Bitcoins versus Tulpenkrise – ein zulässiger Vergleich?

20. Dez 2017 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Kryptowährungen sind allgegenwärtig. Die bekannteste unter den mittlerweile mehr als 1.000 bestehenden Währungen ist Bitcoin, deren Wert nahezu täglich neue Höchststände erreicht. Einige kritische Stimmen sprechen bereits von einer gewaltigen Blase – manche ziehen auch schon Vergleiche mit der Tulpenkrise. Aber ist das gerechtfertigt?

 

Zuerst einmal sollte man sich ins Bewusstsein rufen, dass der Wert einer Bitcoin, ähnlich wie beim Wert eines Geldscheins, vom Vertrauen der Investoren abhängt. Wenn das Vertrauen einmal weg ist, verliert eine Währung massiv an Wert. Bestes Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist Venezuela. Die Inflationsrate ist in Folge einer Wirtschaftskrise auf nahezu 2.000% gestiegen!

 

Bei den Bitcoins als Synonym für Kryptowährungen kommt zudem noch die Erwartung respektive Hoffnung hinzu, am Ende des Tages Kursgewinne zu erzielen. Und damit befinden wir uns im Bereich der Spekulation. In der Vergangenheit war häufig zu beobachten, dass steigende Kurse Investoren anziehen. Diese wiederum sorgen für einen Käuferüberhang, der wiederum zu steigenden Kursen und einer erhöhten Nachfrage führt. Bei mir werden Erinnerungen an den Neuen Markt in Deutschland um die Jahrtausendwende wach. Die Entwicklungen damals waren allerdings keineswegs mit den Kursgewinnen der Kryptowährungen zu vergleichen.

 

Abbildung: Die Marktkapitalisierung von Bitcoins im Vergleich

Quelle: Gold Council, coinmarketcap.com, Bayern LB

 

Alle Kryptowährungen weisen zusammen eine Marktkapitalisierung von rund 400 Milliarden US-Dollar auf. Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Österreichs bzw. rund 1,3% der globalen Geldmenge. Tendenz stark und beinahe täglich steigend.

 

Um das Ausmaß der Kursanstiege zu untermauern, möchte ich einen Vergleich mit einer der erfolgreichsten Börsenemissionen der Geschichte ziehen. Apple wurde Anfang der 1980er Jahre erstmals an der Börse gelistet und konnte eine Performance von 36.302% erzielen. Das entspricht einer stattlichen jährlichen Wertentwicklung von 18,29%.

 

Bitcoins wurden erstmals am 22. Mai 2010 „gehandelt“. Bei dieser mittlerweile historischen Transaktion wurden zwei Pizzen im Wert von 25 USD mit 10.000 Coins bezahlt. Diese Bitcoins entsprechen heute dem Gegenwärt von 170 Millionen USD oder mehr als 13 Millionen Pizzen. Damit könnte man 37.260 Jahre lang täglich eine Pizza essen! Der 22. Mai 2010 hat demnach für die Bitcoin-Community einen nostalgischen Touch und wird als „Bitcoin Pizza Day“ zelebriert.

 

Historische Kurszeitreihen sind ab 19. Juli 2010 verfügbar. Damals notierte der Kurs bei 0,08 USD. Bei einer Performance analog zu jener von Apple müsste der Kurs rund 7,5 Jahre später bei rund 0,20 USD notieren. Der aktuelle Kurs beträgt allerdings USD 17.200 und damit bei einem Vielfachen! Zu Beginn des Jahres wurde erst die 1.000 US-Dollar Grenze überschritten. Allein innerhalb der letzten 2 Monate hat sich der Kurs verdreifacht! Bei diesen Zahlen werden unwillkürlich Erinnerungen an die Tulpen-Blase wach. Aber sind die Kursentwicklungen wirklich miteinander vergleichbar?

 

Abbildung: Historische Asset-Blasen im Vergleich

Quelle: Elliot Wave International, Yale SOM, St. Louis FRED, GlobalFin, Convoy Analysis

 

Im Netz bin ich vor kurzem (Stand: 13. Dezember 2017) auf einen sehr interessanten Vergleich gestoßen. Die Bitcoin-Kursentwicklung lässt alle dargestellten Blasen in der Vergangenheit hinsichtlich der Steigerungsraten deutlich hinter sich. Interessant ist, dass gerade im letzten Jahr enorme Kursgewinne erzielt werden konnten. Häufig war zu beobachten, dass bereits ein Jahr nach den Höchstständen vom ursprünglichen Wert nicht mehr viel übrig war!

 

Ich will mit meinem Blog-Beitrag alle Bitcoin-Befürworter nicht vor den Kopf stoßen. Es ist für mich aber augenscheinlich, dass die Kursbewegungen der jüngsten Vergangenheit sehr stark an vergangene Krisen erinnern. Es ist natürlich nicht prognostizierbar, wie lange dieser Trend noch anhalten wird und wie weit sich der Kurs der Kryptowährungen noch entwickeln wird. Die Frage ist auch, inwieweit die Blockchain-Technologie unsere Lebens- und Arbeitsweisen verändern wird!

 

Abschließend möchte ich noch mit einem Chart, der das Ausmaß der Tulpenkrise noch einmal von einer anderen Seite aus beleuchtet, anführen. Der „Unternehmenswert“ der DUTCH EAST INDIA COMPANY, die stark vom Anstieg der Tulpenpreise profitieren konnte, betrug umgerechnet mehr als jener aufgelisteten Unternehmen der Neuzeit!

 

Abbildung: Vergleich größte Unternehmen in unterschiedlichsten Epochen

Quelle: visualcapitalist.com

 

Die Dutch East India Company wies eine (inflationsbereinigte) Marktkapitalisierung von 7,8 Billionen USD auf. Das entspricht ca. dem 9fachen Wert vom aktuell teuersten Unternehmen der Welt – Apple.

Abschließend noch ein Gedankenspiel. Die Weltwirtschaftsleistung beträgt rund 75 Billionen USD und damit dem 300fachen Wert der Marktkapitalisierung der Bitcoins. Sollte der Kurs einen ähnlichen Verlauf wie in der Vergangenheit nehmen, dauert es noch rund viereinhalb Jahre, bis die Marktkapitalisierung der Bitcoins dem des Welt-BIPs entspricht!

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