Klimawandel: Europa hui, USA pfui?

09. Jun 2017 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Wir schreiben das Jahr 2015. Genau genommen den 12. Dezember 2015. Es liegt etwas Historisches in der Luft. Das spüren auch die Delegierten, die sich trotz des nächtelangen Verhandlungsmarathons in den Armen liegen und den Abschuss des sogenannten Pariser Abkommens feiern. Die Enttäuschung vieler Anläufe in den vergangenen Jahren fällt wie eine Last von vielen Schultern. Und das zu Recht! Erstmals in der Geschichte ist es gelungen, im Rahmen einer Vereinbarung aller Staaten der Welt einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Eine Erderwärmung um die kritische Marke von 2 Grad Celsius betrifft nun einmal uns alle! Zweifelsohne ein Grund für viele, optimistisch in die Zukunft zu sehen!

 

Rund eineinhalb Jahre später scheint sich das Blatt allerdings schon wieder zu wenden. Seit dem Abschluss des Pariser Abkommens hat sich einiges geändert. In den USA ist die zweite Amtsperiode von Präsident Barack Obama abgelaufen. Sein Nachfolger Donald Trump hält seit seiner Inauguration die Welt in Atem und beherrscht (nicht nur die Twitter-) Schlagzeilen. Der Klimawandel ist für ihn nicht evident und er hat bereits vor Wochen damit begonnen, Umweltauflagen zu lockern und damit der Kohleindustrie unterstützend unter die Arme zu greifen. Der nächste logische Schritt war der Rückzug aus der internationalen Klimapolitik und dem „Aufkündigen“ des Pariser Abkommens. Das ist insofern problematisch, da die USA nach China der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasemissionen ist.

 

Abbildung: CO2-Emissionen Weltweit

Quelle: US Dept. of Energy, Eurostat – Grafik: „Die Presse – GK

 

China, Europa, Indien und Russland haben sich bereits darauf verständigt, am Pariser Abkommen festhalten zu wollen. In Anbetracht des Handlungsbedarfs und der düsteren Prognosen der Klimaforscher spürt man förmlich, wie die Zeit zwischen den Fingern rinnt. Auch wenn wir noch ein paar Jahrzehnte Zeit haben sollten!

 

Kurzfristig wird die Vorgehensweise von Donald Trump wahrscheinlich sogar zum Erfolg führen. Durch das Wiederbeleben der darniederliegenden und vor sich dahinsiechenden Kohleindustrie werden Jobs geschaffen. Gerade „Globalisierungsverlierer“ und damit viele Trump-Wähler werden davon profitieren. Der Klimawandel kann warten!

 

Europa muss die Gegenposition einnehmen, eine weltweit führende Rolle einnehmen und sich seiner Verantwortung bewusst werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Verbrauch pro Kopf, um die Treibhausgasemissionen auch zwischen unterschiedlichen Ländern darstellen zu können.

 

Abbildung: Treihausgasemissionen in Tonnen pro Kopf

Quelle: US Dept. of Energy, Eurostat, Weltbank, Eigene Berechnungen

 

Wenn man die Treibhausgasemissionen um die Einwohnerzahl bereinigt, ergibt sich ein interessantes Bild. In Indien leben mit aktuell rund 1,3 Milliarden Einwohnern nahezu gleich viele Menschen wie in China. Der chinesische pro Kopf Verbrauch ist allerdings 4,3 mal so hoch wie jener Indiens. Das ist sicher damit begründbar, dass die Volkswirtschaft Chinas sich schon wesentlich weiterentwickelt hat als Indien. Nimmt man beispielsweise das BIP pro Kopf als Maßstab, liegt Indien mit USD 1.593 deutlich hinter China (USD 8.069) zurück. Die chinesische Wirtschaftsleistung ist demnach etwas mehr als fünfmal so groß als die von Indien. Sollte der Konvergenzprozess eintreten, ist damit zu rechnen, dass auch Indiens Treibhausgasemissionen deutlich ansteigen. Bei einer ähnlichen Entwicklung wie in China würde dadurch der weltweite CO2-Ausstoß um mehr als 20% (!) ansteigen. Insofern ist es sehr „beruhigend“, dass Indien am Pariser Abkommen festhalten wird.

 

Zudem ist interessant, dass Österreich einen ähnlich hohen CO2-Ausstoß pro Kopf aufweist als China. Nachdem Umweltschutz in China gefühlsmäßig eine untergeordnete Rolle einnimmt, ist das für mich durchaus verwunderlich. Deutschland und die Niederlande erreichen einen noch höheren Wert und liegen damit deutlich über dem EU-Schnitt.

 

Die USA nehmen bereits jetzt eine absolute Ausnahmerolle ein. Der Pro-Kopf-Verbrauch in den USA liegt bei 15,8 Tonnen pro Jahr und beträgt damit den 2,5-fachen Wert eines EU-Bürgers!

 

Es muss uns allen bewusst sein, dass die Klimapolitik nicht regional sondern nur global gelöst werden kann! Aber zulange sollten wir uns damit nicht Zeit lassen! Abwarten und Tee trinken ist mit Sicherheit die falsche Option – insofern bleiben wir lieber beim Kaffee :-)

Bildquelle: Peter Kogler (Security KAG)

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