Die Entstehung des „modernen“ Bankwesens
12. Feb 2018 | Blog
VON Josef Obergantschnig
Dem 17. Jahrhundert kommt aus Sicht des Finanzwesens eine besondere Bedeutung zu. Es wurden drei völlig neue Institutionen geschaffen, die das bisher bekannte Bankwesen revolutionierten. Auf jeweils eigene Weise erfüllten sie sowohl eine öffentliche als auch eine private finanzielle Funktion. Die Innovationen sind der Ursprung des modernen Bankwesens und prägen die Finanzwirtschaft bis heute.
Beginnen wir in den Niederlanden. Zu Ihrer Überraschung sei einmal vorweggenommen, dass es sich nicht um die Tulpenkrise sondern um die 1609 in Amsterdam gegründete Wisselbank (Wechselbank) handelt. Die Bank hat sich zum Ziel gesetzt, praktische Schwierigkeiten zu lösen, die sich für Kaufleute aus dem Umgang mit verschiedenster Währungen ergaben. In den Vereinigten Provinzen gab es zum damaligen Zeitpunkt nicht weniger als 14 (!) Münzstätten sowie zusätzlich ausländische Geldstücke in Hülle und Fülle. Mit Zustimmung des jeweiligen Landesherren konnte jedes Land, jede Gemeinde oder jede Stadt ihre eigenen Münzen prägten. Ein wahres Paradies für den Beruf des Geldwechslers!
Für Kaufleute waren die Probleme damit allerdings vorprogrammiert. Die Wisselbank ging auf die Probleme ein und ermöglichte Kaufleuten erstmals, Konten in einer einheitlichen Währung einzurichten. Kaufleute konnten damit Geldbeträge über dieses Konto abbuchen und Geschäftspartnern gutschreiben lassen. Aus heutiger Sicht ist das eine Selbstverständlichkeit, aus damaliger Sicht war das sicherlich ein Quantensprung. Die niederländische Bank wurde zum Pionier auf dem Gebiet von Girokonten und Zahlungsverkehr! Begrenzt wurden die geschäftlichen Tätigkeiten allerdings dadurch, dass die Wisselbank ihre Einlagen nahezu zu 100% durch Reserven (Edelmetalle und Münzen) abdeckte. Ein „Bank-Run“ war zum damaligen Zeitpunkt daher nahezu unmöglich, da sämtliche Guthaben vorrätig waren und im Bedarfsfall ausbezahlt werden konnten. Dies machte die niederländische Bank zweifellos sicher, aber es hinderte sie auch daran, den Geschäftsumfang durch „Kreditschöpfung“ auszubauen.
Im Jahr 1656, also fast ein halbes Jahrhundert später, wurde in Stockholm die schwedische Riksbank gegründet. Die Funktionsweise im Vergleich zur niederländischen Wisselbank wurde dahingehend erweitert, dass sie nicht nur den bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichen sollte, sondern das Geschäftsfeld um den Kreditbereich erweiterte. Die Riksbank gewährte über den Wert ihrer Reserven Darlehen, führte damit das spätere partielle Reservesystem ein und zog ihren Nutzen daraus, dass die Geldeinlagen an Kreditnehmer verliehen werden konnten. Die Einlagen der Kunden wurden damit zu Verbindlichkeiten, wohingegen die Kredite zur Aktiva wurden.
Die dritte große Innovation des 17. Jahrhunderts wurde 1694 mit der Gründung der Bank of England eingeführt. Das Geld- und Kreditwesen war zerrüttet und die öffentlichen Finanzen befanden sich in einer schwierigen Lage. Zudem lösten die enormen Verluste der englischen Handelsflotte beim Überfall auf den Smyrna-Konvoi eine Pleitewelle bei Londoner Versicherern und Händlern aus. In der Seeschlacht bei Lagos, auch Überfall auf den Smyrna-Konvoi genannt, wurde ein großer englisch-niederländischer Konvoi durch die französische Flotte vernichtet. Die Krone brauchte dringend Geld für den Krieg gegen Frankreich. Die Hauptaufgabe der Bank of England bestand darin, den Staat bei der Kriegsführung durch die Umwandlung eines Teils seiner Schulden in Anteile der Bank zu unterstützen. Dafür erhielt sie erhebliche Privilegien. 1708 bekam sie das Recht, dass außer ihr in England keine Bank mit mehr als sechs Teilhabern Noten ausgeben durfte. Sie errichtete 1742 ein partielles Monopol auf die Ausgabe von Banknoten. Dabei handelte es sich um eine Form von Zahlungsversprechen ohne Zinsanspruch. Zahlungen konnten damit auch ohne ein Girokonto getätigt werden.
Durch diese Innovationen hat sich das Bankwesen von Grund auf verändert. Der bargeldlose Zahlungsverkehr (Wisselbank), das Mindestreservesystem (Riksbank) und das Zentralbankmonopol auf die Geldausgabe (Bank of England) hat sich in der westlichen Welt durchgesetzt und sind auch heute noch zentraler Bestandteil des Bankwesens!
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