Familiäres Österreich
27. Nov 2017 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Die Familie kann als Fundament jeder Gesellschaft gesehen werden und nimmt in ihr viele Funktionen wahr. Neben der Nachwuchssicherung nehmen Familien eine bedeutende Rolle im Bereich der Erholung und Regeneration, der Sozialisation und wirtschaftlichen Funktionen wie z.B. Schutz und Fürsorge für Kinder, kranke und alte Familienangehörige ein. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Familienbild etwas gewandelt. Die klassische Großfamilie wurde weitestgehend von kleineren Familienverbänden abgelöst. In den vergangenen Jahren nahm auch die Zahl der Einpersonenhaushalte deutlich zu.
Abbildung: Privathaushalte und Familien – Österreich
Quelle: Statistik Austria
In Österreich gibt es 3,8 Millionen Privathaushalte, davon sind etwas mehr als ein Drittel Einpersonenhaushalte. Diese alleinlebenden Menschen sind zum Großteil ältere Menschen, vor allem Frauen, die nach dem Tod des Lebenspartners alleine geblieben sind. Die 2,4 Millionen Familienhaushalte sind verheiratet oder unverheiratet zusammenlebende Paare mit und ohne Kinder sowie Ein-Eltern-Familien mit Kindern. Die Zahl der Familien mit Kindern beträgt 1,39 Millionen – das entspricht 58% aller Familienhaushalte. Knapp eine Million Paare haben keine Kinder im gemeinsamen Haushalt. Dies sind zum Großteil ältere Paare, deren Kinder den gemeinsamen Haushalt bereits verlassen haben. 85% aller österreichischen Ein-Kind-Haushalte sind Mütter mit ihren Kindern.
Der Cluster Familie wird im Rahmen des NeuWind’s durch die Indikatoren Gesamtfruchtbarkeitsrate, Kinderbetreuung und Fertilitätsrate repräsentiert.
Abbildung: Cluster Familie
Quelle: ARUS (Daten: Eurostat, OECD, Weltbank, Transparency International)
Die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit aber auch der sozialen Systeme ist in hohem Maß von einer „gesunden“ Bevölkerungsstruktur abhängig. Der Indikator zeigt die Entwicklung der mittleren Anzahl lebendgeborener Kinder je Frau an und liefert damit direkte Informationen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung. Die Gesamtfruchtbarkeitsrate wird auch als Reproduktionsmaß verwendet – es ist davon auszugehen, dass Industrieländer bei 2,1 Kindern pro Frau den Erhalt der Bevölkerung bewerkstelligen können. Die Gesamtfruchtbarkeitsrate liegt mit 1,5 merklich darunter. Österreich belegt damit im Vergleich zu den EU-28 den 18. Rang.
Abbildung: Durchschnittliche Kinderzahl pro Frau
Quelle: Statistik Austria
Bei einem Blick auf die Historie wird dieser gesellschaftliche Wandel augenscheinlich. Die durchschnittliche Kinderanzahl pro Frau hat sich seit dem Höchststand in den 1960er Jahren nahezu halbiert. In den vergangenen Jahren konnte die durchschnittliche Kinderanzahl etwas erhöht werden.
Im Zuge der gesellschaftlichen Umwälzungen in den vergangenen Jahrzehnten hat sich auch das traditionelle Rollenbild in der Familie gewandelt. Heutzutage werden vor allem Frauen mit der Frage konfrontiert, ob sie beruflich kürzer treten und sich der Kinderbetreuung widmen oder weiter ihren Karrierepfad verfolgen wollen. Insbesondere die skandinavischen Länder haben einen guten Kompromiss zwischen Kinderbetreuung und Berufstätigkeit der Frau geschaffen. So hat beispielsweise Schweden eine der höchsten Geburtenraten Europas, gleichzeitig aber auch den größten Anteil berufstätiger Mütter mit Kindern im Vorschulalter. In Österreich haben 14,7% der Kinder zwischen 3 und 6 Jahren keine Betreuungsmöglichkeit (z.B. zentrale Kinderbetreuungsstätten).Bei diesem Indikator belegt Österreich den 15. Rang der EU-28.
Abbildung Arbeitszeit - Teilzeitquote
Quelle: Statistik Austria
In Österreich gewinnt Teilzeitarbeit immer mehr an Bedeutung. Mittlerweile gehen 28% der Erwerbstätigen einer Teilzeitarbeit nach. Bei den Frauen liegt der Anteil sogar bei knapp 50%. Die tatsächlich geleistete Arbeitszeit liegt unter der normalerweise geleisteten Arbeitszeit, da diese um Urlaube, Feiertage, Krankenstände, etc. bereinigt ist. Österreich liegt mit dem Teilzeitanteil hinter dem einsamen Spitzenreiter Niederlande, der eine Teilzeitquote von 51%(!) aufweist, an zweiter Stelle der EU-28 Länder.
Bei der Fertilitätsrate geht es um die Erfassung der zukünftigen Bewohner einer Volkswirtschaft und die Analyse von demographischen Trends. Der Indikator ermittelt die Anzahl der Lebendgeborenen pro Jahr bezogen auf 1.000 Einwohner. Anders als bei der Gesamtfruchtbarkeitsrate werden Geburten hier nicht nur auf Frauen im gebärfähigen Alter, sondern auf die gesamte Bevölkerung bezogen. Der Indikator ist demnach auch stark von der Demographie eines Landes beeinflusst. Bei dem Indikator Fertilitätsrate belegt Österreich den 19. Rang der EU-28.
Abbildung: Cluster Familie im historischen Zeitraffer
Quelle: ARUS (Daten: Eurostat, OECD, Weltbank, Transparency International)
Bei der Gesamtfruchtbarkeitsrate und der Fertilitätsrate konnte Österreich in den vergangenen fünf Jahren den Wert erhöhen, wohingegen die EU-28 Rückgänge verzeichnen mussten. Bei der Anzahl der Kinder ohne Kinderbetreuungsmöglichkeit konnte Österreich die Quote reduzieren, wohingegen die EU-28 einen konstanten Wert aufweisen.
Abbildung: Cluster Familie – Platzierung im historischen Zeitraffer Österreich
Quelle: ARUS (Daten: Eurostat, OECD, Weltbank, Transparency International)
Abgesehen von der Kinderbetreuung konnte sich Österreich in den vergangenen fünf Jahren im Vergleich zu den anderen EU-28 Ländern etwas verbessern. In Summe ist aber festzuhalten, dass Österreich in diesem Cluster bei allen Indikatoren im schlechteren Mittelfeld platziert ist. Auch dahingehend ist Handlungsbedarf geboten. Gerade dem Aspekt zwischen Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf wird künftig vermutlich viel mehr Bedeutung beigemessen werden (müssen)!
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