Geht es der Wirtschaft gut, geht es allen gut?

20. Mär 2017 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Dieser Slogan könnte von der einen oder anderen Interessensvertretung stammen. Aber wer profitiert eigentlich davon, wenn eine Volkswirtschaft wächst? Ein Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Wenn eine Wirtschaft wächst, heißt das ja noch nicht zwingend, dass sich das auch auf die Einkommen der Bürger auswirkt. Im Umkehrschluss ist es aber auch nicht so, dass stagnierende oder gar rückläufige Wachstumsraten zwingend mit Lohneinbußen einhergehen müssen. Der Struktur der Wirtschaft und den agierenden Unternehmen kommt bei dieser Fragestellung eine zentrale Rolle zu. In Zeiten der Globalisierung werden weltweit agierende Konzerne ihre Geschäftsaktivitäten auf prosperierende Regionen und Länder fokussieren. Die weltweit größten Unternehmen, die im Aktienindex MSCI World gebündelt sind, erwirtschaften mehr als 20% ihrer Einkünfte in Schwellenländern. Damit muss man als Investor nicht zwingend ein chinesisches Unternehmen kaufen, um an der florierenden Wirtschaft Chinas zu partizipieren.

 

Aber zurück zur Ursprungsfrage: Wer profitiert eigentlich, wenn eine Volkswirtschaft wächst? Sind das eher die niedrigen Einkommensschichten, die Mittelschicht oder die Top-Verdiener? Dieser interessanten Fragestellung sind Fatih Guvenen (University of Minnesota), Sam Schulhofer-Wohl (Chicago Federal Reserve) Jae Sond (US Security Administration) und Motohiro Yogo (Princeton University) nachgegangen. In dem Working Paper „Worker Betas: Five Facts about Systematic Earnings Risk“ analysieren die Autoren die Auswirkungen eines Wachstumsanstieges in den USA von 1% auf die persönliche Einkommenssituation der Bürger.

 

Abbildung: Beta – Auswirkung einer Erhöhung des US-Wirtschaftswachstums um 1% auf die Einkommensperzentile

Quelle: Working Paper „Worker Betas: Five Facts about Systematic Earnings Risk“ (Fatih Guvenen, Sam Schulhofer-Wohl, Jae Song, Motohiro Yogo), Economist (Grafik)

 

In den dargelegten Grafiken wird die Auswirkung eines 1%igen Anstieges des Bruttoinlandsproduktes auf die einzelnen Einkommensperzentile dargestellt. Ein 1%iger Anstieg des BIPs bedeutet z.B.: einen 3,8%igen Anstieg der Einkommen (Männer, 0,1% Perzentile). Wie ersichtlich, sind die Effekte eines BIP-Anstieges sehr unterschiedlich und hängen von der Einkommenshöhe ab. Grundsätzlich trifft die Aussage zu, dass Geringverdiener und das Top-Verdiener-Segment am meisten von einer prosperierenden Konjunktur profitieren. Geringverdiener profitieren stark, da sie tendenziell in pro-zyklischen Sektoren arbeiten. Im Gegensatz dazu profitieren die Top-Verdiener von variablen Gehaltsbestandteilen (Bonuszahlungen) und Stock-Options.

 

Auch demografische Aspekte spielen eine Rolle. Das Einkommen von Männern weist eine höhere Korrelation auf als jenes der Frauen. Jüngere Altersgruppen weisen im Vergleich zu älteren Gruppen ein ähnliches Muster auf . In der dritten Grafik werden die Auswirkungen auf das persönliche Einkommen in Relation zur Unternehmensgröße dargestellt. Hierbei wird offensichtlich, dass die Auswirkungen bei kleineren Unternehmen deutlich flacher sind als bei sehr großen Unternehmen. Bei den ganz großen Unternehmen profitiert vor allem das Top-Verdiener-Segment.

 

Interessant ist, dass die Ränder der Einkommensverteilung zu den Hauptprofiteuren zählen, wohingegen die Mittelschicht tendenziell die geringsten Einkommenszuwächse lukrieren kann. Die Darstellung ähnelt einem „SMILE“, ich bin mir aber sicher, dass dem einen oder anderen bei Betrachtung dessen das Lächeln vergeht!

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