Zwischen Mr. Spock und Homer Simpson
19. Apr 2017 | Blog
VON Daniel Kupfner
Unlängst habe ich mich mit dem Thema Wirtschaftspsychologie beschäftigt. Dabei stößt man sofort auf den Begriff des „Homo oeconomicus“. Dieser beschreibt ein Modell eines ausschließlich rational denkenden Menschen, welcher den Analysen der klassischen und neoklassischen Wirtschaftstheorie zugrunde liegt. Der Homo oeconomicus strebt stets nach der Maximierung seines eigenen Nutzens, verfügt über lückenlose Informationen, hat klare Präferenzen und verfolgt diese konsequent. Obwohl dieses Modell und die darauf basierenden Annahmen oft als realitätsfremd kritisiert werden, dient der Homo oeconomicus noch immer als Grundlage für viele Wissenschaftstheorien.
Nun glauben viele Menschen von sich selbst, ebenfalls stets rational zu handeln und klare Präferenzen zu haben. Dieses Selbstbild hält der Realität oftmals aber nicht stand. Dies möchte ich kurz anhand eines kleinen und einfachen Beispiels veranschaulichen.
Stellen Sie sich vor, Sie haben die Wahl zwischen dem sicheren Erhalt von € 900,- oder einem Spiel, wo Sie mit 90%iger Wahrscheinlichkeit € 1.000,- und mit 10%iger Wahrscheinlichkeit € 0,- erhalten. Der Erwartungswert (€ 900,-) ist in beiden Situationen gleich hoch.
Quelle: FH-Joanneum, Bank und Versicherungswirtschaft
Nun drehen wir die Ausgangssituation und nehmen eine Spielsituation an, in der Sie die Wahl zwischen dem sicheren Verlust von € 900,- oder einer Spielsituation haben, in der Sie mit 90%iger Wahrscheinlichkeit € 1.000,- und mit 10%iger Wahrscheinlichkeit € 0,- verlieren. Auch hier ist der Erwartungswert (€ -900,-) für beide Situationen ident.
Quelle: FH-Joanneum, Bank und Versicherungswirtschaft
Da die meisten Personen eine risikoaverse Einstellung haben (konkaver Verlauf einer Erwartung/Nutzen Funktion), entscheiden sie sich in Szenario 1 für den sicheren Erhalt der € 900,- (B1) und vermeiden die Spielsituation und das Risiko. Ein rational denkender Mensch würde, wie Eingangs erörtert, seine Präferenzen nicht ändern und diese konsequent weiterverfolgen. Daher müsste er in Szenario 2 ebenfalls den sicheren Verlust (B2) wählen, da es rational gesehen dieselbe Entscheidung ist. Doch die meisten Personen wählen B1 und A2, da sie einen gewissen Grad an Verlustaversion aufweisen. In ihrem Bestreben, den Verlust zu vermeiden, sind sie plötzlich bereit, Risiko in Kauf zu nehmen (was sie in Szenario 1 nicht machen). Die Kernaussage dieses kleinen Beispiels lautet daher: „Losses loom larger than gains!“.
Anhand vieler Beispiele wie diesem wurden gerade in den letzten zwei Jahrzehnten die klassischen Annahmen der Wirtschaftswissenschaft stark angezweifelt. Zu oft hat sich gezeigt, dass die realen Menschen sich nicht nach dem Verhaltensmuster des Homo oeconomicus orientieren. Sie machen unbewusst Fehler, handeln emotional und irrational, nehmen Rücksicht auf andere und handeln nicht rein egoistisch usw. Daher gewann die Verhaltensökonomie zunehmend an Bedeutung. Sie versucht diese Aspekte zu berücksichtigen und ein realitätsnäheres Bild des Menschen zu zeichnen.
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: FH Joanneum, Bank und Versicherungswirtschaft
Trotzdem wird uns der Homo oeconomicus wahrscheinlich noch lange Zeit begleiten, da der Homo sapiens für Modelle nur schwer zu fassen ist. Ein kritisches Hinterfragen von diversen Prognosen und klassischen Modellen der Ökonomen sei aber erlaubt.
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