Die nachhaltige eierlegende Wollmilchsau!

25. Okt 2019 | Blog

VON Josef Obergantschnig

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Spätestens seit der EU-Taxonomie ist es auf der Agenda jedes Asset-Managers. Die EU hat den Kampf gegen den Klimawandel zur Chefsache erklärt. Bis zum Jahr 2050 wird ein Senken der Treibhausgasemissionen auf Null angestrebt. Das ist allerdings nicht nur für Umweltaktivisten von großer Bedeutung. Die deutsche Bafin geht davon aus, dass sich die durch den Klimawandel verursachten Schäden jährlich auf 550 Mrd. Euro belaufen werden. Zudem kommen noch Schäden durch den Verlust von Biodiversität (= Artenvielfalt) in der Höhe von 577 Mrd. Euro hinzu. In Summe entsteht damit ein ökonomischer Schaden von 1,1 Billionen Euro. Das ist enorm und entspricht in etwa der jährlichen Wirtschaftsleistung von Österreich und der Schweiz. Der Klimawandel ist wahrscheinlich die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts.

 

Insofern ist es naheliegend, dass auch Investoren sich die Frage stellen, inwieweit man durch die Steuerung seiner Investments einen Beitrag leisten kann. In der Portfoliogestionierung stehen gegenwärtig vier Kernthemen im Fokus der Asset-Manager:

  • Ökonomische Komponente
  • ESG (Positiv- und Negativkriterien)
  • Klimawandel (CO2-Emissionen)
  • Sustainable Development Goals (SDGs)


Jeder Asset-Manager steht im Spannungsfeld dieser Komponenten. Zum Teil ergeben sich daraus Zielkonflikte. Beginnen wir einmal bei der ökonomischen Komponente. Viele Asset-Manager wie z.B. Versicherungen, Vorsorge- oder Pensionskassen haben einen Rechenzins zu erwirtschaften. Dieser liegt häufig über 2,5% p.a. Das betrifft aber auch private Investoren – selbst dann, wenn sie sich nur das Ziel setzen, den Geldwerterhalt zu gewährleisten. Durch die Niedrigzinsphase haben sich in den letzten Jahren die Rahmenbedingungen signifikant verändert. Es ist nicht mehr möglich, „risikolos“ den Geldwerterhalt oder eine Zielrendite von z.B. 2,5% zu erwirtschaften. Um eine theoretische Chance zu haben, das zu erreichen, muss man schon Aktien oder sonstige risikobehaftete Assetklassen beimischen.

 

Wenn man als Investor auch noch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, wird häufig auf Negativkriterien (Ausschluss) bzw. Positivkriterien (Förderung des Guten) zurückgegriffen. Diese Kriterien sind in die Bereiche Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) zu untergliedern. Um die Funktion als Asset-Manager ausüben zu können, ist die Größe des investierbaren Universums die zentrale Kenngröße. Die Anwendung von ESG-Kriterien haben in der Regel folgende Auswirkungen:

  • Fokus auf Europa
  • Mit zunehmender Bonität steigt die Nachhaltigkeitsgüte
  • Ausschlusskriterien betreffen vorwiegende Large-Caps
  • Large-Caps weisen eine bessere Nachhaltigkeitsgüte auf

 

Neben den ESG-Kriterien kann auch der Klimawandel im Portfoliokontext berücksichtigt werden. Hierbei gibt es bereits Messmethoden, den CO2-Wert des Portfolios auch im Vergleich zu einer Benchmark darzustellen. In der EU-Taxonomie wird diesem Aspekt auch Rechnung getragen. Hierbei werden zwei Benchmarks definiert, anhand derer sich einzelne Portfolios messen können/müssen. Die EU Paris Aligned Benchmark (PAB) zielt auf die Pariser Klimaziele ab. Die EU Climate Transition Benchmark (EU CTB) geht ausschließlich auf den CO2-Austoss ein und ist etwas weniger restriktiv.


Als viertes Thema können auch die Sustainable Development Goals (SDGs) in den Portfoliooptimierungsprozess einfließen. Die SDGs wurden im Rahmen einer UN-Sitzung von 193 Staaten unterfertigt. Die Staaten haben sich für 17 Themenfelder Ziele auferlegt, die sie bis zum Jahr 2030 erreichen wollen. Problematisch dabei ist allerdings, dass diese Zielvorgaben nicht klar definiert sind. Für die 169 Ziele werden laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat für nur etwa 20% konkrete Zielvorgaben definiert. Der verbleibende Teil ist eher schwammig formuliert. Das ist aus meiner Sicht auch der große Kritikpunkt. Die Millenium Development Goals (MDGs) waren der Vorgänger. Hierbei wurden konkrete Zielvorgaben gesetzt, die auch ganz klar definiert wurden (Referenzjahr 1990). Insofern war die Messbarkeit gegeben. Das schafft Struktur, Klarheit und Transparenz. Die Milleniumsziele waren einer der größten Erfolge der Vereinten Nationen.

 

Wie wirkt sich die Anwendung einzelner Kriterien nun aus? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir ein internationales Aktienportfolio (MSCI World) analysiert. Ein SDG optimiertes Portfolio weist auch einen positiven Zusammenhang mit einem CO2-optimierten und ESG-optimierten Portfolio auf. 64% der in SDG ausgewählten Aktien sind auch ESG-Outperformer bzw. 54% sind auch CO2-Outperformer. Sektorenseitig wird der Healthcare Sektor deutlich übergewichtet bzw. der Energy-Sektor merklich untergewichtet. Besonders stark ist die Ausprägung bei SDG-Portfolios – der Healthcare-Sektor repräsentiert im investierbaren Universum 25% (!) der Titel. Regionenseitig wird Europa übergewichtet. Hierbei ist die Ausprägung beim ESG-Portfolio mit Abstand am höchsten – die Anzahl der europäischen Unternehmen im investierbaren Universum ist doppelt so hoch wie im Benchmark-Portfolio. Hinsichtlich der Marktkapitalisierung werden in allen drei Varianten Large Caps bevorzugt. Die Ausprägung im ESG- bzw. CO2-Portfolio sind allerdings deutlich höher als im SDG-Portfolio.

 

Anhand dieser Beispiele wird rasch ersichtlich, dass Asset-Manager sich auch mit der Frage beschäftigen müssen, wo man seinen Schwerpunkt legen wird. Wenn man aus nachhaltiger Sicht die eierlegende Wollmilchsau umsetzen möchte, ist das investierbare Universum sehr wahrscheinlich zu klein, um der Funktion als Asset-Manager qualitativ hochwertig nachkommen zu können.

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