Sie wünschen - wir spielen!

14. Nov 2019 | Blog

VON Alfred Kober

Zweifelsohne, der Druck nimmt zu. Knapp 200 Firmenchefs haben sich im Zuge des heurigen „Round Table“ Treffens, der wohl mächtigsten Lobbyorganisation in den USA, auf eine Abkehr von der klassischen Shareholder-Value Philosophie geeinigt. Die weitaus eindimensionale Shareholder-Value-Denke setzt die Interessen der Aktionäre in den Mittelpunkt der Unternehmenssteuerung und lässt sich in aller Regel auf die Maximierung von Kurs- und Dividendenertrag reduzieren. Der Kreis schließt sich dadurch, dass Vergütungsverträge des Topmanagements üblicherweise eine wesentliche und vor allem ertragsreiche Kurskomponente beinhalten, wodurch auch Verantwortungsträger monetär entsprechend engagiert bleiben.

 

In Zeiten von Klimaerwärmung und Social Responsibility trifft diese Bekundungserklärung den vom Nachhaltigkeitsgedanken geprägten Zeitgeist. Weniger Shareholder- und mehr Stakeholder-Value. Eine Debatte, die höchst aktuell erscheint – allerdings alles andere als neu ist und bereits seit einem halben Jahrhundert geführt wird. Schon in den 1970iger Jahren sorgte ein Artikel des US-Ökonomen und Nobelpreisträgers Milton Friedman für weltweite Unruhe. Seither reibt man sich an der, bereits für damalige Verhältnisse provokanten Headline: „The Social Responsibility of Business is to increase its Profits”. Wenngleich sich der Artikel mehr mit der Pincipal/Agent-Problematik von CEOs befasst, sorgt diese spitz formulierte Schlagzeile seither für Zündstoff.

 

Das liberale wirtschaftliche Verständnis gerät nun im gegenwärtigen Umfeld einer verstärkten Schieflage der globalen Vermögensverteilung, der nicht mehr zu verleugnenden Klimaveränderung und von Governance-Themen unterschiedlichster Art zunehmend in Misskredit. Es sind vor allem die beispiellosen Auswüchse, die dabei für Argwohn sorgen und den Kessel immer wieder hochkochen lassen.

 

Das Verständnis für nachhaltige Themen wächst seit Jahren und ist immer stärker in unseren Lebensbereichen verankert. Politische sowie regulatorische Vorgaben steigen und definieren immer öfter Nachhaltigkeitsstandards – sowohl für die Realwirtschaft als auch für Kapitalveranlager. Genau hier setzt der Hebel an. War das Kapital vor einigen Jahrzehnten noch zersplittert und geprägt von einer Vielzahl an Kleininvestoren, ist eine zunehmende Konzentration des weltweiten Finanzvermögens auf wenige institutionelle Sammelstellen zu verzeichnen. Diese sind verpflichtet, ihre Treuhandfunktion wahrzunehmen. Im Fahrwasser der steigenden Vorgaben und unter höherem Druck seitens der Kunden spielen institutionelle Investoren den Ball weiter an Unternehmen und Schuldner. So hat sich etwa der weltweit größte Kapitalverwalter für mehr Engagement in Sachen Corporate Social Responsibility ausgesprochen und wie eingangs aufgezeigt, ließ die Antwort seitens der Konzernlenker nicht lange auf sich warten. Ganz nach dem Motto: „Sie wünschen wir spielen“.

 

Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, dass sich nun gerade Leute wie Jeff Bezos, Gründer von Amazon oder auch Jamie Dimon , CEO von JP Morgan (Personen die wahrlich für die Inkarnation der Shareholder-Value Philosophie stehen) für ein Mehr an gesellschaftlicher Verantwortung aussprechen. Inwieweit Bekundungen auch in Taten umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Ein Wandel wie dieser wird definitiv seine Zeit benötigen.

 

Kapital als Hebel für ein nachhaltigeres Wirtschaften – ja, aus meiner Sicht ist das klug und anzustreben. Unternehmen operieren in einem gesetzlich abgesteckten Rahmen und es gilt diesen einzuhalten. Ab und an tendieren Diskussionen und Anregungen jedoch sehr einseitig zu verlaufen und abzudriften. Zur Erinnerung: Unternehmen sind keine Wohltätigkeitsvereine und ja, auch künftig werden Aktionäre Renditen einfordern!

 

Mit unserem bzw. dem europäischen Bewusstsein für ESG-Themen sind wir einigen Regionen dieser Welt einen Schritt voraus. Dass sich der Druck nun auch von Seiten amerikanischer Investoren aufbaut, ist ob der immensen Kapitalmittel begrüßenswert. Abzulehnen ist aus meiner Sicht eine Entwicklung, in der das Nachhaltigkeits-Pendel in einem fundamentalen Zwang mündet und erwartet wird, dass Unternehmen Probleme zu lösen haben, die an sich von staatlicher Seite zu bewerkstelligen wären. Im Umfeld steigender Erwartungen im Sinne der Nachhaltigkeit, von Konsumenten und auch immer stärker seitens der eigenen Mitarbeiter kommend, werden sich Unternehmen tunlichst davor hüten, ein kontroverses Verhalten an den Tag zu legen – zählt doch eine tadellose Reputation zu den wohl bedeutendsten Erfolgsbringern dieser Zeit.

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