Ruanda
03. Apr 2019 | Blog
VON Günther Moosbauer
Ruanda hat in kurzer Zeit einen enormen Wandel vollzogen. Der Bürgerkrieg, der schließlich in einem landesweiten Genozid mündete, forderte 1994, am Höhepunkt, in nur 100 Tagen geschätzte 800.000 Tote. Heute, 25 Jahre später, zählt es zu den wirtschaftlichen Aufsteigern am afrikanischen Kontinent.
Historisch hat der Kolonialismus schwere Folgeprobleme heraufbeschworen, insbesondere die Infizierung mit Rassendenken und der bevorzugten Förderung der als Tutsi bezeichneten Volksgruppe. Eine vormals vielfältig durchmischte Gesellschaft wurde von den Kolonialmächten, zunächst Deutschland und anschließend Belgien, in 3 Stämme eingeteilt. Vermischt mit „Rassemerkmalen“ wurden wohlhabendere Rinderzüchter als Tutsis, ärmere Bauern als Hutus und die als Jäger und Sammler lebenden Ruander als Twas eingeordnet. Noch unter Belgiens Vorherrschaft wurde bei der Volkszählung 1935 die Zugehörigkeit zu einer der drei Stämme nach der Anzahl der Rinder, die ein Ruander besaß, durchgeführt und auf den Identitätskarten eingetragen. Der Vorrang der Tutsis - die Kolonialmächte hatten selbst kein eigenes Verwaltungssystem aufgebaut - ließ ein feindseliges Gesellschaftsgefüge gedeihen.
Heutzutage ist die Unterscheidung in Hutus und Tutsis verboten. Nachwirkungen bleiben. Die Ruandische Patriotische Front, die zunächst 1985 aus Tutsi-Flüchtlingen in Uganda gegründet wurde, ging als Sieger im Bürgerkrieg hervor und stellt die heutige Regierungspartei. Sie übt einen autokratischen Demokratiestil aus. Ihr wird die Unterdrückung von Opposition und Pressefreiheit nachgesagt, sowie Wahlmanipulation. Im Korruptionsindex hingegen rangiert Ruanda auf Platz 48 unter 175 Staaten. Eine bewusste Reaktion auf den Genozid war die gesellschaftliche Stärkung der Frau. Frauen in typischen Männerberufen anzutreffen, ist in Ruanda nicht ungewöhnlich, insbesondere weist das Ruandische Parlament den höchsten Frauenanteil weltweit auf.
Spitzenplätze am afrikanischen Kontinent belegt Ruanda: im Geschäftsklimaindex der Weltbank, im Global Competitiveness Index und dem Index für wirtschaftliche Freiheit. Sie entsprechen im weltweiten Vergleich Ränge im vorderen Drittel.
Die Rahmenbedingungen sind insgesamt schwierig. Im Staat herrschen:
- Hohe Bevölkerungsdichte und demographischer Druck.
- Schwacher Dienstleistungs- und industrieller Sektor.
- Kleiner, fragmentierter und stark regulierter Markt.
- Mangelnde regionale Vernetzung der Märkte.
- Regionale Konflikte und Kriege, häufig verbunden mit Begehrlichkeiten auf Bodenschätze in DR Kongo.
- Große Entfernungen und hohe Kosten beim Zugang zum Weltmarkt.
Als Stärken stehen gegenüber:
- Bergbau
- Touristisches Potential
- Entwicklung der Industrie
- Eine der attraktivsten Geschäftsumgebungen des Kontinents
- Fortschritte im Governance und relative politische Stabilität trotz Spannungen an den Grenzen
Das Wirtschaftswachstum ist mit geschätzten 7,2% für 2018 weiter angewachsen und sehr hoch. Die Inflation bleibt niedrig und lag 2018 bei 1,9%, das positive Folgen für den Konsum und den damit verbundenen Handelsaktivitäten erbrachte. Das langjährige Doppeldefizit mit einem Budgetdefizit 2018 von 4,2% und einem Leistungsbilanzdefizit 2018 von 8,7% ist ausgeprägt und chronisch. Dass hier die Sorgen trotzdem nicht so hoch ausfallen, liegt daran, dass der Bau des wichtigen Bugesera Flughafens eine wichtige Investition darstellt und einen hohen Anteil an den Kapitalimporten ausmacht. Der Export stieg und hat sich weiter diversifiziert. Die Devisenreserven sind hoch. Aus Fortführungen von Reformen, die von IWF-Programmen gestartet wurden, wie etwa der Steuerreform, wird eine deutliche Reduktion des Budgetdefizits erwartet.
Wirtschaftliche Expansion verbunden mit politischer Repression prägen gegenwärtig den rund 12 Millionen Einwohnerstaat. Bleibt Ruanda zu wünschen, dass die Erfolge, die es in eindrucksvoll kurzer Zeit seit dem Bürgerkrieg erzielt hat, auch in Zukunft eine Fortsetzung finden.
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