Banken – Die Schere geht weiter auf

15. Mär 2018 | Blog

VON Daniel Kupfner

In den letzten Jahren haben einige Personen bereits das Ende der klassischen Banken aufgrund des Aufkommens diverser FinTechs und Kryptowährungen prophezeit. Aufgrund der Erfahrungen in jüngster Vergangenheit und den Problemen in einigen unreglementierten Bereichen der Finanzindustrie liegt die Vermutung nahe, dass es (ganz) ohne Banken in absehbarer Zeit wohl nicht gehen wird. Aber auch der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank - Ewald Nowotny - sprach vor einiger Zeit davon, dass der österr. Bankensektor in den nächsten Jahren ca. ein Drittel seiner Jobs verlieren wird. Daher möchte ich in meinem aktuellen Blog einen Blick auf den internationalen und heimischen Bankensektor werfen und grob erörtern, wie es um die Branche rund zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise bestellt ist.

 

Während in den USA lt. Homepage der FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) seit 2007 bereits über 500 Banken in die Pleite gerutscht sind und somit eine Bereinigung des Marktes stattgefunden hat, wurden in Europa massive Bankenrettungspakete geschnürt und die betroffenen Institute über Wasser gehalten.
Generell haben US-Banken nach der Wirtschafts- und Finanzkrise ihre Rentabilität im Vergleich zu europäischen Banken schneller wieder erhöht. Die europäischen Institute (v.a. in den südeuropäischen Ländern) sitzen zum Teil noch immer auf einem großen Berg von notleidenden Krediten und haben zusätzlich eine hohe Kostenstruktur. Der Abbau von Altlasten und der Umbau von Geschäftsmodellen und der damit verbundenen Restrukturierungskosten führen zu anhaltenden Einbußen.

 

Abbildung 1: Nettogewinn der größten Banken 2008-2017

Quelle: EY

 

In Abbildung 1 sieht man die Gewinnentwicklung der europäischen und amerikanischen Banken, wobei seit 2012 die Gewinne der US-Banken zum Ende eines ersten Kalenderhalbjahres jeweils mind. doppelt so hoch sind als die ihrer europäischen Mitstreiter.

 

Positiv zu bewerten ist auf jeden Fall die Entwicklung der Eigenkapitalquoten (siehe Abb.2 gemessen am Gesamtkapital) innerhalb der jeweiligen Top 10 Banken. Aber auch hier liegen die US-Banken vor den europäischen Instituten.

 

Abbildung 2: Eigenkapitalquoten 2008-2017

Quelle: EY

 

Ob die europäischen Institute die Schere zwischen ihnen und den US-Banken in nächster Zeit wieder zunehmend schließen können, ist fraglich. Die Steuerreform in den USA und die Deregulierungspläne der US-Regierung werden wohl zu niedrigeren Kosten für die dort ansässigen Banken führen und somit die Profitabilität weiter erhöhen. Auch durch den Zinsanstieg in den USA bietet sich den Banken die Chance auf höhere Einnahmen im Zinsgeschäft.


In Europa hingegen sind weitere Regulierungsschritte bereits angekündigt (z.B. Basel IV) und eine spürbare Erhöhung des Zinsniveaus im Euroraum (und der damit verbundenen Erhöhung der Zinsspanne) ist derzeit nicht zu erwarten. Eine höhere Profitabilität können viele europäische Banken daher nur über Kostensenkungen bzw. Erhöhung der Gebühren anstreben.

 

Die bereits besprochenen Entwicklungen des europäischen- und US-Bankenmarktes spiegeln sich auch in der Performance der Bankaktien wider. Abbildung 3 zeigt die Entwicklung von europäischen und amerikanischen Bankaktien seit Beginn 2008.

 

Abbildung 3: Entwicklung Bankaktien Europa und USA seit 2008

Quelle: Bloomberg

 

Werfen wir nun kurz einen speziellen Blick auf den europäischen Bankensektor. Für einen kompakten Überblick eignet sich u.a. das von der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) regelmäßig publizierte Risk Dashboard sehr gut. In Abbildung 4 sieht man einige wichtige Indikatoren, die Erkenntnisse über die Kapitalausstattung, Qualität der Assets und der Profitabilität der Institute geben.

