Als der Bankerlsitzer zum Bankier wurde!
07. Feb 2018 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Die Ursprünge im Bankwesen gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Zentrum des Finanzwesens war Florenz. Die Florentiner Häuser Bardi, Peruzi und Acciaiuoli nahmen nahezu eine monopolartige Stellung ein. Interessant ist, dass alle drei Dynastien in den 1340er Jahren untergingen. Ausschlaggebend dafür waren Klumpenrisiken, die schlagend wurden. Zwei Ihrer Hauptschuldner, einer davon war Edward III. von England, wurden zahlungssäumig. Der englische König weigerte sich, seine durch den Hundertjährigen Krieg angehäuften Schulden zu begleichen und trieb damit die Bankiersfamilien in den Ruin. Und das war die Geburtsstunde der Medici-Dynastie, die über mehrere Jahrhunderte Italien steuerte und prägte.
Die Medici waren Devisenhändler und Mitglieder der Gilde der Geldverleiher. Von der Bevölkerung wurden sie Bankiers genannt (banchieri), da sie ihre Geschäfte auf Bänken abwickelten, die hinter auf die Straße gestellten Tischen standen. Die erste Bank wurde bereits 1348 von Vieri di Cambio de‘ Medici gegründet. Als Devisenhändler des Vatikans legte Giovanni, ein Neffe Vieris, den Grundstein seines Reichtums in Rom. Der Vatikan musste mit einer Vielzahl von Währungen zurechtkommen – das betraf sowohl die Einnahmen als auch die Ausgaben. Es gab damals viele unterschiedliche Münzsysteme aus Gold, Silber oder unedlen Metallen, so dass Geschäfte oder Zahlungen von Experten abhingen, die das Geld umrechnen und wechseln konnten. Nachdem Giovanni zu Ruhm und Vermögen gekommen war, kehrte er 1397 nach Florenz zurück und gründete die Banco Medici.
Von besonderer Bedeutung für die Banco Medici war das Wechselgeschäft. Der Wechsel hat sich in dieser Epoche als Mittel für die Finanzierung von Handelsgeschäften herausgebildet. Die Funktionsweise war recht einfach. Schuldete ein Kaufmann einem Lieferanten einen Geldbetrag, den er erst nach Abschluss einer weiteren Transaktion begleichen konnte, konnte der Gläubiger einen Wechsel ziehen. Dieser Wechsel konnte vom Gläubiger seinerseits als Zahlungsmittel eingesetzt werden oder bei einem Bankier mit einem entsprechenden Abschlag gegen Bargeld eingetauscht werden. Zum damaligen Zeitpunkt war die Erhebung von Zinsen als „Wucher“ verurteilt und geächtet. Im Falle einer Missachtung drohte sogar die Exkommunikation!
Auch Juden sollten eigentlich keine Zinsen einheben. Sie fanden allerdings ein passendes Schlupfloch in der Bibel: „Von dem Fremden magst du Zinsen nehmen, aber nicht von deinem Bruder …“ Damit konnten die Juden zwar von Juden keine Zinsen einfordern, waren aber sehr wohl in der Lage, Christen Geld zu leihen. Der Preis dafür war die Verstoßung aus der Gemeinschaft!
Das Wechselgeschäft stand aber jedem frei, da keine Zinsen verrechnet wurden und in diese Presche sprangen die Medicis. Interessant ist auch, dass es keine Schecks gab. Die Anweisungen wurden lediglich mündlich gegeben und in den Büchern der Bank festgehalten. Das libro segreto – das Geheimbuch von Giovanni – wirft ein faszinierendes Licht auf den Aufstieg der Familie Medici. Giovanni wandte schon damals die doppelte Buchführung an – zwar nicht systematisch, aber doch in erheblichem Umfang. Zudem wurde penibel Buch geführt. Die Genauigkeit und Ordentlichkeit suchten seinesgleichen. Damit hatte er einen wesentlichen Vorteil gegenüber Kontrahenten und konnte den Informationsvorsprung systematisch ausnutzen.
Ein weiterer zentraler Erfolgsbaustein war die Diversifikation. Die Medicis hatten aus der Pleite der Florentiner Häuser Bardi, Peruzi und Acciaiuoli gelernt und strebten eine möglichst breite Streuung des Kreditportfolios an. Im Gegensatz dazu zogen ältere italienische Banken nicht die notwendigen Schlüsse und hatten weiterhin erhebliche Klumpenrisiken im Kreditportfolio. Bereits der Zahlungsverzug eines einzelnen Schuldners konnte eine Bastion ins Wanken oder gar zu Fall bringen.
Der Aufstieg der Medicis ist darauf zurückzuführen, dass sie ihre Bank größer und diversifizierter gestalteten als jedes andere Finanzinstitut seiner Zeit. Sie fanden damit einen Weg, die Risiken zu streuen und die Anfälligkeit bei ausbleibenden Zahlungen zu glätten. Das italienische Bankensystem war in den folgenden Jahrhunderten Vorbild für ganz Europa.
Die Strategie ist selbst unter heutigen Gesichtspunkten durchaus schlüssig und nachvollziehbar. Auch im Asset-Management kommt der Diversifikation und Risikostreuung eine wesentliche Bedeutung zu. Dies ist selbst nach mehr als 600 Jahren nach den Medicis noch immer ein ungeschriebenes Gesetz!
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