HFT – Fluch oder Segen?

20. Feb 2017 | Blog

VON Daniel Kupfner

Seit dem starken Anstieg des Handelsvolumen durch High-Frequency-Trading (HFT) und einigen Zwischenfällen wie dem „Flash Crash“ steht diese Handelstechnik bzw. diese Handelsform stark im Fokus des öffentlichen Interesses. Die Medienberichterstattungen zu diesem Thema sind oft sehr einseitig gestaltet und folglich wenig objektiv. Dieser Umstand basiert zum Teil auf unzureichenden und unpräzisen Informationen. Es existiert eine Diskrepanz zwischen den empfundenen Auswirkungen auf die Märkte in der Öffentlichkeit und den Ergebnissen aus akademischen Forschungen zu HFT.

 

Funktionsweise
Das HFT ist eine Untergruppe des sogenannten „Algorithmic Trading“, welches zum automatisierten Handel gehört. Dabei wird der Händler von einem Hochleistungscomputer ersetzt, welcher dann in kurzen Zeiträumen eine Vielzahl vollautomatisierter Kauf- und Verkaufsaufträge erzeugt. Die getätigten Order folgen einem vorab geschriebenen Programm, das diverse Handelsstrategien abbildet. Viele dieser Strategien erkennen Arbitragemöglichkeiten, Marktstrukturanomalien und Preistrends (direktionale Strategien) und nutzen diese dann gezielt aus.

 

Profiteure
Laut Schätzungen liegt das Handelsvolumen von HFT an der New York Stock Exchange bei etwa 70% und an der Deutschen Börse bei 40%. Hochfrequenzhandel wird überwiegend von Investmentbanken und darauf spezialisierten Handelsunternehmen betrieben. Die daraus resultierenden Gewinne sind teilweise beachtlich. Die amerikanische HFT-Firma Virtu Financial hatte im Jahr 2013 anlässlich des bevorstehenden Börsenganges ihre Zahlen veröffentlicht. Daraus war zu entnehmen, dass bis zu zwei Millionen Dollar Nettogewinn pro Handelstag keine Seltenheit waren. Zusätzlich sei erwähnt, dass die Firma laut eigenen Angaben in fünf Jahren Wertpapierhandel nur an einem einzigen Tag Verlust machte.


Da die Geschwindigkeit der Datenübertragung für HFT-Firmen einer der wichtigsten Aspekte darstellt, geben sie für die dafür nötige Infrastruktur auch sehr hohe Summen aus. Private Spezialanbieter sind auf die Verlegung von Hochgeschwindigkeits-Datenleitungen zwischen den Börsenplätzen spezialisiert. Als Beispiel sei die Firma Spread Networks genannt, die im Jahr 2010 auf dem direktesten Weg zwischen New York und Chicago eine 1331 Kilometer lange Glasfaserleitung installierte. Die Kosten für dieses Projekt beliefen sich auf mehrere hundert Millionen US-Dollar mit dem einzigen Zweck, eine Order zwischen den beiden Handelsplätzen um drei Millisekunden schneller versenden zu können. Später hat Spread Networks die Leitung an HFT-Firmen gegen Vorauskasse um 2,8 Milliarden US-Dollar für fünf Jahre vermietet.


Neben den Betreibern von HFT und den IT-Dienstleistern zählen auch die Börsen zu den Profiteuren. Diese verdienen nicht nur durch das gestiegene Handelsvolumen an den Handelsplätzen, sondern auch bei der sogenannten „Kolokation“. Die Börsenbetreiber vermieten dabei Standplätze in den Rechenzentren der Börsen an HFT-Unternehmungen. Diese können dadurch ihre Hochleistungscomputer direkt neben den Servern der Börsen aufstellen und generieren aufgrund der örtlichen Nähe einen Zeitvorsprung gegenüber anderen Händlern und Händlerinnen.

 

Vor- und Nachteile
Vielen Personen ist die Bezeichnung „Flash Crash“ geläufig, da darüber häufig in diversen Medien berichtet wurde. Am 06.05.2010 verlor der amerikanische Aktienindex Standard & Poor`s 500 innerhalb von nur sechs Minuten knapp sechs Prozent. Der Dow Jones Index verlor zeitweise sogar mehr als neun Prozent. Im Zeitraum von zehn Minuten wurden 1,3 Milliarden (Mrd.) Aktien gehandelt, das entspricht dem sechsfachen des Durchschnitts. Im Jahr 2013 kam es dann sogar zu drei Technikpannen innerhalb einer Woche. Die US-Technologiebörse Nasdaq und die Derivatebörse Eurex in Stuttgart mussten den Handel wegen Systemfehlern zeitweise stoppen und die Computer der Investmentbank Goldman Sachs kauften 17 Minuten lang eine große Menge an Finanzprodukten, welche die Bank gar nicht haben wollte.


In kritischen Marktphasen besteht die Gefahr, dass die verwendeten Algorithmen einen Abwärtstrend zusätzlich verstärken. In solchen Phasen ist Liquidität an den Märkten besonders wichtig, da Gegenparteien benötigt werden, um die Kurse zu stützen. Allerdings haben sich viele Händler aufgrund der HFT-Trader von den Handelsplätzen zurückgezogen und auch die großen Banken haben seit der Finanzkrise ihren Eigenhandel stark reduziert. Die Konsequenz daraus sind irrationale Trends aufgrund unberechenbarer Reaktionen der Programme.

 

Aber natürlich hat dieser technologische Fortschritt auch positive Aspekte und bringt einige Vorteile mit sich. Aufgrund des gestiegenen Ordervolumens steigt auch die Liquidität an den Märkten. Dadurch verbessert sich die Handelbarkeit einzelner Titel und die Bid-Ask-Spanne wird geringer – was zu angemesseneren Preisen führt. Auch das Ausnutzen und Beseitigen von Preisanomalien verbessert die Preisbildung und gestaltet die Märkte effizienter. Dies wurde auch durch eine Studie der Goethe Universität Frankfurt am Main bestätigt.

 

Wie geht es nun weiter?
Neben der Geschwindigkeitszunahme an den Börsen sind auch zahlreiche andere Handelssysteme im OTC-Bereich entstanden. Diese sind teilweise kaum reguliert bzw. hochgradig intransparent. Das hat zur Folge, dass die Finanzmärkte und der Handel mit Finanzprodukten immer unübersichtlicher werden. Viele Marktteilnehmer wünschen sich jedoch wieder einfache und überschaubare Finanzmärkte. Aufgrund dieser Entwicklungen besteht mittlerweile die Tendenz hin zu mehr Regulierung und Überwachung von Handelssystemen. Daher gibt es z.B. in Deutschland bereits seit 2013 das „Gesetz zur Vermeidung von Gefahren und Missbräuchen im Hochfrequenzhandel“. Auch auf europäischer Ebene werden mit der MiFID II-Richtlinie (voraussichtlicher Start 2018) neue Regelungen zum algorithmischen Handel und Hochfrequenzhandel geschaffen.


Es könnte sein, dass die klassischen Börsen – gestützt auf durchdachte Regulierungen – eine Renaissance erleben werden.

Hier können Sie den Verfasser gerne kontaktieren: daniel.kupfner@securitykag.at

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