Des einen Leid, des anderen Freud
07. Aug 2019 | Blog
VON Daniel Kupfner
Nach diversen Meldungen der letzten Wochen und Monate könnte uns das aktuell extrem niedrige Zinsniveau durchaus noch längere Zeit begleiten. Sowohl kurz- als auch langlaufende Zinssätze sind in letzter Zeit nochmals gefallen und notieren knapp oder unter ihren Tiefstständen.
Für Sparer bedeutet dieser Umstand naturgemäß wenig Gutes und vor allem der Druck auf institutionelle Sparkunden wird zunehmend größer. In Abbildung 1 sind die Einlagenzinssätze für Private (oberer Bereich) und Unternehmenseinlagen (unterer Bereich) für Österreich und Deutschland mit verschiedenen Fristigkeiten angeführt. Während es bei Einlagen privater Haushalte kaum Veränderungen bei den Neugeschäfts-Zinssätzen gab und negative Einlagenzinssätze bei Privaten in keinem Euroraum-Mitgliedsland zu beobachten waren, sind negative Zinssätze bei Unternehmenseinlagen in Österreich vereinzelt bereits Realität geworden. So lag der kapitalgewichtete Durchschnittszinssatz für Neugeschäfte von kurzfristig gebundenen Unternehmenseinlagen mit -0,09% (Dezember 2018) erstmals im negativen Bereich. Seitdem sind die allgemeinen Referenzzinssätze aber noch weiter gefallen. Man muss an dieser Stelle aber betonen, dass es sich hier lediglich um vereinzelte und sehr große Einlagengeschäfte handelte. In anderen Euroraumländern wie z.B. Deutschland sind negative Einlagensätze bei nichtfinanziellen Unternehmen schon seit längerem zu beobachten.
Abbildung 1: Entwicklung Einlagensätze für Private und Unternehmen
Quelle: OeNB
Doch des einen Leid ist ja bekanntlich des anderen Freud. Soll heißen: Die großen Profiteure des niedrigen Zinsumfeldes sind die Kreditnehmer. Diese fragten in den letzten Jahren auch vermehrt Finanzierungen an, was sich gut in Abbildung 2 ablesen lässt. Während die Bilanzsummen der österreichischen Banken seit 2008 recht erheblich gesunken sind (um rund 20%), gab es einen konstanten Anstieg bei den Kreditgeschäften mit Kunden (private Haushalte und Unternehmen) im Inland (+ 13,69%).
Abbildung 2: Bilanzsumme und inländisches Kreditvolumen österreichischer Banken
Quelle: OeNB
Verantwortlich für das starke Kreditwachstum bei den nichtfinanziellen Unternehmen war vor allem die in Österreich weiterhin vorherrschende hohe Wohnbautätigkeit. Betrachtet man das aushaftende Kreditvolumen nichtfinanzieller Unternehmen nach Branchen, so sieht man, dass der Großteil der gesamten Ausweitung in den letzten beiden Jahren beim Grundstücks- und Wohnungswesen bzw. in der Baubranche stattfand. Auch bei privaten Haushalten blieb die Nachfrage nach Wohnbaukrediten auf einem hohen Niveau bestehen. Mit einem aushaftenden Gesamtvolumen von 110,5 Mrd. EUR machten Wohnbaukredite rund 68% des gesamten Kreditvolumens privater Haushalte bei österreichischen Banken aus.
Das Kreditwachstum privater Haushalte wird ob der historisch niedrigen Kreditzinsen wohl noch anhalten. Der Zinssatz für neu vergebene Wohnbaukredite in Österreich lag im Dezember 2018 bei 1,82%. Interessant zu beobachten ist, dass sich die Zinskonditionen dabei kaum von anderen Euroraum-Ländern unterscheiden und eine hohe Konvergenz der Zinssätze vorliegt (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3: Zinssätze für neu vergebene Wohnbaukredite in ausgewählten Euro-Ländern
Quelle: OeNB
Bei der Struktur des Neugeschäftes kam es in Österreich abermals zu einer Zunahme der Kredite mit langen Zinsbindungen. Während im Jahr 2014 noch ein Anteil von 84% der Wohnbaukredite mit variablem Zinssatz abgeschlossen wurde, betrug der Anteil 2018 nur noch 43%. Auch im Euroraum hat der Anteil variabel verzinster Wohnbaufinanzierungen abgenommen, obwohl dieser seit 2014 ohnehin nie besonders hoch war (siehe Abbildung 4).
Abbildung 4: Zusammensetzung des Neugeschäftes von Wohnbaukrediten
Quelle: OeNB
Der starke Anstieg an Fixzinskrediten ist natürlich dem extrem niedrigen Zinsniveau geschuldet und viele Kreditnehmer wollen sich diese niedrigen Zinsen möglichst lange sichern. Aber auch die Differenz zwischen lang- und kurzlaufenden Zinssätzen ist seit ca. einem Jahr stark zurückgegangen. Nimmt man den 3-Monats Euribor als Basis für variabel verzinste Kredite und den 10-Jahres Euribor ICE Swapsatz als Basis für Fixzinskredite mit 10-jähriger Laufzeit, so sieht man in Abbildung 5, dass der 10-Jahres Swap in letzter Zeit stärker gefallen ist als der 3-Monats Euribor. Das hat zur Folge, dass Fixzinskredite im Vergleich zu variablen Finanzierungen durch die kleiner werdende Zinsdifferenz tendenziell günstiger geworden sind. Sollte die Zinskurve jedoch wieder steiler werden, würden sich auch die Fixzinskredite wieder verteuern.
Abbildung 5: Gegenüberstellung/Differenz 3-Monats Euribor und 10-Jahres Euro Swap
Quelle: Bloomberg
Abschließend kann festgehalten werden, dass es für klassische Sparkunden (und v.a. institutionelle Spareinlagen) in nächster Zeit wohl nicht viel zu holen geben wird und man die Augen nach Alternativen unter Berücksichtigung einer breiten Diversifikation offen halten sollte. Auf Kreditseite scheint das aktuelle Umfeld momentan günstig zu sein, aber auch hier erscheint eine Diversifikation der Finanzierungsform hinsichtlich des Zinsrisikos (fix – variabel) durchaus sinnvoll.
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