Die Schattenseite des Tourismusbooms
09. Mai 2018 | Blog
VON Daniel Kupfner
Wir nähern uns wieder der Urlaubs- und Ferienzeit und wahrscheinlich haben Sie bereits Ihren wohlverdienten Urlaub gebucht bzw. konkrete Vorstellungen, wohin es gehen könnte. Wenn ja, dann zählen Sie auch zu den fast 70 Prozent der heimischen Bevölkerung, welche mindestens eine Reise pro Jahr antreten. Laut Statistik Austria wird das Reisen zunehmend ein Grundbedürfnis und der Anteil der Österreicher, welcher verreist, hat sich im Zeitraum von 1969 bis 2016 mehr als verdoppelt. Die Anzahl der Reisen pro Jahr hat sich sogar vervierfacht (auf 9,6 Millionen), wobei vor allem Auslandsreisen stark zugenommen haben. Ein klarer Trend geht demnach zu kürzeren Reisen, diese werden dafür aber öfters konsumiert.
Da dies nicht nur ein österreichisches Phänomen ist, da der Tourismussektor - global gesehen - stark wächst (lt. World Travel Monitor 17/18 weltweit 1,15 Milliarden Auslandsreisen), gibt es daraus resultierend bereits immer größere negative Begleiterscheinungen. Ein Wort, das dabei zunehmend zu hören ist, heißt „Overtourism“ – also der überbordende Tourismus. An immer mehr Orten wächst der Widerstand der Bewohner gegen die wachsenden Besuchermassen. Die Motive der Anrainer sind vielfältig. Diese reichen vom Rückgang an verfügbaren Wohnungen durch z.B. Airbnb und dem damit verbundenen Anstieg der Mietkosten, über Lärm und Müll bis zur Zerstörung der örtlichen Identität. Venedig, Dubrovnik, Amsterdam und einige andere Städte haben bereits zu konkreten Maßnahmen gegriffen (Leitsysteme, Verschärfung d. Regeln f. Airbnb usw.). In Barcelona oder auf Mallorca ist es letztes Jahr ebenfalls zu großen Demonstrationen gegen den Massentourismus gekommen. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Boom der Billigflieger und der Kreuzfahrten.
Abbildung 1: Anzahl der Kreuzfahrtpassagiere weltweit v. 2007 bis 2019 in Millionen
Quelle: Statista 2018
Abbildung 1 zeigt die weltweite Entwicklung des Passagieraufkommens auf Kreuzfahrten von 2007 bis 2014 und prognostiziert bis 2019. Die Anzahl der Passagiere wächst somit von über 15 Millionen im Jahr 2007 auf voraussichtlich knapp 25 Millionen im Jahr 2019. In Europa würde dies einen Zuwachs von ca. 70% bedeuten!
Aber auch die Luftfahrtbranche verzeichnet weiterhin konstant hohe Steigerungsraten. In Abbildung 2 sind der weltweite Passagierverkehr von 2007 bis 2016 und die dazugehörigen jährlichen Wachstumsraten abgebildet. Der stärkste Anstieg innerhalb der Regionen hat im Mittleren Osten und Asien stattgefunden. Besonders die Nachfrage in Indien und China blieb weiterhin stark und das Wachstum betrug mehr als 20% bzw. 10%.
Abbildung 2: Passagierverkehr (Revenue Passenger-Kilometres) weltweit von 2007 bis 2016 in Milliarden
Quelle: ICAO, IATA, OAG
Doch neben den bereits erwähnten Schattenseiten des Massentourismus kommen durch den Boom bei Kreuzfahrten und Flugreisen weitere negative Aspekte in Hinblick auf die Umweltbelastung hinzu. Laut dem Umweltbundesamt Deutschland wirken sich die Klimagasemissionen der Flugzeuge in der Höhe mindestens zweimal stärker aus als am Boden (siehe auch Abbildung 3). Ein Flug von Deutschland auf die Malediven und zurück verursache daher zum Beispiel über fünf Tonnen Kohlendioxid pro Person. Mit einem Mittelklassewagen könnte man dafür mehr als zwei Jahre lang fahren. Aber auch die Kreuzfahrten verursachen überproportional hohe Kohlendioxidemissionen. Bei einer 14-tägigen Mittelmeerkreuzfahrt fallen beispielsweise pro Person bereits 3,5 Tonnen Kohlendioxid an, wobei meistens noch Flugreisen zum Einschiffungshafen und wieder nach Hause hinzugerechnet werden müssen.
Abbildung 3: Klimawirkung von Flugzeugen
Quelle: atmosfair, Daten: IPCC
Die Klimaschutzorganisation atmosfair beschäftigt sich mit dem Schwerpunkt Reise. Auf deren Homepage kann man sich z.B. den CO₂-Fußabdruck seines persönlichen Fluges berechnen lassen. Möchte man z.B. einen Kurztrip nach London (von Wien) unternehmen, würde man dadurch 531 kg CO₂-Emissionen pro Person verursachen (siehe Abbildung 4). Das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen (Klimaziel dividiert durch Weltbevölkerung) beträgt 2.300kg. Somit hätte man mit diesem Kurztrip bereits knapp ein Viertel seines Jahresbudgets verbraucht.
Abbildung 4: Berechnung CO₂-Emissionen, Hin- und Rückflug 1 Person
Quelle: atmosfair
Aufgrund dieser Tatsachen sollte man sich gut überlegen, ob es über das Wochenende wirklich ein Städteflug sein muss oder ob es nicht auch Ausflugsziele in der näheren Umgebung gibt. Auch die Häufigkeit und Frequenz solcher Reisen sollten beachtet werden. Bei näheren Destinationen stehen außerdem andere Verkehrsmittel wie Busse, Bahn oder auch das eigene Auto zur Verfügung.
Abschließend sei erwähnt, dass dieser Beitrag einem nicht die Lust am Reisen und den damit gewonnenen Erfahrungen und Erlebnissen nehmen soll, aber vielleicht eine Sensibilisierung für die Auswirklungen auf die Umwelt geschaffen wird.
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