 

Abbildung 4: EBA Risk Dashboard, diverse Risikoindikatoren rund 130-150 EU-Banken

Quelle: EBA Risk Dashboard, LBBW

 

Aus der Darstellung geht hervor, dass sich die Kernkapitalquoten (Tier 1) der Banken sukzessive verbessert haben und die Phase des „balance sheet repair“ wohl bei vielen Instituten abgeschlossen sein dürfte. Die NPL-Ratio (Non Performing Loans) ist zwar stabil, eine etwaige Verbesserung erfolgt aber nur sehr langsam. Hinsichtlich der Profitabilität kann man klar erkennen, dass die ROE`s (Eigenkapitalrenditen) weiterhin unbefriedigend und die Kosten noch immer sehr hoch sind.

 

Nun möchte ich noch näher auf den österreichischen Bankensektor eingehen. In Österreich herrscht ein starker Wettbewerb und dies drückt auf die Margen der Institute. Viele Dienstleistungen werden als selbstverständlich erachtet (z.B. Diskussion über Bankomatgebühren), während in anderen Ländern eine Bepreisung solcher Dienstleistungen selbstverständlich ist. Auch die Zinsspanne ist in Österreich im Vergleich zu vielen anderen Ländern eher gering. Davon profitieren u.a. auch jene Kunden, die einen Kredit haben, da die zu zahlenden Zinsen im europäischen Vergleich eher gering sind. Dies unterstreicht auch Abbildung 5, wo die Entwicklung der Bestandszinssätze f. Kredite an private Haushalte (über alle Verwendungszwecke hinweg) abgebildet ist.

 

Abbildung 5: Bestandszinssatz privater Haushalte

Quelle: OeNB

 

Auch die Filialdichte ist hierzulande äußerst hoch, was für die Kunden sehr erfreulich ist, die Banken aber vor hohe Kosten stellt. Durch den Vormarsch des Online-Bankings sind gewisse Filialen auch nicht mehr so stark frequentiert wie in der Vergangenheit und fokussieren sich daher zunehmend auf die Beratung anstatt auf Servicetätigkeiten. In Österreich  wickelten 2016 rund 53 Prozent der Kunden ihre Bankgeschäfte über das Internet ab. Damit lag Österreich etwas über dem Durchschnitt der EU-Länder (49 Prozent).
Sieht man sich die Entwicklung der Beschäftigten im heimischen Bankwesen  und die Anzahl an Kreditinstituten (im weiteren Sinn) an, kann man über die letzten Jahre bereits einen Trend erkennen (siehe Abbildung 6).

 

Abbildung 6: Entwicklung Beschäftigung im österr. Bankwesen und Anzahl der KI`s 2006 - Q3 2017

Quelle: Eigene Darstellung, Daten: OenB

 

Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise ist ein Rückgang der in Österreich tätigen KI`s im Gange. Es kam bereits zu einigen Fusionen und Konsolidierungen in den großen heimischen Bankensektoren und diese Entwicklung wird wohl weiterhin anhalten. Die Anzahl der Beschäftigten (nach Köpfen) ist ebenfalls zurückgegangen, jedoch in Relation zu den KI´s weniger stark. Dies kann aber zum Teil auch an einer Zunahme an Teilzeitvereinbarungen liegen. Der allgemeine Trend wird sich meiner Meinung nach aufgrund des Kostendrucks und der fortschreitenden Technologisierung fortsetzen. Ob Ewald Nowotny am Ende des Tages mit seiner Prognose Recht behält, kann ich aber nicht beurteilen.

 

Zum Abschluss noch ein kurzer Blick auf die Rentabilität der heimischen Banken. Hier haben sich die EGT`s nach einigen unruhigen Jahren auf einem stabilen und starken Niveau konsolidiert.

 

Abbildung 7: Ertragslage der in Österreich tätigen Kreditinstitute 2006 - Q4 2017

Quelle: Eigene Darstellung, Daten: OenB, Erhebung im Rahmen der VERA A2

 

Die Großbanken meldeten für das abgelaufene Geschäftsjahr teilweise gar Rekordzahlen. Doch wie passen die Nullzinsen und die Sorge der heimischen Nationalbank über die Margenschwäsche der Banken zu den vermeldeten Ergebnissen?


Die Antwort liegt oft in den zurückgegangen Risikovorsorgen für notleidende Kredite! Während es vielen Banken auf der einen Seite nicht gelang, sich operativ zu verbessern, konnten aber auf der anderen Seite die Risikovorsorgen aufgrund des allgemeinen Wirtschaftsaufschwungs stark zurückgefahren werden. Die Erste musste z.B. nur noch für 0,09 Prozent aller Kundenkredite Vorsorgen treffen. Dass dieses niedrige Niveau gehalten werden kann, ist jedoch illusorisch, aber selbst bei einem Anstieg auf ein langjähriges Mittel wären die Banken noch immer weit entfernt von jenem Niveau, das vor Kurzem noch gang und gäbe war.

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