Was kostet die Welt?

09. Apr 2018 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Konsumenten werden angehalten, sich alle Wünsche – sei es ein Urlaub oder ein neues Auto – sofort zu erfüllen. Den niedrigen Zinsen geschuldet, kostet die Aufnahme von Fremdkapital gegenwärtig nahezu nichts. In meinem letzten Blog habe ich die Verschuldungskultur eines Staates am Beispiel der USA dargelegt. Wie schaut allerdings die Situation bei den Privaten aus? Ist auch hier die Verschuldung angestiegen? Um diese Frage zu beantworten, möchte ich auf die Verschuldungssituation der US-Konsumenten genauer eingehen.

 

Abbildung: Konsumentenkredite in % des verfügbaren Einkommens vs. Einzelhandelsumsätze

Quelle: Real Investment Advice

 

Die Einzelhandelsumsätze (Retail Sales) sind die wichtigste Säule der amerikanischen Wirtschaft. Rund 70% des Bruttoinlandsproduktes sind darauf zurückzuführen. In der Abbildung wird der Anteil an Konsumkrediten (Consumer Credit) in Relation zum verfügbaren Einkommen (DPI) dargestellt. Seit 1993 ist die Verschuldung der Haushalte von rund 115% des verfügbaren Einkommens auf über 125% angestiegen.

 

Abbildung: Total Consumer Credit

Quelle: Fed Board of Governors, St. Louis Fed, Wolfstreet.com

 

Die Konsumentenkredite sind seit dem Jahr 2008 um 1,2 Billionen USD oder 45% angestiegen. Der Großteil des Anstieges erfolgte nach der großen Rezession ab dem Jahr 2011.

 

Interessant ist auch die Entwicklung der verbrieften Verbindlichkeiten. Gerade einige MBS-Strukturen führten nach dem Einbruch der US-Immobilienpreise vor rund 10 Jahren zu erheblichen Verlusten. Bezeichnend war, dass einen Großteil der Verluste europäische Investoren zu tragen hatten.

 

Abbildung: Entwicklung Auto Loans

Quelle: Fed Board of Governors, St. Louis Fed, Wolfstreet.com

 

Das verbriefte ausstehende Volumen von Autokrediten ist innerhalb von 10 Jahren um 35% angestiegen. Im Zuge der großen Rezession ist das Volumen von 825 Milliarden USD auf 698 Milliarden USD eingebrochen. Seit 2011 ist das ausstehende Volumen um 416 Milliarden USD angestiegen – das entspricht einem prozentuellen Anstieg von 60% in 6 Jahren!

 

Abbildung: Student Loans

Quelle: Fed Board of Governors, St. Louis Fed, Wolfstreet.com

 

Bei den verbrieften Studentenkrediten ist im Gegensatz dazu ein stetiger Anstieg zu beobachten. Seit dem Jahr 2008 ist das ausstehende Volumen von 600 Milliarden USD auf rund 1,49 Billionen USD gestiegen. Das entspricht einer Steigerung von 141%!

 

Analog zur steigenden Staatsschuld birgt ein Zinsanstieg auch für die Konsumenten große Gefahren. Steigende Zinsen führen zu steigenden Finanzierungskosten! Und das schlägt sich direkt auf die jeweiligen Haushaltsbudgets nieder!

 

Abbildung: Verschuldung US-Konsumenten

Quelle: Fed Board of Governors, St. Louis Fed (Stand Q3/17)

 

Wie in der Abbildung ersichtlich, ist ein Großteil der Verschuldung auf Eigenheimfinanzierungen zurückzuführen. Jeder US-Haushalt hat durchschnittlich eine Schuldenlast in der Höhe von USD 173.995 abzutragen. Der zweitgrößte Block sind Studentenkredite, die sich durchschnittlich mit 46.597 USD zu Buche schlagen. Zudem kommt noch die Autofinanzierung mit USD 27.669 bzw. Kreditkartenschulden in der Höhe von USD 15.654 dazu – in Summe hat sich ein beträchtlicher Schuldenberg angehäuft!

 

Auch hier ist aus meiner Sicht dringender Handlungsbedarf geboten. Es ist davon auszugehen, dass im Vergleich zur Finanzierung von Staatsanleihen Konsumentenfinanzierungen zu größeren Teilen einer variablen Verzinsung unterliegen. Damit ist in diesem Bereich die Durchschlagsdauer deutlich geringer, da jeder Zinsanstieg unmittelbar zu einer höheren Zinsbelastung führt.

 

In den kommenden Jahren werden wir also vor der Herausforderung stehen, den vor allem in den vergangenen 10 Jahren angehäuften Schuldenberg sukzessive abzutragen. Ein sicherlich schmerzhafter Prozess, allerdings machbar!

Hier können Sie den Verfasser gerne kontaktieren: josef.obergantschnig@securitykag.at

Risikohinweis

HINWEIS: Die Security BLOGS stellen lediglich die persönliche Meinung des Verfassers im Erstellungszeitpunkt und daher nicht die Meinung des Medieninhabers dar. Eine Haftung für diese Aussagen kann vom Medieninhaber ausdrücklich nicht übernommen werden. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds zu. Ausgabe- und Rücknahmespesen der Fonds sowie sonstige externe Spesen und Steuern sind in den Performanceberechnungen nicht berücksichtigt und mindern die Performance. Ertragserwartungen stellen bloße Schätzungen zum Zeitpunkt der Erstellung der Informationen dar und sind kein verlässlicher Indikator für eine tatsächliche künftige Entwicklung. Die aktuellen Prospekte und Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache auf der Homepage www.securitykag.at (Fonds) sowie am Sitz der Emittentin Security Kapitalanlage AG, Burgring 16, 8010 Graz und der Depotbank Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG, Heßgasse 1, 1010 Wien, kostenlos erhältlich. Beachten Sie bitte auch die weitergehenden Risikohinweise in den Verkaufsprospekten und unter www.securitykag.at/fonds/risikohinweis/ sowie die Offenlegung im Sinne des § 25 Mediengesetz und www.securitykag.at/fusszeile/impressum-offenlegung/