Metatrends der letzten 35 Jahre
05. Okt 2017 | Blog
VON Günther Moosbauer
In einer jüngeren Publikation der Bank für Internationales Settlement wurden drei Metatrends der letzten 35 Jahre untersucht:
- die Senkung der Zinsen,
- die Verringerung der Reallöhne und
- ein kometenhafter Anstieg der Ungleichheiten innerhalb von Staaten bei gleichzeitiger Angleichung zwischen den Staaten.
Es wird die Meinung vertreten, dass in der Vergangenheit die demographische Entwicklung als Hauptfaktor betrachtet werden kann und die Autoren folgern daraus für die zukünftige Entwicklung eine Umkehr dieser Trends, die bereits begonnen hat.
Sie führen aus, dass ein hoher Anteil an Beschäftigten, und somit auch an Konsumenten, historisch in aller Regel ein schnelles wirtschaftliches Wachstum zur Folge hatte. Paradebeispiele dazu waren die USA, Europa und Japan in den 40 Jahren nach dem zweiten Weltkrieg und China mit Beginn der siebziger Jahre. China und Osteuropa stellten in den Neunzigern 820 Millionen und 2014 bereits über 1,1 Milliarden Arbeitskräfte. Im Vergleich dazu belief sich die Anzahl in den entwickelten Ländern in den Neunzigern auf 685 Millionen respektive 2014 763 Millionen. Dieser Zuwachs um ca. 120% in rund 35 Jahren bewirkte auch Druck auf Reallöhne und als Folge ein Anwachsen der Ungleichheit innerhalb der Staaten. Begleitet wurde der Abfall der Reallöhne mit abnehmender Investitionstätigkeit und sinkenden Inflationsraten. Dies wiederum führte zu den fallenden Zinsen der letzten Jahrzehnte.
Die Wachstumsrate der Weltpopulation ist bereits gesunken und es wird von der UNO eine weitere Abnahme von 0,75% pro Jahr bis 2040 geschätzt. Das bedeutet eine schnelle Verringerung des Verhältnisses Beschäftigter zu Unbeschäftigter.
Die Bedeutung für die Zukunft der Reallöhne, Zinsen und Ungleichheiten ist allerdings sehr uneindeutig. Die Studie ist mit Diskussionsbeiträgen anderer Forscher ergänzt und zu der provokativen Prognose umgekehrter Trendverläufe schränken die Autoren selbst deren Erwartbarkeit ein.
Aus dem Beispiel Japan und der sogenannten „verlorenen Jahrzehnte“ lassen sich bezogen auf die drei Metatrends keine zukünftigen Entwicklungen eindeutig ableiten. Schlüsse, ob sich beispielsweise bei eventuell wachsenden Reallöhnen die Investitionstätigkeit erhöht oder sich durch eine geringere Zahl Beschäftigter erniedrigt, ist mit demographischen Zukunftserwartungen allein nicht entscheidbar. Dass künstlich niedrig gehaltene Zinsen einen Anstieg nach Ende des Taperings erfahren, ist zwar einfach vorherzusagen, neben der Frage des Ausmaßes und des Zeitpunkts herrscht auch hier der gemeinsame Tenor, dass Schulden und Inflation für die Zukunft schwer vorhersehbar sind. Darstellbar sind nur Szenarien, wie Staaten auf die erhöhten Kosten einer älteren Bevölkerung reagieren können und wie technische Umwälzungen Wirtschaft und Arbeit verändern.
Dass uns die besten Erklärungen in Bereichen, die keine wiederholbaren Experimente zulassen, notwendigerweise erst a posteriori begegnen, ist sicher auch für die Zukunft die verlässlichste Prognose.
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