
  b. Erwartungen der Arbeitsmarktbedingungen
  c. Erwartungen des Familieneinkommens

 

Die beiden Subindizes (40% aktuelle Situation, 60% Erwartungen) werden dann zum Konsumentenvertrauen hochaggregiert. Und genau das ist der Wert, der die Finanzwelt regelmäßig in seinen Bann zieht. (Quelle: Consumer Confidence Servey; u.a. Conference-Board.org)

 

Den grundsätzlichen Gedanken, Konsumenten auf Basis einer regelmäßigen Umfrage über Ihre Einschätzung zu befragen, finde ich sehr positiv. Es ist allerdings kritisch anzumerken, dass die einbezogenen Fragebögen (ca. 3.000) einen sehr geringen Abdeckungsgrad aufweisen und statistisch als wenig repräsentativ erachtet werden können. Zudem ist festzuhalten, dass von den 5.000 versendeten Fragebögen 40% nicht retourniert werden. Insofern kann es zu großen Verschiebungen zwischen dem „Grundsample“ und dem finalen Datenset kommen. Die Frage wird meiner Ansicht nach auch nicht in der nötigen Tiefe beantwortet, wer denn nun wirklich diese „repräsentativen“ 3.000 Haushalte sind (Geografie, Alter, Geschlecht, Einkommen) und wie stabil diese Zusammensetzung im Zeitablauf ist. Dies ist gerade bei historischen Vergleichen von großer Wichtigkeit, um am Ende des Tages nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

 

Verschwörungstheoretiker werden zudem sicher auch die Auswahl der 5.000 Haushalte anführen. Aufgrund einer gezielten Auswahl ist es sicherlich möglich, das Ergebnis in eine gewünschte Richtung zu beeinflussen. Des Weiteren ist noch anzuführen, dass die Fragen meiner Einschätzung nach von Personen mit einer gewissen Bildungsschicht beantwortet werden. Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich alle Gruppierungen mit der Frage auseinandersetzen, wie sich die Geschäftsbedingungen in den kommenden sechs Monaten entwickeln und demnach die finalen Daten auch verstärkt einzelne Haushaltsgruppierungen repräsentiert.

 

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich gelernt, dass es von immenser Wichtigkeit ist, Daten nicht als gegeben hinzunehmen sondern auch kritisch zu hinterfragen. Was steckt wirklich dahinter?! Im Falle des Consumer Confidence – immerhin einem der meist beachteten Indikatoren überhaupt – bleiben für mich viele Fragen unbeantwortet. Insofern bin ich bei der Beurteilung der Validität und der Aussagekraft äußerst skeptisch!

 

Im Rahmen des nächsten Blog-Beitrages möchte ich mich mit den Einkaufsmanager-Indizes beschäftigen. Mehr dazu lesen Sie in Kürze.

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