Auch China hat ein Demographieproblem!

16. Feb 2017 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Das Pensionsthema ist allgegenwärtig und regelmäßig auf den Titelseiten zu finden. Es ist aber nicht so, dass lediglich Europa mit einer Überalterung zu kämpfen hat. Auch China, einwohnermäßig mit rund 1,4 Milliarden Bürgern das größte Land der Erde, hat mit einer Überalterung zu kämpfen. Das ist beachtlich, da nahezu jeder fünfte Erdbewohner in China beheimatet ist. Um den rasanten Anstieg der Bevölkerung in den Griff zu bekommen, verfolgte man seit den 1970er Jahren eine „Ein-Kind-Politik“, von der man sich erst im Jahr 2016 verabschiedete.

 

Vorab möchte ich zurückblicken. Die chinesische Bevölkerung ist nach Ende des 2. Weltkrieges explosionsartig gewachsen. Laut Daten des Berlin-Institutes für Bevölkerung hat sich die Einwohnerzahl zwischen 1935 und 1982 mehr als verdoppelt. Um Hungersnöte zu verhindern und das Wachstum einzudämmen, wurde im Jahr 1979 die Ein-Kind-Politik eingeführt. Es gab allerdings Ausnahmen. Wer sich nicht daran gehalten hatte, musste mit einer hohen Geldstrafe rechnen. Gerüchteweise kam es außerdem zu staatlich erzwungenen Schwangerschaftsabbrüchen oder gar zu Zwangssterilisationen.

 

Durch die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik gingen auch gesellschaftspolitische Umwälzungen einher. Wo früher Großfamilien das gesellschaftliche Bild prägten, entstand eine Generation von Einzelkindern, die von Eltern und Großeltern sehr verwöhnt wurden. Nachdem viele Familien eine männliche Erblinie erhalten wollten, wurden Schwangerschaften mit weiblichen Embryonen häufig abgebrochen. Laut einer Arbeit der Universität Köln betrugen die Abtreibungsraten in den 1990er Jahren zwischen 30 und 50 pro 100 Lebendgeburten. Der dadurch begründete Mädchenmangel hat langfristige Auswirkungen. Aktuell kommen auf 120 Männer lediglich 100 Frauen – damit haben viele Männer ein Problem, eine Frau zu finden und eine Familie zu gründen.

 

Nachdem die Ein-Kind-Politik per 1. Jänner 2016 abgeschafft wurde, kam es im Vorjahr zu einem regelrechten „Baby-Boom“. Im Referenzjahr wurden 18,5 Millionen Baby’s geboren – das sind um 11,5% mehr als im Jahr 2015. Beinahe die Hälfte davon sind Zweitgeborene. Eine Jahrzehnte andauernde Politik führt zu tiefgreifenden Änderungen, deren Folgen sich erst langsam auswirken. Es wird damit gerechnet, dass bis zum Jahr 2050 die arbeitende Bevölkerung durch steigende Geburtenraten um 30 Millionen ansteigen dürfte.

 

Abbildung: Demographie – China

Quelle: Economist, China Statistical Yearbook, UN, press reports

 

Wie in der Abbildung ersichtlich, hat sich die Alterspyramide Chinas (rechte Grafik) in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verschoben. Jeder zehnte Chinese ist aktuell älter als 65 Jahre – bis zum Jahr 2050 wird der Wert auf 370 Millionen anwachsen und mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung betreffen. Mich würde es nicht wundern, wenn es aufgrund der damit verbundenen finanziellen Belastungen zu gesellschaftspolitischen Spannungen kommt. Und damit steht China vor einem ähnlichen Problem wie andere Industrieländer!

 

Änderungen bedürfen einen langen Atem – gerade bei der Pensionsthematik würde ich mir einen entsprechenden Weitblick wünschen!

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