Wir sparen uns arm
07. Feb 2020 | Blog
VON Alfred Kober
Die enge Verbundenheit mit unserem nördlichen Nachbarn zeigt sich nicht nur in der gemeinsamen Sprache (wenngleich in beiden Ländern dieses Thema zum Teil anders gesehen wird), sondern auch in Geldbelange tickt Österreich und Deutschland sehr ähnlich – nämlich stockkonservativ. An dieser Stelle möchte ich unmissverständlich darlegen, dass mir dieses Verhalten durchaus näher ist, als der auf Pump finanzierte Konsum. Nichtsdestotrotz haben sich in den letzten Jahren die Vorzeichen geändert, nämlich im wahrsten Sinn des Wortes. Wir operieren im Umfeld von Negativ-, Null bzw. Niedrigzinsen. Fortwährend und nachhaltig knabbern die Preisanstiege am Wert unserer Ersparnisse. Man mag meinen, dass Frau und Herr Österreicher Klarschiff machen und sich längst Auswege aus dieser Zinsmisere gesucht haben. Ziemlich weit gefehlt!
Liquidität scheint den Haushalten näher und wichtiger zu sein als Rendite, zeigt ein Bericht der OeNB, der im Zuge einer Pressekonferenz im letzten Quartal des Vorjahres veröffentlicht wurde. Die Sparquote hierzulande liegt seit einigen Jahren bei knapp unter 8%. Das entspricht pro Nase rd. 160 EUR im Monat. Die Mittelverwendung (inkl. Kredite) zeigt hingegen immer noch, dass weniger als 40% in Realinvestitionen wie in die Errichtung und Renovierung von Wohnraum, fließen. Angesichts der fortwährenden „Versiegelung“ von Grünflächen mit Asphalt und Beton ist der Anteil gefühlt gestiegen, er pendelt allerdings am 20jährigen Durchschnitt. 60% der Mittel fließen in die Geldvermögensbildung (= 14,3 Mrd. EUR im Jahr 2018). Entgegen jeglicher wirtschaftlicher Vernunft horten Frau und Herr Österreicher den überwiegenden Teil davon in Bargeld und Spareinlagen. Dass diese Quote besonders seit 2015 markant angestiegen ist, ist dabei besonders kurios, da seit diesem Jahr die Leitzinsen auf der Nulllinie liegen (max. 0,05%). Die nachstehende Graphik veranschaulicht die Dominanz von Einlagen inkl. Bargeld (dunkle Balken) zu Vorsorgeprodukten, Wertpapieren etc.
Quelle: Daten der OeNB
Während ich an dieser Stelle nicht herumjammern und auch nicht unsere Branche großartig anpreisen möchte, ist es mir schon ein Anliegen, historische Renditen in den richtigen Kontext zu stellen. Die Empirie zeigt uns, dass Anleger für die Übernahme des Schwankungsrisikos mit ordentlichen Prämien belohnt werden. Für Aktien betrugen diese Risikoprämien in den letzten 120 Jahren, je nach Land und Region, zwischen 4% und 6% pro Jahr. Ich habe bewusst das Schwankungsrisiko als relevante Dimension herangezogen, da wir in der Veranlagung von breit diversifizierten Aktienportfolios ausgehen und Einzeltitelrisiken eine untergeordnete Rolle spielen. Dieses Schwankungsrisiko sinkt mit der Länge des Zeithorizonts und unterscheidet sich bei langfristigen Veranlagungszeiträumen nur unwesentlich von vermeintlich risikoärmeren Veranlagungskategorien. Durch das systematische Bunkern dieser immensen Geldsummen auf mehr oder weniger nicht verzinsten Konten verzichtet der konservative Sparer bewusst auf Rendite, während Preisanstiege fortwährend am Geldwert knabbern. Schon allein der Bestand an Bargeld und Einlagen belief sich in Österreich auf rd. 209 Mrd. EUR (6/2019). Auf 8,8 Mio. Einwohner verteilt, entspricht dies ca. 33.000 EUR pro Nase oder 330 EUR pro Jahr für 1% Renditeverzicht. Bei einer Inflationsrate von aktuell 1,5% können sie schon mal 495 EUR an Referenzgröße ansetzen, die es zu verdienen gilt, um allein den Geldwert zu erhalten.
Genau an dieser Stelle muss ich immer wieder an die öffentliche Aussage eines österreichischen Ex-Politikers der ersten Reihe denken, der stolz und ausdrucksstark bekundete, keine einzige Aktie besessen zu haben. Ebenso erstaunt bin ich über das Verhalten der österreichischen Staatsbürger, die angesichts des demographischen Wandels, der in den nächsten Jahrzehnten unser Umlageverfahren zu crashen droht, ziemlich cool bleiben.
Zumindest ebenso gelassen, allerdings weitaus weitsichtiger finde ich das Agieren des norwegischen Staats-/Pensionsfonds. Sicherlich, die Vorzeichen sind grundlegend andere und gespeist wird der Fonds durch direkte und indirekte Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft. Die Statuten des Fonds sehen vor, dass max. 3% des Volumens pro Jahr abgezogen werden können – der Rest wird wiederveranlagt. Die Weitsichtigkeit und Professionalität hinsichtlich des Vermögensmanagements kommen unter anderem und unmissverständlich in der Allokation der Gelder zum Ausdruck. Der Fonds veranlagt langfristig, Vermögensschwankungen werden bewusst in Kauf genommen und der professionelle Aufsatz ermöglicht ein erhebliches Partizipieren an der Entwicklung der Weltwirtschaft. Die strategische Ausrichtung des Fonds zeichnet sich unter anderem durch einen hohen Diversifikationsgrad (>9000 Aktienbeteiligungen in >70 Ländern) und einem gegenwärtigen Aktienanteil von rd. 69%. Dieser liegt seit nunmehr vielen Jahren deutlich über 50% des Gesamtvolumens. Per 2018 hält der Fonds auch hierzulande Aktienpakete, und zwar an 32 Gesellschaften – unter anderem an Mayr Melnhof Karton AG, Flughafen Wien AG, voestalpine AG, Verbund AG etc. und partizipiert damit direkt am wirtschaftlichen Erfolg dieser Unternehmensperlen. Bitte nicht falsch verstehen - ich halte von wenigen großen staatlichen Direktbeteiligungen recht wenig – dies sollte uns auch unsere eigene Geschichte gelehrt haben. Ebenso wenig halte ich von der immer wiederkehrenden Stimmungsmache gegen Aktien, egal von welcher Seite draufgehämmert wird.
Fakt ist, dass Geldmittel immer noch größtenteils in klassische Einlagen fließen. Das Niedrigzinsumfeld, das uns nun bereits seit Jahren treu begleitet und es keine Anzeichen einer nachhaltigen Änderung gibt, macht den „braven“ Sparer arm und führt zum Realverlust des Geldwertes – ein generelles Überdenken der festgefahrenen Sparstrategie ist mehr als angebracht, nicht nur hier in Österreich! In den meisten Haushalten ist das Thema allerdings immer noch tabu und für die Planung des nächsten Urlaubes wird in der Regel zumeist weit mehr Zeit aufgewendet als für die eigene Ansparstrategie. Möglicherweise führt die Einführung negativer Sparzinsen im Privatbereich, der institutionelle Sektor leidet darunter seit Jahren, zu einem Erwachen aus der persönlichen Veranlagungsstarre.
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