Handelsbilanz als Gradmesser der Konkurrenzfähigkeit!

30. Mär 2017 |

VON Josef Obergantschnig

Seit dieser Woche ist es offiziell. Die britische Premierministerin Theresa May hat die EU-Austrittserklärung unterschrieben und damit das Scheidungsverfahren auch offiziell eingeleitet. Ein langwieriger Ausgliederungsprozess und politisches Hick-Hack wird die EU-Politik die nächsten Monate prägen.

 

Die Verhandlungsstärke der jeweiligen Stakeholder wird wesentlich von wirtschaftlichen Verflechtungen und Abhängigkeiten beeinflusst. Großbritannien hat eine tiefrote Handelsbilanz. Die Summe der Exporte ist deutlich geringer als die Summe der Importe. Die logische Konsequenz ist eine tiefrote Handelsbilanz, die ein Defizit von 5,2% in Relation zum Bruttoinlandsprodukt aufweist. Das Handelsbilanzdefizit Großbritanniens ist mit Abstand das größte der sogenannten Industrieländer. Im Vergleich dazu weißt beispielsweise die USA ein Defizit von „lediglich“ -2,6% bzw. Frankreich von -1,4% des BIPs auf. Ein größeres Defizit weisen Saudi Arabien mit -8,2% bzw. Kolumbien mit -6,5% auf. Das spricht nicht gerade für die Konkurrenzfähigkeit der britischen Wirtschaft. Im Vergleich dazu kann der Exportweltmeister Deutschland einen Handelsbilanzüberschuss in der Höhe von 8,8% des BIPs erwirtschaften. Den größten Überschuss verzeichnet Singapur mit 19,8%! Den Austritt Großbritanniens möchte ich zum Anlass nehmen, die Abhängigkeiten einzelner Volkswirtschaften exemplarisch darzustellen. Beginnen wir bei der EU-28.

 

Abbildung: EU-28: Top-5 Handelspartner

 

Quelle: Eurostat

 

Die EU-28 beziehen ein Fünftel aller Importe aus China – mehr als ein Drittel aller Importe kommen aus China und den USA. Bei den Exportpartnern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Der wichtigste Exportpartner ist die USA gefolgt von China – allerdings mit deutlichem Respektabstand. Das Exportvolumen Chinas beträgt weniger als die Hälfte der US-Exporte.

 

Abbildung: Großbritannien: Top-5 Handelspartner

 

Quelle: Eurostat

 

Großbritanniens Wirtschaft ist stark mit jener der EU-28 verwoben. Neben China und den USA sind die wichtigsten Handelspartner Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Irland. Premierministerin Theresa May wird dies bei den Austrittsverhandlungen sicher im Hinterkopf haben. Unter diesem Blickwinkel wird auch offensichtlich, wie wichtig ein offener europäischer Wirtschaftsraum für Großbritannien ist. Abschließend möchte ich auch noch auf die wichtigsten Handelspartner Österreichs eingehen.

 

Abbildung: Österreich: Top-5 Handelspartner

 

Quelle: Eurostat

 

Der wichtigste Handelspartner Österreichs ist mit Abstand Deutschland. 43% der Importe und 30% der Exporte werden mit unserem „Lieblingsnachbarn“ getätigt. Auffallend ist auch die Dominaz der wichtigsten 5-Handelspartner, die im Vergleich zu Großbritannien doch sehr deutlich auffällt. Als gelernte Portfoliomanager würde ich es als „Klumpenrisiko“ oder vergleichsweise „schlecht diversifiziert“ bezeichnen. Österreich weist einen Handelsbilanzüberschuss in der Höhe von 2,6% des BIPs auf. In der EU wurde häufig kritisch angemerkt, dass es hinsichtlich der Handelsbilanzergebnisse deutliche Diskrepanzen zwischen den einzelnen Mitgliedsländern gibt. Im Wesentlichen verdeutlicht die Handelsbilanz die Konkurrenzfähigkeit eines Wirtschaftsraumes. Wenn eine Volkswirtschaft im Vergleich zu anderen Ländern Produkte zu „günstigen“ Preisen anbieten kann, wird die Summe der Exporte jene der Importe übersteigen und ein Handelsbilanzüberschuss verzeichnet. Sollten die Güter zu teuer sein, ist davon auszugehen, dass mehr importiert als exportiert wird. In diesem Fall ist Handlungsbedarf gegeben und dem Land ist anzuraten, entsprechende Reformen einzuleiten und die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen.

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