Kein Thanksgiving – dafür Black Friday für GE

24. Nov 2017 | Blog

VON Alfred Kober

Der globale Konjunkturmotor läuft momentan rund und das weitaus unternehmensfreundliche Umfeld sorgt neben anhaltend hohen Gewinnmargen auch für sprudelnde Unternehmensgewinne. Es genügt ein Blick auf die Entwicklung der Aktienindizes, um das „Goldlöckchen“ (ein nicht Zuviel - aber auch nicht Zuwenig“) bestätigen zu können. Es läuft alles wunderbar und auch die Schwankungen an den Börsen vermitteln das Gefühl von Ruhe und Sicherheit. Vor allem Unternehmen im fortgeschrittenen Entwicklungszyklus, die in der Regel stark am Tropf der Konjunktur hängen, sollten aus den vorherrschenden positiven Rahmenbedingungen hervorragend Wert schöpfen können.


Wie so oft trügt der Schein und die vordergründige Stabilität wird von heftigen Verschiebungen begleitet, die sich auf langfristige Industriezyklen, auf den kontinuierlichen Fortschritt und schlussendlich dem Spiel der freien Kräfte zurückführen lassen. Für uns Investoren kommen diese Verschiebungen in der Zusammensetzung von Aktienindizes am augenscheinlichsten zum Ausdruck.


Als Impulsgeber für diesen Beitrag stehen für mich die Kursturbulenzen bei General Electric (GE) - der globalen Industrieikone mit knapp 300.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von weit über 100 Mrd. US–Dollar. Im Mai 1896 starteten die Gründer des Wall Street Journals gemeinsam mit dem Unternehmen Dow Jones die Berechnung des legendären Dow Jones Industrial Average Index – General Electric war eines der Unternehmen, die im Startportfolio enthalten waren. Trotz anfänglicher Verschiebungen ist der Konzern seit dem Jahr 1907 ständiges Mitglied im Indexportfolio. Bis auf GE finden sich wenige bekannte Größen, die uns nach über 100 Jahren noch geläufig sind (Abbildung 1). Unzählige Übernahmen, Zusammenschlüsse etc. haben dazu geführt, dass sich der Indexkorb erheblich geändert hat.


Abbildung 1: Dow Jones Industrial Average Index


Quelle: Wikipedia


General Elektric begleitete mich in meinen beruflichen Anfangsjahren als das nach Kapitalisierung gemessen größte börsennotierte Unternehmen und wurde dabei unmittelbar mit Sicherheit und Stabilität assoziiert. Die Kursturbulenzen der letzten Wochen wiegen vielleicht auch deshalb so stark. Ausgangspunkt war die Ankündigung einer Dividendenkürzung, worauf der Kurs und damit der Börsenwert massiv unter Druck kamen. Die Kursentwicklung der Aktie trägt nun weder auf 10 noch auf 20 Jahre Haltefrist ein positives Vorzeichen – inklusive Dividenden ein knappes Plus auf 20 Jahre. Vor dem Hintergrund vieler starker Kursperformer ist das bitterlich und nicht zufriedenstellend.


An dieser Stelle will ich nicht weiter auf die Ursachen und Versäumnisse eingehen - diese sind im Nachhinein immer leicht zu identifizieren. Vielmehr soll die Bedeutung der kontinuierlichen Unternehmensanpassung hervorgehoben werden. Ein aktuelles Beispiel aus Deutschland zeigt uns, wie schwerfällig ein Großkonzern im Fahrwasser des stetigen Wandels ist. Die ständige Neuausrichtung und das ressourcenintensive Management der strategischen Geschäftseinheiten sind Dauerzustand und ständig präsent.


Jedenfalls bahnt sich nun ein Ende der 110-jährigen Mitgliedschaft des im Dow Jones Industrial Average Index enthaltenen Unternehmens an. Wieder einmal eine Verschiebung zulasten der Industrie und zugunsten der Technologie. Die Bedeutung des IT-Sektors kommt unmissverständlich in Abbildung 2 zum Ausdruck, wobei sich diese im Wesentlichen in den letzten 3 Jahrzehnten aufgebaut hat. Die dunklen Balken veranschaulichen die aktuelle Sektorengewichtung im Index. Dabei versucht der Indexrechner sowohl die Zusammensetzung möglichst ausgewogen und repräsentativ zu wählen als auch den Einfluss von Konzentrationen über die Methodik der Kursgewichtung zu minimieren. Eine klassische Gewichtung der aktuellen Indexmitglieder nach Börsenwert (Abbildung 2, mittlerer Balken) hätte zur Folge, dass sich der Anteil der Technologietitel auf ca. 35% verdoppeln würde. Unter dem Szenario, dass der Indexrechner keine Vorselektion vornimmt und den Börsenwert einer Gesellschaft als exklusiven Maßstab für die Gewichtung im Indexportfolio heranzieht, würde die Konzentration unter den 30 größten börsennotierten US-Unternehmen weiter zuspitzen (Abbildung 2, helle Balken). Diese Methodik hätte zur Folge, dass die betroffenen 7 Unternehmen beinahe 45% der Kapitalisierung der 30 Titel einnehmen.


Abbildung 2: Dow Jones Industrial Average Index


Quelle: Security KAG


Im Zuge der nächsten Indexänderung dürfte General Electric durch ein weiteres IT-Unternehmen ersetzt werden – und dafür gibt es einige Kandidaten. Nach Börsenwert gemessen, wäre Alphabet Inc. (Google) knapp 5x so groß und Facebook ca. 3,5x so groß wie GE. Aber auch der Online-Retailer Amazon.com Inc. ist mit einer gegenwärtigen Kapitalisierung von 550 Mrd. USD um ein Vielfaches größer.


Eine Eliminierung von GE aus dem Indexportfolio dürfte also eine betontere Gewichtung des Technologiesektors mit sich ziehen. Trotz der Tatsache der teils heftigen Kursgewinne vieler technologienaher Aktien, spiegelt die Verschiebung in den letzten Jahren den langfristigen und flächendeckenden Übergang in die Zeit der Digitalisierung wider.

Hier können Sie den Verfasser gerne kontaktieren: alfred.kober@securitykag.at

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