Mehr als nur ein Spiel
14. Jul 2017 | Blog
VON Daniel Kupfner
Nach dem aufsehenerregenden und hinterhältigen Bombenanschlag auf den Bus des Fußballvereins Borussia Dortmund (BVB) im April dieses Jahres wurde sofort heftig über das Motiv des Täters spekuliert. Wie sich einige Zeit später herausstellen sollte, war der Anschlag weder politisch noch religiös motiviert, sondern einfach nur der Profitgier eines Einzelnen geschuldet. Der Täter spekulierte auf einen durch den Anschlag verursachten Kursverfall der BVB-Aktie und kaufte dazu Put-Optionen. Glücklicherweise ging diese Tat relativ glimpflich für die Beteiligten aus und auch die Aktie des BVB reagierte nur minimal auf dieses Ereignis.
Viele Personen wussten wahrscheinlich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht, dass es börsennotiert e Fußballvereine gibt und man Aktien dieser Vereine erwerben kann. Einige Leser können sich vielleicht noch daran erinnern, dass es auch in Österreich Anfang der 90er Jahre einen Fußballverein aus dem Westen Wiens gab, welcher sich an die Börse wagte. Doch der anfängliche Hype um die Aktie verflog sehr rasch und aufgrund der fallenden Kurse machte sich schnell Ernüchterung breit. Heutzutage haben die Aktien des besagten Vereins maximal noch einen nostalgischen Wert und können ebenso als Wanddekoration verwendet werden. Aber das Thema Refinanzierung über Fans und Investoren kommt in den letzten Jahren wieder in Schwung. So haben sich beide Wiener Großvereine erfolgreich Geld für ihre Stadionprojekte über private Investoren in Form von Schuldverschreibungen oder Crowdfunding-Modellen geholt. Doch neben aller Liebe zum Verein und attraktiven Zinsen von bis zu 8,25% p.a. (Bonuszinssatz je nach sportlichem Erfolg), muss man als Fan/Investor auch stets das Risiko solcher Veranlagungen im Auge behalten, da man meistens die Stellung eines Nachranggläubigers inne hat und die Insolvenzgefahr von Fußballvereinen nicht gerade als utopisch angesehen werden kann (ein Grazer Klub schaffte sogar das Kunststück binnen fünf Jahren viermal Insolvenz anzumelden).
Generell ist der Fußball in den letzten Jahren immer mehr zu einem großen Wirtschaftsfaktor geworden. Die Unternehmensberatungsfirma McKinsey hat für die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Jahr 2015 eine Studie über die Bedeutung der Bundesliga durchgeführt. Dabei wurden DFL-Daten zur Saison 2013/14 betrachtet und analysiert. Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass 110.000 Vollzeitarbeitsplätze und eine Wertschöpfung von 7,9 Mrd. Euro durch den Profifußball in Deutschland generiert werden. Davon entfallen 1,8 Mrd. Euro auf die Klubs und den DFL, der Rest auf Zulieferer, Vermarkter und andere Unternehmen, die vom durch Fußball ausgelösten Konsum profitieren. Auch der Staat profitiert gewaltig von diesem Wirtschaftszweig. So sollen sich die Steuereinnahmen durch die mit dem Profifußball verbundenen Geschäfte auf 2,5 Mrd. Euro belaufen. Dem gegenüber stehen lt. der Studie lediglich 200 Mio. Euro Ausgaben für Sicherheit und Infrastruktur.
Zusätzlich werden auch die Fußballvereine (zumindest die großen Vereine) immer wertvoller. So hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in ihrer aktuellen Studie die wertvollsten Fußballklubs Europas ermittelt. Mit einem Unternehmenswert von drei Mrd. Euro führt Manchester United dieses Ranking vor Real Madrid und dem FC Barcelona an. Auch der europäische Fußballverband (UEFA) beschäftigt sich regelmäßig mit der finanziellen Entwicklung der Vereine und führte im Jahr 2011 mit dem „Financial Fairplay“ ein Instrument ein, mit dem die Klubs gezwungen werden sollen, langfristig, solide und stabil zu bilanzieren. Nachstehende Grafik veranschaulicht die positive Entwicklung der Finanzkraft europäischer Fußballvereine.
Abbildung 1: Entwicklung der Finanzkraft (Vermögen abzüglich Schulden) europäischer Klubs in Milliarden Euro
Quelle: UEFA
Doch wie sieht es nun mit der Aktienentwicklung der europäischen börsennotierten Klubs aus? Dazu habe ich mir die Wertentwicklung des europäischen Fußball-Index angesehen, in welchem prominente Vereine wie z.B. AS Roma, Juventus Turin oder auch Ajax Amsterdam gelistet sind. Vergleicht man die Wertenwicklung dieses Index mit dem Euro Stoxx50 (enthält die 50 führenden Aktien der Eurozone), so hat sich dieser nur unterdurchschnittlich entwickelt. Hat man 100 Euro Anfang 2010 in den ESTX50 investiert, so wurden daraus immerhin ca. 120 Euro, während man bei einem Investment in den Fußball-Index nur ca. 110 Euro retour bekommt. Ein Grund mag sicher sein, dass sich Fußballklubs in erster Linie am sportlichen Erfolg und nicht an der Gewinnmaximierung orientieren. Wenn Gewinne anfallen, werden diese meist weder großzügig über Dividenden ausgeschüttet noch in Gewinnrücklagen dotiert, sondern wieder in neue und teure Spieler reinvestiert. Die Spielerwerte sind eine der wichtigsten Bilanzpositionen eines Fußballvereins und machen einen erheblichen Teil der Aktivseite aus. In der Regel werden diese zu Anschaffungskosten bewertet und linear entsprechend der individuellen Laufzeit der Anstellungsverträge abgeschrieben. Genau hier liegen auch die größten Chancen (stille Reserven bei guter Entwicklung des Spielers) und Risiken (schwere Verletzungen oder schwache Leistungen des Spielers) des Vereins und eine seriöse Unternehmensbewertung ist nur schwer möglich.
Dass man durchaus auch viel Geld mit einem Investment in einen Fußballverein machen kann, sieht man an der Wertentwicklung der anfänglich erwähnten Aktie des BVB. Die Aktie hat sich seit Ende 2010 rasant entwickelt und notiert mittlerweile auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren. Neben den sportlichen Erfolgen der letzten Jahre schaffte es der BVB immer wieder, talentierte Spieler relativ günstig zu kaufen und diese nach ein paar Jahren Entwicklung äußerst gewinnbringend am Transfermarkt weiterzuverkaufen. Auch die gestiegenen Einnahmen aus den TV-Geldern in Deutschland trugen zu dem Erfolg bei. Hätte man Anfang 2010 ein Investment über 100 Euro in Aktien des BVB getätigt, würde man sich heute über ca. 615 Euro freuen können.
Abbildung 2: Wertentwicklung ausgewählter Assets in Euro von 2010 bis Juni 2017
Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung
Abschließend kann festgehalten werden, dass der Gigantismus und die Kommerzialisierung im Fußballgeschäft immer weiter voranschreiten und sich eine Elite aus Großklubs entwickelt, welche einen großen Anteil des Kuchens für sich beansprucht. Kleinere Vereine werden auf Dauer kaum Schritt halten können und müssen damit rechnen, dass größere sportliche Erfolge den finanzstarken Klubs vorbehalten sein werden. Doch Überraschungen wird es wohl weiterhin geben (wer hätte schon mit einem englischem Meister Leicester City gerechnet?) und die schönsten Geschichten schreibt dann doch noch immer der Fußball…
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