Wie ist es um Österreichs Gesundheit bestellt?
26. Sep 2017 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Die Gesundheit trägt einen wesentlichen Teil zum Wohlbefinden eines Einzelnen bei und ist demnach im Rahmen eines Wohlstandsindikators zu berücksichtigen. Der Cluster Gesundheit berücksichtigt die Indikatoren „Gesunde Lebensjahre“, „Nicht erfüllter Bedarf an ärztlicher Untersuchung/Behandlung“ sowie die „Gesundheitsausgaben eines Staates“.
Abbildung: Cluster Gesundheit
Quelle: ARUS (Daten: Eurostat, OECD, Weltbank)
Für das Wohlbefinden des einzelnen Bürgers ist nicht zwingend die Lebenserwartung sondern der Anteil der gesunden Lebensjahre an der Gesamtlebensdauer von Bedeutung. Gerade im fortgeschrittenen Alter nehmen Krankheiten und Beschwerden deutlich zu und können bis zur Pflegenotwendigkeit führen. In Österreich steigt die Lebenserwartung in den vergangenen Jahren kontinuierlich an und liegt gegenwärtig bei knapp 82 Jahren. Im Vergleich dazu beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung der EU-28 Länder 81 Jahre. Interessant ist, dass ein heute geborener Österreicher mit 58 gesunden Lebensjahren rechnen kann, wohingegen der EU-28 Schnitt bei 63 Jahren liegt. Damit weist Österreich zwar eine längere Gesamtlebensdauer als der EU-28 Durchschnitt auf, allerdings ist auch festzuhalten, dass die gesunden Lebensjahre um 5 Jahre unter dem EU-28 Schnitt liegen. Am gesündesten sind die Schweden, die mit knapp 74 Jahren das beste Ergebnis erzielen konnten, wohingegen Lettland den geringsten Wert aufweist.
Der zweite Indikator des Clusters Gesundheit ist „Nicht erfüllter Bedarf an ärztlicher Untersuchung/Behandlung“. Er wird von der Eurostat erhoben und repräsentiert jenen Personenkreis, deren Bedarf nach individuellem Empfinden hinsichtlich ärztlicher Untersuchungen oder Behandlungen unerfüllt geblieben ist (z.B. zu hoher Preis, zu lange Wartezeiten, zu weiter Anfahrtsweg, etc.). Da es in einigen Ländern eine hohe Diskrepanz zwischen der Zufriedenheit und der Einkommenshöhe gibt, wurde im Rahmen des NeuWinds das Ergebnis jener Personen mit dem geringsten Einkommen (Quintil) herangezogen. In Summe sind die Österreicher mit dem Gesundheitssystem sehr zufrieden. Österreich belegt im EU-28 Schnitt den 3. Platz - nur mit geringem Abstand hinter den erstplatzierten Niederlanden. Während in Österreich lediglich 0,1% der Befragten ihren Bedarf als nicht erfüllt betrachten, weist das Schlusslicht Griechenland mit 17,4% einen signifikant schlechteren Wert auf. Die angespannten Staatsfinanzen führen demnach zu einer deutlich schlechteren Gesundheitsversorgung. Im Vergleich dazu betrug der Anteil der Unzufriedenen 2010 in Griechenland 7,8%.
Ein Großteil der Staatsausgaben fließt ins Gesundheitswesen. In Österreich liegt die Quote bereits bei 7,4% des BIP und damit unter dem EU-28 Durchschnitt von 8,1%. Damit ist auch hier wieder der Konnex zu den gesunden Lebensjahren herauszustreichen. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass durch die stetig steigende Lebenserwartung und das zunehmende Alter der Baby-Boomer-Generation mit erhöhten budgetären Belastungen zu rechnen sein wird. Dies kann entweder durch eine erhöhte Effizienz im Gesundheitssystem oder durch ein Einschränken des Leistungsspektrums abgefedert bzw. ausgeglichen werden.
Abbildung: Cluster Gesundheit im historischen Zeitraffer
Quelle: ARUS (Daten: Eurostat, OECD, Weltbank)
Auffallend ist, dass die gesunden Lebensjahre in Österreich in den vergangenen Jahren zurückgegangen sind, wohingegen der Wert für die EU-28 angestiegen ist. Österreich belegt damit den 8. Rang aller EU-Staaten. Auffallend ist die Divergenz zwischen dem Mittelwert/Median der EU-28 und den von der Eurostat veröffentlichten Werten für die EU-28. Die Gesundheitsausgaben der EU-28 betragen 8,4% des BIPs – der Mittelwert der EU-Staaten (Durchschnitt aller Werte) liegt mit 6,3% deutlich darunter. Dies ist damit zu begründen, dass die großen EU-Staaten wie z.B. Deutschland oder Frankreich sehr hohe Ratios aufweisen und daher den Wert der EU-28 stark anheben.
Abbildung: Cluster Gesundheit – Platzierung im historischen Zeitraffer Österreich
Quelle: ARUS (Daten: Eurostat, OECD, Weltbank)
Wie in der Abbildung ersichtlich, belegt Österreich bei den Gesundheitsausgaben und bei der Zufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung einen Platz im Spitzenfeld. Irritierend ist allerdings, dass Österreich beim Indikator „Gesunde Lebensjahre“ deutlich hinterherhinkt und sich innerhalb der vergangenen Jahre auch im Vergleich zu den anderen EU-28-Ländern stark verschlechterte.
Abbildung: Gesundheitsausgaben vs. Gesunde Lebensjahre
Quelle: ARUS (Daten: Eurostat, OECD, Weltbank)
Im Europavergleich wird offensichtlich, dass hohe Gesundheitsausgaben nicht zwingend mit dem Indikator gesunde Lebensjahre korrelieren. Auf der linken Grafik sind die Gesundheitsausgaben aufgetragen (rot = hohe Ausgaben in Relation zum BIP). Auf der rechten Grafik ist der Indikator „Gesunde Lebensjahre“ dargestellt (grün = hoher Wert). Um den Ressourceneinsatz effizient zu nutzen, ist neben der Effizienz vor allem bei der Prävention anzusetzen.
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