Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert; und Wochen, in denen Jahrzehnte passieren! (W.I. Lenin)
26. Jun 2020 | Blog
VON Alfred Kober
Treffend und auf den Punkt gebracht, umreißt dieses Zitat das Geschehen rund um die Bühne der Politik, den Bauchfleck der Volkswirtschaft und die Dynamik der Kapitalmärkte in den letzten Monaten.
Es ist kein Justieren der Agierenden, das wir erleben. Vielmehr handelt es sich um ein signifikantes Verstellen der unterschiedlichsten Stellschrauben mit noch nicht absehbarem Ausgang. Ja, koste es was es wolle und Gesundheit über alles – die Botschaft ist nachvollziehbar.
Neben all dem menschlichen Leid bleiben Schuldenstände der Staaten, die kaum Spielraum für Realzinsen zulassen, tausende Milliarden an neu geschaffenem Geld in den unterschiedlichsten Währungen, eine rabenschwarze Rezession der Weltwirtschaft, ein grassierendes Virus als Auslöser all dieser Entwicklungen sowie Aktienkurse, die unweit der Hochs notieren. Es prallen Ideologien aufeinander und wer immer noch glaubt, dass Staatsschulden mit eisern Erspartem beglichen werden, sollte spätestens seit der Aktivierung des Pandemic Emergency Purchase Programmes (PEPP) der EZB und den Diskussionen rund um den Hilfsfonds (aus dem Budget finanziert) ein wenig skeptisch werden. Weltweit fährt die „Notenpresse“ Sonderschichten, um durch den Ankauf von Anleihen die Kapitalmarktrenditen bzw. den risikolosen Zinssatz niedrig zu halten. Für die Bewertung von Vermögenswerten ist dieser Dreh- und Angelpunkt und je niedriger die Diskontierungsrate desto höher der Barwert. Insofern sind die punktuell höheren Bewertungsniveaus der letzten Jahre zumindest erklärbar. Ausreißer, in beide Richtungen, zogen immer schon den aktiveren und langfristiger orientierten Investor an. Durch das gezielte Ausnutzen nicht haltbarer Abweichungen zum Mittelwert (Reversions to the mean) versucht der vermeintlich bestens informierte Investor einen Mehrertrag zu generieren. Dass dabei der Begriff der „Langfristigkeit“ immer wieder in den Mittelpunkt rückt und sehr dehnbar ist, erfahren Anleger immer wieder.
Diese Unvorhersehbarkeit ist fester Bestandteil und charakterisiert die Entwicklungen am Kapitalmarkt seit jeher. Günstig bleibt günstig und bereits teuer wird verdammt teuer. Groß wird größer während kleinere Unternehmen klein bleiben. Ungleichgewichte und Konzentrationen bauen sich auf, wohin man auch blickt. Dass sich viele dieser Ungleichgewichte wieder lösen, ist anzunehmen – wann dies sein wird, vermag niemand zuverlässig einzuschätzen. Die folgenden Charts sind ein kurzer Abriss dessen, wie sehr sich Erträge zueinander sowie der Aufbau von Marktwerten im Zeitablauf ändern. Die Charts bleiben soweit von mir unkommentiert, sollen zum Nachdenken anregen und sind keinesfalls als Positionierungsempfehlungen zu verstehen.
Es sind Vergleiche wie diese, die aus sehr langfristiger Perspektive eine Orientierungsstütze geben. Allerdings rate ich zur Vorsicht mit dem daraus ableitbaren Mehrwert! So sind die Ergebnisse der klassischen wertorientierten Aktienveranlagung, wie es etwa Abbildung 2 zeigt, beispielhaft dafür. Die ökonomisch gut begründbare Value-Orientierung führte in den letzten 10 Jahren eher zu Enttäuschungen als zu Jubelsprüngen. Ähnliche Entwicklungen zeigt auch der steigende Trend zu großkapitalisierten Gesellschaften, während kleinere Titel zunehmend in den Hintergrund rücken, oder auch der unermessliche Appetit auf Unternehmen der New Economy. In der langen Historie entwickeln sich viele der Marktsegmente in Zyklen zueinander – wie Ebbe und Flut – jedoch weit weniger vorhersehbar. Ob zwischenzeitlicher Ausschlag des Pendels oder doch strukturelle Verschiebung wird sich zeigen. Die Änderung meines eigenen Verhaltens in den letzten Jahren zeugt davon, dass die zunehmende Integration neuer Technologien in vielen Lebensbereichen dann doch auch ein gutes Stück weit strukturell untermauert und von dauerhafter Natur ist.
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